Mundschutzmasken: Staubsaugerbeutel kommen für Eigenbau infrage

Symbolbild
Experimente zeigen, dass Staubsaugerbeutel gute Filtereigenschaften haben. Und das bei geringen Materialkosten und simpler Fertigung. Doch es gibt auch Kritik an der DIY-Variante.

Für eine Maske der Marke Eigenbau bietet das eigene Putzarsenal die besten Zutaten. Zu dem Schluss kommen jedenfalls Ingenieure der Luft- und Raumfahrttechnik der Bundeswehruniversität München, nachdem sie die Wirksamkeit von Behelfsmasken und diversen Materialien untersucht haben.

"Die experimentellen Ergebnisse zeigen, dass Staubsaugerbeutel mit Feinstaubfilter sehr gute Filtereigenschaften haben", teilte die Universität in Neubiberg bei München mit. Masken könnten daraus leicht selbst hergestellt werden, die Fertigung dauere mit etwas Übung fünf Minuten (eine Anleitung liefert die Universität hier, im PDF auf Seite 21). Materialkosten pro Maske: rund 50 Cent.

Mehrlagige Stoffe, dickes Vlies, Kaffeefilter, Toilettenpapier mit mehreren Lagen, Papiertaschentücher und Mikrofasertücher schützten unter normähnlichen Prüfbedingungen nicht vor einer Eigeninfektion. Auch der Mund-Nasen-Schutz, der etwa in Arztpraxen oder Kliniken verwendet werde, biete keinen wirksamen Schutz vor den typischen Tröpfchengrößen, wie sie beim Atmen, Sprechen und Husten entstehen. "Es wird daher dringend davon abgeraten, auf den Schutz dieser Masken zu vertrauen, wenn man nicht infiziert ist." Vor einer Infektion schütze vor allem ein ausreichend großer Abstand oder eine partikelfiltrierende Schutzmaske.

Sicherheitsabstand schützt

Die Forscher hatten anhand von Strömungsexperimenten auch untersucht, ob die von Fachleuten genannten Sicherheitsabstände zwischen Personen aus strömungsmechanischer Sicht sinnvoll sind - was sich im Wesentlichen bestätigte: Ein Sicherheitsabstand von 1,5 Meter reiche in der Regel aus, um sich vor einer Tropfeninfektion durch Atmen, Sprechen und einmaligem Stoßhusten zu schützen.

Bei lang anhaltendem Reizhusten solle der Sicherheitsabstand wenigstens drei Meter betragen. Wer nicht sicher sei, ob er sich infiziert habe, solle in der Öffentlichkeit Mundschutz tragen.

Potenzielle Gefahren*

An der Empfehlung der Bundeswehruniversität München gibt es jedoch Kritik: Die ausschließlich für Staubsaugergeräte entwickelten Produkte "können der Gesundheit schaden", heißt es etwa vonseiten der Drogeriemarktkette dm. "Entgegen der Behauptung, Staubsaugerbeutel mit Feinstaubfilter hätten sehr gute Filtereigenschaften, vergleichbar mit Atemschutzmasken der Kategorie FFP 2, gibt es dafür keine wissenschaftlichen Belege", wird Petra Gruber, Geschäftsführerin Marketing und Einkauf, in einer Aussendung zitiert.

Viele Staubsaugerbeutel würden aus Hygienegründen ein feines antibakteriell wirkendes Pulver aus Polymer beinhalten, das durch das Aufschneiden der Beutelfreigesetzt werden kann. "Wird dieses dann auch noch direkt an die Atemwege gebracht und eingeatmet, ist dies sowohl für Lunge als auch Verdauungsorgane gesundheitsschädigend."

Gruber: "Wir verstehen das Bedürfnis und den Wunsch der Menschen, sich in dieser verunsichernden Situation, in der Schutzmasken Mangelware sind, selbst zu behelfen. Gleichzeitig appellieren wir aber auch an die Bevölkerung, gerade aufgrund des Ernstes der Lage ausschließlich den Tipps auf den offiziellen Kanälen der Regierung zur Eindämmung des Coronavirus und deren wissenschaftlicher Expertise zu folgen."

*Diese APA-Meldung wurde am 10.04. um die möglichen Gefahren durch Masken aus Staubsaugerbeuteln ergänzt.

Kommentare