Niki Popper: Günstiger Corona-Trend in Österreich vor Ende

Popper interessierte sich "immer schon dafür, wie Systeme funktionieren"
Ende August oder Anfang September sei wieder mit einer schrittweisen Verschärfung zu rechnen, sagt der Simulationsforscher.

Die aktuell günstige Corona-Prognose in Österreich wird sich nach Ansicht von Experten langfristig nicht fortsetzen. Ende August oder Anfang September sei wieder mit einer schrittweisen Verschärfung zu rechnen, sagte der Simulationsforscher Niki Popper der Deutschen Presse-Agentur. Dies werde sich bei der Belegung der Krankenhäuser mit Covid-Patienten zeigen. Die Fallzahlen selbst sagten auch in Österreich immer weniger aus, speziell seit der Abschaffung der Quarantäne-Pflicht für Infizierte am 1. August.

Abwasser analysieren

Der Schritt habe den Anreiz, sich testen zu lassen, weiter verringert, sagte Popper. „Dadurch ist den Fallzahlen derzeit nicht zu vertrauen.“ Einen Überblick könne man sich mit dem Monitoring des Abwassers verschaffen. Das Ende der Quarantänepflicht erhöhe im Modell die Ausbreitungsdynamik. „Es rennen mehr Leute herum, die sich gegenseitig anstecken.“ Allerdings sorgten aktuell die Saisonalität - im Sommer grassiert das Virus weniger - und eine partielle Immunität der Bevölkerung für einen dämpfenden Einfluss.

Die Politik müsse nun entscheiden, ob generell Patienten mit Symptomen als Indikator für die Entwicklung genommen werden sollten, sagte der Experte, der auch die österreichische Regierung berät. Das empfehle auch das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Dazu wäre aber unabdingbar, das nun gestartete Hospitalisierungsregister mit vielen Daten lückenlos zu füllen. Da gehe es nicht nur darum, ob jemand "mit" oder "wegen" Covid im Spital liege. Vielmehr gelte es, auch weitere Krankheiten
und den Immunitätsstatus zu erfassen. So muss die Frage beantwortet werden: „Wie hoch ist der Anteil nicht-geimpfter 40-Jähriger ohne Vorerkrankungen in der Klinik?“

Infektionen gingen zurück

In Österreich gingen die Infektionszahlen zuletzt stark zurück. Die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der erfassten Erkrankungen binnen einer Woche pro 100 000 Einwohner - hat sich mit rund 470 Fällen im Vergleich zu Mitte Juli fast halbiert. Wie in der Schweiz und weiteren europäischen Ländern müssen Corona-Infizierte nicht mehr in Isolation. Vielmehr dürfen sie mit FFP2-Maske auch zur Arbeit. Wer sich krank fühlt, möge aber bitte zu Hause bleiben, so der Appell der Regierung.

 

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