Neue Forschung: So wirkt Mikroplastik im Körper

Spoon with microplastics
Eine Studie mit Mäusen ergab, dass die Plastikteilchen zu Krankheiten führen könnten und sich in den Organen ausbreiten.

Ob am Land, im Wasser oder in der Luft –  Mikroplastik gibt es überall. Untersuchungen zeigten bereits zahlreiche negative Auswirkungen der zwischen 0,001 und 5 Millimeter kleinen Kunststoffteilchen auf Meeresorganismen. Auch im Menschen konnte Mikroplastik in den vergangenen Jahren nachgewiesen werden. Wenig weiß man aber noch über die konkreten Folgen.

Nun wurde im International Journal of Molecular Science eine Studie veröffentlicht, in der untersucht wurde, wie Mikroplastik den Organismus von Mäusen beeinflusst. Dadurch kann man auch Rückschlüsse auf den menschlichen Körper ziehen. Die Forschung von Jaime Ross von der University of Rhode Island zeigt, welche Auswirkungen Mikroplastik auf das Verhalten und Entzündungsreaktionen der Mäuse hat und in welchen Geweben es sich anreichert.

Im Zuge der Studie erhielten junge und alte Mäuse drei Wochen lang Trinkwasser mit unterschiedlichen Mengen an Mikroplastik. Trotz einer geringen Dosis an Kunststoffteilchen im Wasser, bemerkten die Forschenden nach kurzer Zeit Veränderungen an den Tieren:  Ihre Bewegungen und ihr Verhalten insgesamt wirkten auffällig und es zeigten sich Symptome, die einer Demenz beim Menschen ähnelten. Der stärkste Wandel fiel dem Forschungsteam bei den älteren Studienmäusen auf. Als man die Tiere sezierte, konnte Mikroplastik in allen Organen, einschließlich des Gehirns, sowie in den Körperausscheidungen nachgewiesen werden. Außerdem stellte man Veränderungen der Immunmarker in Leber- und Hirngewebe fest. Immunmarker sind Proteine, deren Bestimmung zur Diagnose und Prognose von Krankheiten herangezogen werden kann.

Teilchen tief im Hirngewebe

"Da das Mikroplastik in dieser Studie oral über das Trinkwasser aufgenommen wurde, war der Nachweis in Geweben wie dem Magen-Darm-Trakt, der ein wichtiger Teil des Verdauungssystems ist, oder in der Leber und den Nieren immer wahrscheinlich", sagte Ross. Die Funde in Organen wie Herz und Lunge lassen aber vermuten, dass das Mikroplastik über den Verdauungstrakt in den Blutkreislauf gelangt. Die Blut-Hirn-Schranke, die vor Viren und Bakterien schützt, gilt als besonders schwer zu überwinden, doch auch diese passierten die Plastikteilchen. Sie wurden sogar tief im Hirngewebe nachgewiesen. Das könnte zu neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Depressionen führen, da als Folge ein Protein im Gehirn abgebaut werden kann, das viele Zellprozesse unterstützt.

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Studienleiterin Jaime Ross, Professorin für Neurowissenschaften und Pharmazie, plant anknüpfende Untersuchungen durchzuführen. Sie möchte weitere Erkenntnisse dazu sammeln, wie Mikroplastik das Gehirn verändert und besser verstehen, wie die Plastikteilchen Krankheiten auslösen.

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Im Juli dieses Jahres veröffentlichte die American Chemical Society eine Studie mit dem Ergebnis, dass Mikroplastik auch ins menschliche Herz gelangen und dort verbleiben kann. Bereits im April veröffentliche die Med Uni Wien eine Forschungsarbeit, in der Mikroplastik im Gehirn von Tieren nachgewiesen werden konnte und das bereits zwei Stunden nach der oralen Aufnahme.

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