Koffer gepackt, plötzlich krank: Welche Medikamente den Urlaub retten können

Frau wirkt gestresst und liegt auf ihrem gepackten Koffer.
Kurz vor der Abreise kratzt der Hals, der Rücken zwickt: Eine Apothekerin verrät, wie man die Fahrt in den Urlaub doch noch antreten kann.

Der langersehnte Urlaub steht bevor – doch plötzlich kratzt der Hals oder es zieht unangenehm im Rücken. Wer unmittelbar vor der Abreise kränkelt, will so schnell wie möglich wieder fit werden. 

Aber was hilft? Die Apothekerin Ann-Christin Krönert erklärt, welche Wirkstoffe bei Erkältung, Grippe, Magen-Darm-Problemen oder Rückenschmerzen sinnvoll sind.

1. Klassische Erkältung: Was verspricht schnell Abhilfe?

Ein klassischer grippaler Infekt kommt schleichend: Es beginnt mit einem Kratzen im Hals, dann läuft die Nase oder ist zunehmend verstopft. Später folgen häufig leichter Husten, Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal auch etwas Fieber. Ein Medikament, das die Erkältung abwendet, gibt es nicht. "Aber es gibt durchaus ein paar Möglichkeiten, um sich in der akuten Erkältungsphase etwas besser zu fühlen", sagt Krönert.

  • Ersten Studien zufolge kann die Einnahme von Zink die Krankheitsdauer potenziell um bis zu zwei Tage verkürzen, vor allem, wenn es parallel zu den ersten Krankheitssymptomen eingenommen wird.
  • Laut einer Studie der Charité Berlin verbessern sich unter Einnahme von Senfölen aus Kapuzinerkresse und Meerrettich bereits nach drei Behandlungstagen Symptome wie Husten, Schleimproduktion und Brustschmerzen.

  • Pflanzliche Schleimlöser mit Myrtenöl, Eukalyptus, Schlüsselblume oder Holunder befreien die Nebenhöhlen und lindern so Druckkopfschmerzen. Zudem wirken sie nach Leitlinie besser gegen Husten als manch chemische Substanzen.

  • Pflanzliche Präparaten mit Ei­bisch, Schachtelhalm, Schafgarbe, Walnuss, Löwenzahn, Eiche und Kamille können den Erkältungsverlauf ebenfalls abmildern. 

  • Schmerzstillende oder betäubende Halspastillen helfen bei Halsschmerzen.

  • Abschwellende Nasensprays mit dem Wirkstoff Oxymetazolinhydrochlorid helfen bei verstopfter Nase (aber nur maximal sieben Tage, sonst droht eine Nasenspray-Abhängigkeit). Alternativ können Nasensprays mit Meerwasser oder pflanzlichen Wirkstoffen eingesetzt werden. 

  • Ansonsten gilt: So viel wie möglich trinken, schlafen und schonen.

  • Notfall-Tipp: Für kurze Belastungsphasen können Kombipräparate mit Pseudoephedrin oder Phenylephrin plus Schmerzmittel helfen. Aber Vorsicht bei Begleitmedikation und chronischen Erkrankungen. Sie wirken schmerzlindernd und leicht aufputschend: "Daher bitte nicht länger als ein bis zwei Tage anwenden", warnt Krönert. Zeitgleich dürfen keine Nasensprays eingesetzt werden.

2. Grippe: Was hilft am schnellsten bei Influenza?

Die echte Influenza startet plötzlich und heftig: hohes Fieber, starke Glieder- und Kopfschmerzen und totale Erschöpfung sind ihre Erkennungszeichen. "Wer solche Symptome bei sich feststellt, sollte eine ärztliche Praxis aufsuchen. Ein Influenza-Selbsttest aus der Apotheke kann zusätzlich Klarheit verschaffen", rät Krönert. 

Bei positivem Test ist an Urlaub nicht mehr zu denken. "Eine Grippe haut einen regelrecht um", erklärt die Expertin. Bei unvermeidbaren Terminen bleiben meist nur klassische Schmerz- und Fiebermittel wie Ibuprofen oder Paracetamol, um die Symptome kurzfristig zu lindern. "In manchen Fällen sind auch höhere Dosierungen nötig. Diese sollte man allerdings mit ärztlichem Fachpersonal abklären", so Krönert. Wer versucht, den Infekt zu unterdrücken, riskiert eine Verschleppung und Komplikationen.

3. Was tun bei Durchfall und Übelkeit?

Auf Reisen oder in stressigen Situationen kann der Magen-Darm-Trakt rebellieren. Um bei akuten Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit oder Magenschmerzen schnell wieder einsatzfähig zu sein, empfiehlt Krönert folgende Wirkstoffe:

  • Loperamid stoppt Durchfall schnell und ist ideal für akute Notfälle, darf jedoch maximal zwei Tage angewendet werden.

  • Racecadotril dickt den Stuhl ein, lässt aber die Ausscheidung zu (bessere Wahl bei infektiösem Durchfall, weil der Körper schädliche Erreger so ausscheiden kann).

  • Elektrolytlösungen – unter anderem mit Natrium, Kalium und Glukose – gleichen den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust aus.

  • Dimenhydrinat oder Diphenhydramin helfen schnell gegen Übelkeit; erhältlich als Tabletten oder Kaugummis.
    Pflanzliche Tropfen zum Einnehmen mit Süßholzwurzel, Kümmel, Pfefferminze, Melisse, Kamille, Angelikawurzel, Schöllkraut, Mariendistelfrüchten und Schleifenblume besänftigen einen nervösen Magen.

  • Aber wichtig: Spätestens bei blutigem Stuhl, anhaltendem Fieber über 38 Grad Celsius, kolikartigen Schmerzen oder einem Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung sollte man ärztlichen Rat einholen.

4. Was kann Rückenschmerzen lindern?

"Gerade bei akuten, muskulär bedingten Rückenschmerzen ist es wichtig, früh gegenzusteuern, bevor man in eine Schonhaltung verfällt", erklärt Krönert. Denn diese kann die Schmerzen sogar verstärken. Um das zu verhindern, empfiehlt Krönert zunächst ein geeignetes Schmerzmittel, etwa Ibuprofen, Paracetamol oder Diclofenac.

Zusätzlich könne Wärme helfen, die Muskulatur zu entspannen: etwa durch Kirschkernkissen, wärmende Salben oder Wärmepflaster, so Krönert. Pflanzliche Salben mit Arnika oder Beinwell können unterstützend wirken.

Alle genannten Hinweise und Tipps ersetzen keine ärztliche Diagnose. Bei Vorerkrankungen, Unsicherheiten oder anhaltenden Beschwerden sollte man sich unbedingt individuell in der Apotheke oder einer ärztlichen Praxis beraten lassen

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