Müssen Frauen die Pille bald nur mehr einmal im Monat nehmen?

34 Prozent der Frauen und Paare verhüten in Österreich mittels Antibabypille.
Statt der täglichen Tablette tüfteln Forscher an einem Präparat, das nur mehr einmal monatlich eingenommen werden muss.

Wenn man als Frau mit der Antibabypille verhütet, bedeutet das vor allem eins: täglich an die Einnahme zu denken. Zuverlässigen Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft bietet das Hormonpräparat nur, wenn es regelmäßig geschluckt wird.

Dank wissenschaftlichem Fortschritt könnte das bald passé sein: Forscher um Ameya Kirtane und Tiffany Hua vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) arbeiten an einer Variante des Verhütungsmittels, die nur einmal im Monat eingenommen wird.

Die Forschungen, die von der The Bill and Melinda Gates Foundation finanziert werden, sind weit gediehen. Die aktuellen Studienergebnisse werden in der Fachzeitschrift Science of Translational Medicine veröffentlicht.

Sternförmiges System

Doch wie funktioniert das innovative Hormonpräparat?

Der Prototyp der neuen Pille besteht aus einer gefüllten Gelatine-Kapsel, die nicht größer als eine herkömmliche Fischöltablette ist. Den Inhalt gibt die Kapsel frei, sobald sie im Magen angekommen und sich die Gelatine aufgelöst hat. Zum Vorschein kommt ein sternförmiges System aus Polymeren, das sich entfaltet und sechs kleine Ärmchen ausfährt. Es ist dann so groß, dass es nicht in den Darm gelangen kann. In den Ärmchen dieses Systems steckt eine für mehrere Wochen ausreichende Dosis des Gestagens Levonorgestrel – ein gängiger Wirkstoff der Antibabypille, der nach und nach über Wochen freigegeben wird.

Giovanni Traverso von der Harvard Medical School, der den Prototyp zusammen mit den Kollegen vom MIT entwickelt hat, dazu: "Unsere Studien legen nahe, dass es keine Probleme mit Verstopfungen oder der Verdauung und Weitergabe von Lebensmitteln geben sollte. Wir nehmen die Sicherheit sehr ernst."

Das sternförmige System wird derzeit von der Biotech-Firma Lyndra mit anderen Wirkstoffen schon an Patientinnen und Patienten getestet. Ziel ist, herauszufinden, ob es auch andere Medikamente sicher und zuverlässig verabreichen kann.

Vergessen als Risiko

Den Wissenschaftern zufolge könnte die neue Pille jedenfalls eine gute Option für Frauen sein, die mittels Antibabypille verhüten wollen, sich aber sorgen, auf die tägliche Einnahme zu vergessen. Die Experten des MIT und der Harvard Medical School führen derzeit erste Tests an Schweinen durch, laut Angaben der Forscher verlaufen sie vielversprechend. In einem nächsten Schritt müsse das Präparat in klinischen Studien am Menschen erprobt werden.

Die konventionelle Pille gilt als sicheres Verhütungsmittel und obwohl die Skepsis gegenüber dem Hormonpräparat in Österreich wächst, verhüten laut aktuellem Österreichischen Verhütungsreport (im Auftrag des Gynmed-Ambulatoriums) nach wie vor 34 Prozent der Frauen beziehungsweise Paare mittels Antibabypille. Studien zeigen aber auch, dass fast die Hälfte der Anwenderinnen die Pille manchmal zur falschen Zeit einnimmt oder vergisst.

Die unbeteiligte Fachwelt zeigt sich interessiert. Diana Mansour von der britischen Faculty of Sexual & Reproductive Healthcare sagte der BBC: "Das Konzept einer monatlichen oralen Verhütungspille ist attraktiv und hat das Potenzial, die Auswahl an Verhütungsmitteln zu erweitern. Theoretisch kann eine monatliche Pille wirksamer sein als die derzeitigen oralen Verhütungsmittel, die Frauen täglich einnehmen müssen. Die Entwicklung eines solchen neuartigen Verhütungsmittels steckt jedoch noch in den Kinderschuhen. Wir freuen uns über weitere Forschungen auf diesem Gebiet."

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