Jeder weiß selbst am besten, was ihm ein Schmunzeln entlockt: Ein verrücktes Foto der Liebsten, ein guter Spruch oder mit jemandem Grimassen ziehen. „Man kann sich auch täglich für fünf Minuten Tiervideos anschauen – nur nicht hängen bleiben! Es muss nichts Absurdes sein, aber es hilft, sich selbst zu heiteren Gedanken zu verhelfen, wenn man müde, ausgelaugt und demotiviert ist.
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Erwartungen auf ein Minimum bringen
„Stellen Sie sich vor, dass Sie die furchtbarsten, selbst gemachten verbrannten Kekse der Verwandtschaft austeilen müssen“, bringt Fasching ein Beispiel. „Dann sind die Gekauften aus dem Supermarkt vielleicht doch nicht so übel.“ Noch ein Beispiel: Ein einzelner Teebeutel wird als Geschenk überreicht. „Stellen Sie sich dazu den Gesichtsausdruck beim Auspacken vor. Dann ist der Druck, ein ganz besonderes Geschenk zu schenken, eventuell doch nicht so hoch.“ Darum geht es der Mentaltrainerin: „Je absurder die Vorstellung, je detaillierter man sich das Bild ausmalt, desto besser speichert das Hirn es ab und ruft es im entscheidenden Moment wieder hervor.“ Ist der Teenager dann enttäuscht über das falsche Geschenk, kommt einem der Teebeutel in den Sinn und man muss vielleicht sogar schmunzeln.
„Das funktioniert auch in die andere Richtung“, sagt Fasching: „Stellen Sie sich vor, Ihr Partner tischt zum Weihnachtsessen eine aufgewärmte Gulaschdose auf.“ Im Vergleich dazu ist die zähe Gans nicht so schlimm.
Mut zum Egoismus
„Menschen, die in der Weihnachtszeit andere Menschen nicht enttäuschen wollen, haben einen hohen Anspruch an sich selbst“, erklärt die Mentaltrainerin und ermutigt dazu, Abstriche zu machen. Statt der unzähligen Verwandtschaftsbesuche könne man einen „Open Day“ machen, wo alle über den Tag verteilt zu Keksen und Punsch kommen dürfen, wenn sie wollen. „Und es ist nicht Ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich zerstrittene Familienmitglieder nicht begegnen. Das sind erwachsene Personen und Sie dürfen diese in die Selbstverantwortung entlassen.“
Positiver Nebeneffekt: Wer sich nicht ständig für das Wohl aller anderen verantwortlich fühlt und stattdessen für sich selbst und seine Bedürfnisse einsteht, kann auch eine Vorbildwirkung haben. „Mitunter sind andere froh, dass jemand den Verpflichtungen endlich die Stopp-Karte zeigt.“
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Anders gehen
Eine Übung: Beim Gehen bewusst seine Schritte anders setzen, wahrnehmen, wie der Fuß abrollt und mit jedem Schritt größere Schritte setzen. Dabei kann man sich gedanklich Ressourcen vorstellen, die einen mit jedem Schritt stärker, größer und sicherer machen. „Wie ein unsichtbares Schutzschild, an dem destruktive Bemerkungen abprallen.“ Wird diese Gedankenübung öfter durchgeführt, setzt sie der Kopf von selbst ein, wenn man sich belastet fühlt.
Schlechte Laune abprallen lassenOb Chef, Kind oder Partner: „Das eigene Gehirn sollte von der schlechten Laune anderer abgelenkt werden, um die Emotion nicht zu übernehmen“, erklärt die Mentaltrainerin. Dazu kann man sich eine Glaswand zwischen sich und dem „Energieräuber“ vorstellen, gedanklich Gedichte durchgehen oder Kopfrechnen. „Wichtig ist, sich bewusst abzugrenzen. Je mehr Sie gedanklich bei sich bleiben, desto weniger beginnt ein emotionaler Schlagabtausch.“
Im Bett liegen bleiben
Es muss nicht gleich der ganze Tag sein - es reicht, den Wecker acht Minuten früher zu stellen: „Diese acht Minuten gehören ganz Ihnen und Sie dürfen entscheiden. Tun Sie etwas, was Sie sonst nicht schaffen und was Sie kurz erfreut. Das erhöht die Grundstimmung für einen guten Start in den Tag.“
Den Tag positiv abschließen
„Denken Sie vor dem Einschlafen an eine Kleinigkeit, auf die Sie sich am nächsten Tag freuen“, ist der letzte Tipp der Mentaltrainerin. „Sollte am nächsten Tag nichts Erfreuliches anstehen, müssen Sie im Kopf etwas kreieren und am Folgetag umsetzen.“ Ein besonderes Getränk, ein Anruf bei einem besonderen Menschen, ein Spaziergang? „So setzen Sie den Fokus nicht auf die Anstrengung, die Ihnen bevorsteht.“
Letztendlich geht es bei allen Übungen darum, kraftgebende Bilder im Kopf zu kreieren, mit denen das Gehirn langfristig positiv umprogrammiert wird.
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