Reisemedizin: Wer profitiert von Impfstoffen gegen Chikungunya und Dengue?

Reisemedizin: Wer profitiert von Impfstoffen gegen Chikungunya und Dengue?
Tropenkrankheiten auf dem Vormarsch: Der erste Impfstoff gegen Chikungunya könnte bald auf den Markt kommen, verfügbar ist bereits ein Dengue-Vakzin.

Der Name ist ein Zungenbrecher: „Chikungunya“ bedeutet in der Sprache der Makonde im Südosten Tansanias „der gekrümmt Gehende“. Das bezieht sich auf die oft schweren Muskel- und Gelenksschmerzen, die eine Infektion mit dem durch verschiedene Mückenarten übertragenen Chikungunya-Virus hervorruft.

Die französisch-österreichische Pharmafirma Valneva hat jetzt mit einer neuen Studie einen großen Schritt Richtung Zulassung des weltweit ersten Impfstoffes gegen diese Tropenkrankheit gemacht. Und bereits seit April ist ein neuer Impfstoff gegen die Tropenkrankheit Dengue in Österreich verfügbar. Aber wer sollte sich überhaupt bei Reisen in tropische Destinationen künftig gegen Chikungunya und jetzt schon gegen Dengue impfen lassen?

Die Ergebnisse der Zulassungsstudie für den Chikungunya-Impfstoff sind jetzt im Fachmagazin Lancet Infectious Diseases veröffentlicht worden: 28 Tage nach der Lebendimpfung mit einem abgeschwächten, aber nicht krankmachenden Virus zeigten sich bei fast 99 Prozent der Probanden in der Impfgruppe (263 von 266) Antikörper-Spiegel, die höchstwahrscheinlich einen Schutz vor der Erkrankung bieten. Eine Impfung genügt. Die Firma Valneva hat bereits Zulassungsanträge in den USA und der Europäischen Union gestellt.

Da es bisher nur diese Laborergebnisse gibt, lässt sich nicht sagen, wie gut die Impfung tatsächlich Infektionen oder Krankheiten verhindert. „Feldstudien mit Chikungunya sind sehr schwierig“, sagt der Reisemediziner Herwig Kollaritsch. „Man weiß ja im Vorhinein nicht, wo es zu einem Ausbruch kommen wird – und bis man dann mit der Studie beginnen kann, können die Erkrankungszahlen schon zurückgehen.“

Allerdings: „Von früheren Studien dieser Art wissen wir, dass hohe neutralisierende Antikörperkonzentrationen bei Virusinfektionen auch mit einer Verhinderung der Krankheit korrelieren (einhergehen, Anm.)“, schreibt der österreichische Tropenmediziner Peter Kremsner (Uni Tübingen) für das deutsche Sciencemediacenter.

Wem die Impfung empfohlen werden könnte

Kollaritsch: „Nach der Zulassung wird diese Impfung sicher nicht jedem Reisenden empfohlen, sondern nur dort, wo es gerade Ausbrüche – wie derzeit etwa in Paraguay – gibt.“ Für Österreich ist mit keiner Impfempfehlung zu rechnen – auch wenn im Vorjahr im Rahmen des Gelsenmonitorings der AGES erstmals asiatische Tigermücken in allen Bundesländern gefunden wurden.

Eine große Hilfe könnte der Impfstoff auf jeden Fall für die Menschen bringen, die ständig in Regionen leben, in denen das Chikungunya-Virus zirkuliert: "Der Chikungunya-Impfstoff von Valneva seiht dieser Studie zufolge sehr vielversprechend aus und würde die Krankheitslast in den am stärksten betroffenen Regionen sicherlich deutlich senken."

Impfstoff gegen Dengue ist zugelassen

Seit April ist in Österreich ein neuer Impfstoff von Takeda gegen die Tropenkrankheit Dengue verfügbar. Davor gab es nur ein Vakzin für Menschen zwischen 9 und 45 Jahren, die in einem Endemie-Gebiet leben (wo die Krankheit regelmäßig auftritt) und die bereits eine frühere Dengue-Virus-Infektion hatten.

Das neue Präparat hingegen kann auch als Reiseimpfung eingesetzt werden: „Dieser Impfstoff erwies sich bei der Vorbeugung von Fieber aufgrund der Dengue-Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen in den 12 Monaten nach der zweiten Injektion als wirksam“, schreibt die Europäische Arzneimittelagentur EMA. „Es gibt aber vor allem von erwachsenen Personen, die noch keine Infektion hatten, nur sehr wenige Daten“, sagt Kollaritsch. „Und das ist ja der Regelfall bei Reisenden, dass sie noch keine Infektion hatten.“

Eine Personengruppe steht im Mittelpunkt

Derzeit arbeite das Nationale Impfgremium eine Impfempfehlung aus. „Im Moment können wir eine klare Empfehlung für die Impfung nur für jene Personen aussprechen, die schon einmal eine nachgewiesene Dengue-Erkrankung hatten und die in Hochrisikogebiete reisen.“

Das sei aber eine wichtige Gruppe: „Das sind jene Menschen, die sich bisher nicht getraut haben, neuerlich in Dengue-Gebiete zu fahren, weil sie Angst hatten, bei einer Zweitinfektion schwer krank zu werden – Zweitinfektionen verlaufen ja schwerer. Insofern ist die Impfung ein echter Fortschritt. “

Aber bei Menschen, die noch keine Infektion hatten, sei aufgrund der spärlichen Daten eine generelle Impfempfehlung bei Reisen in Dengue-Gebiete nicht möglich: „Eine Erstinfektion ist zwar sehr unangenehm, aber im Gegensatz zu einer Zweitinfektion nie lebensbedrohlich.“ Notwendig sind zwei Impfungen im Abstand von drei Monaten, mindestens vier Monate vor Abflug soll die erste durchgeführt werden.

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