Kurzes Nickerchen: Welche positiven Effekte bisher unterschätzt wurden

Kurzes Nickerchen: Welche positiven Effekte bisher unterschätzt wurden
Schlafspezialisten sind davon überzeugt, dass viele Auswirkungen der kurzen Phase zwischen Wachheit und Tiefschlaf noch gar nicht ausreichend erforscht sind.

Ein kurzes Schläfchen um die Mittagszeit von maximal rund 20 Minuten bzw. am Nachmittag hat etliche Vorteile: Viele Menschen fühlen sich danach fitter und leistungsfähiger. Auch gesundheitliche Effekte sind bekannt: Bereits 2007 zeigte eine griechische Studie, dass Menschen, die regelmäßig einen "Powernap" machen, ihr Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall senken können. 

Eine britische Studie wiederum fand sogar einen Zusammenhang zwischen Mittagsschlaf und Gehirnvolumen: Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer, zu deren regelmäßigen Gewohnheiten ein Nickerchen untertags gehörte, hatten ein größeres Hirnvolumen. Jetzt macht ein Team von Schlafforscherinnen und -forschern vom Paris Brain Institute der Sorbonne-Universität auf einen bisher ihrer Meinung nach unterschätzten Effekt aufmerksam: den Auswirkungen auf die Kreativität und die Gehirnfunktionen.

"Mehrere Studien deuten darauf hin, dass ein kurzes, zehn- bis fünfzehnminütiges Nickerchen optimal ist, um sowohl die subjektive als auch die objektive Schläfrigkeit zu verringern, die kognitive Leistungsfähigkeit zu steigern und gleichzeitig Schlafträgheit zu vermeiden", schreiben Célia Lacaux und ihre Co-Autoren im Fachmagazin Trends in Neurosciences. Allerdings sei bisher in der Forschung die Einschlafphase, die oft als bloßes Vorspiel des Schlafs dargestellt wird, weitgehend übersehen worden. Es gebe jedoch zunehmend Hinweise darauf, dass diese Phase wichtige kognitive Funktionen erfülle, etwa im Bereich der Gedächtnisleistungen und Kreativität.

Nickerchen hilft beim Rätsellösen

Dies zeigte auch eine Studie der französischen Wissenschafterinnen und Wissenschafter, über die kürzlich die FAZ berichtete: In einer Gruppe von Probandinnen und Probanden, die ein kurzes Schläfchen hinter sich hatten, konnten 83 Prozent ein komplexes Zahlenrätsel lösen. In der Gruppe der wach gebliebenen Personen gelang dieser Wert nur bei 31 Prozent. Bei jenen, die tief eingeschlafen waren, schafften sogar nur 14 Prozent, das Rätsel zu lösen.

"Mehrere neuere Studien stützen die Idee, dass der Grenzbereich des Schlafs kreative Impulse fördert", betonen die Forschenden in ihrem Übersichtsartikel. So hätten beispielsweise in einer Studie 82 Prozent der 434 befragten Teilnehmerinnen und -teilnehmer berichtet, dass sie in einem Zustand des "Halbschlafs" nützliche Einsichten oder Lösungen für aktuelle Probleme gewonnen hätten. Bei rund 40 Prozent sei dies sogar regelmäßig der Fall. Und eine weitere Untersuchung hätte gezeigt, dass bereits eine kurze, zehnminütige Ruhephase das Lösen von Problemen fördere.

Kurzes Nickerchen: Welche positiven Effekte bisher unterschätzt wurden

Fazit der Autorinnen und Autoren: Es gebe immer mehr Belege dafür, dass die Einschlafphase eine einzigartige Rolle in verschiedenen Bereichen der Gehirnfunktion spielen könnte, darunter die Erholung der geistigen Leistungsfähigkeit, Verarbeitung von Gedächtnisinhalten und Kreativität.

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