Patentfreier Corona-Impfstoff aus Afrika ist auf Schiene

Patentfreier Corona-Impfstoff aus Afrika ist auf Schiene
Die Weltgesundheitsorganisation hofft trotzdem auf die Zusammenarbeit mit Moderna bzw. Biontech/Pfizer.

Die große Kluft zwischen globalem Norden und globalem Süden erschwert den Kampf gegen die Pandemie. Während in europäischen Ländern etwa bereits über den vierten Stich diskutiert wird, fehlt es in vielen Ländern Afrikas an den nötigsten Schutzmaßnahmen vor der Ausbreitung der Corona-Viren.

Nun kommt das schon länger geplante Projekt für einen patentfreien Impfstoff aus Afrika besser voran als erwartet, berichtet Weltgesundheitsorganisation. Das von der WHO ausgewählte Forschungs- und Fertigungszentrum in Südafrika habe innerhalb weniger Wochen einen Impfstoffkandidaten auf Basis der neuartigen mRNA-Technologie produziert.

Keine Unterstützung von Biotechfirmen

Dies sei ohne Unterstützung der Biotechfirmen gelungen, die mRNA-Corona-Impfstoffe herstellen, aber die Zusammenarbeit bisher ablehnen, sagte Martin Friede, WHO-Koordinator für Impfforschung. Als Hub hatte die WHO im Juni 2021 das Biotechnologieunternehmen Afrigen Biologics and Vaccines in Kapstadt ausgewählt. Tests mit dem Impfstoffkandidaten könnten im Herbst beginnen.

Keine Patentverletzung

Die WHO betont, dass das Labor öffentlich zugängliche Technologien verwendet und keine Patente verletzt. Die Technologie soll Firmen in anderen ärmeren Ländern zur Verfügung gestellt werden. Das Labor bildet auch Personal aus. Noch im Februar sollen weitere Länder genannt werden, in denen produziert werden soll. Argentinien und Brasilien stehen als Standorte bereits fest.

Ohne Unterstützung drei Jahre Entwicklung

Die WHO rief Biotechfirmen erneut zur Beteiligung an dem Projekt auf. Dadurch könne viel Zeit bei den klinischen Studien gespart werden. Mit ihrer Unterstützung sei die Entwicklung eines Impfstoffs in zwölf bis 18 Monaten denkbar, andernfalls dauere es drei Jahre. Friede nannte konkret den US-Hersteller Moderna und das Mainzer Unternehmen Biontech sowie dessen Partner Pfizer. Es arbeiteten aber inzwischen rund zwanzig weitere Unternehmen - etwa in China, Taiwan und Indien - an mRNA-Impfstoffen.

Bonus für alle Beteiligten

Auch diese Biotechfirmen könnten von der Ausbildung von Spezialisten bei Afrigen profitieren, wenn sie Lizenzvereinbarungen zur Produktion ihrer Impfstoffe mit Laboren in ärmeren Ländern schließen, sagte Charles Gore, Exekutivdirektor des Medicine Patent Pool. Die von den UN gegründete Initiative handelt Patentlizenzvereinbarungen mit Pharmaunternehmen aus und bündelt sie, damit sie für Generikahersteller leichter zugänglich sind.

Nur reiche Länder sind gut mit Impfstoff versorgt

Das Afrigen-Projekt soll die Versorgung ärmerer Länder mit Impfstoffen revolutionieren, sagte WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan. Die ersten Corona-Impfstoffe seien in reichen Ländern entwickelt und hergestellt worden. "Es gab so viel Hoffnung, als die Impfstoffe kamen - aber dann haben wir das Phänomen des Impfstoff-Horten gesehen, und reiche Länder haben sich für Milliarden Dollar Vorkaufsrechte für Impfstoff gesichert." Ärmere Länder seien monatelang fast leer ausgegangen. Die WHO habe erkannt, dass das Problem nur gelöst werden könne, wenn dort selbst produziert werde.

Kommentare