Corona: Drei Prozent der Genesenen leiden am Post Covid Syndrom
Manche Menschen erfahren von ihrer Corona-Erkrankung durch Zufall, andere klagen noch Wochen nach einer Infektion über Symptome: Ein Teil der Patienten leidet zunächst an einem Post Covid-Zustand, er hält länger als ein Monat an. Nur ein geringer Prozentsatz hat ein echtes Post Covid-Syndrom. Rund drei Prozent der von der Akuterkrankung Genesenen benötigen schließlich umfassende Hilfe. Dies erklärten Experten beim Österreichischen Impftag in Wien.
Unterschiedliche Symptome
Abgeschlagenheit, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Atemnot, Riech- und Geschmacksverlust etc. sind häufige Beschwerden bei Menschen, die sich von einer Covid-19-Erkrankung schlecht bis kaum erholen. Hier gibt es ein Kontinuum von leichten bis sehr schweren Beeinträchtigungen.
Was zu Beginn Long Covid genannt wurde, wird mittlerweile in der Medizin durch Post Covid mit immer genaueren Definitionen ersetzt. Bis zu vier Wochen nimmt man quasi eine "normal" erscheinende Zeit bis zur vollständigen Erholung als mögliche Akutphase von Covid-19 an. Von "anhaltenden Symptomen" spricht die österreichische Leitlinie für Ärzte bei Problemen im Zeitraum von vier bis zwölf Wochen.
Das sogenannte Post Covid Syndrom bezeichnet nach einer Erkrankung anhaltende Probleme über mehr als zwölf Wochen hinweg ohne andere erkennbare Ursachen.
Intensivpatienten eher mit Spätfolgen
Laut dem Wiener Pneumologen und Rehabilitationsexperten Ralf Harun Zwick ist die Häufigkeit des Post Covid-Syndroms sehr unterschiedlich. Bei Patienten nach Spitalsaufenthalt oder gar benötigter intensivmedizinischer Betreuung wurde bei 60 bis 90 Prozent von anhaltenden Problemen berichtet. Intensivpatienten jeglicher Erkrankung haben aber auch sonst häufig ähnliche Symptome.
Bei milden Covid-19-Verläufen könne man davon ausgehen, dass zehn bis 15 Prozent der Betroffenen über einige Zeit hinweg Beschwerden hätten. Eine niederländische Studie mit mehr als 70.000 mehrfach Befragten (900.000 Fragebögen) kam auf eine Häufigkeit von 12,7 Prozent. "Drei Prozent sind funktionell eingeschränkt. Das sind diejenigen, die wirklich Hilfe brauchen", sagte der Experte.
Individuelle Schicksale
Freilich, bei allein in Österreich bisher rund 5,7 Millionen Erkrankungen stellen auch drei Prozent eine erhebliche Belastung dar, ganz abgesehen von den individuellen Schicksalen. Jedenfalls sollten andauernde Beschwerden auf jeden Fall medizinisch abgeklärt werden. Die vor kurzem publizierte österreichische Leitlinie unterscheidet mit einem einfachen Fragenkatalog vor allem nach möglichen funktionalen Beeinträchtigungen auf einer Skala von Null bis 4.
Leitlinie zu funktionalen Beeinträchtigungen
Wer beispielsweise nicht mehr allein ohne Unterstützung durch eine andere Person leben kann, fällt unter die Kategorie 4. Ab dem Grad 2 (sonst normale Aufgaben/Aktivitäten werden vermieden, reduziert oder über die Zeit verteilt) sollte jedenfalls eine Rehabilitation ins Auge gefasst werden (Grad 3: Aufgaben/Aktivitäten vorhanden, die der Betroffene nicht mehr selbst ausführen kann).
Optimistische Prognose
Zwick - er hat lange Jahre Erfahrung vor allem mit der ambulanten Rehabilitation bei Patienten mit Lungenerkrankungen - zeigte sich optimistisch, was den Erfolg solcher Bemühungen bei Post-Covid Syndrom-Betroffenen angeht. Patienten gegenüber stelle er oft das Bild von einer "leeren Batterie" an: "Es geht darum, dass sich der Akku wieder füllt." Das sei längerfristig bei hohen Erfolgsraten gut zu erreichen.
Nicht zu vergessen ist dabei, dass Covid-19 auch bereits bestehende gesundheitliche Probleme längerfristig verstärken kann. Das haben beispielsweise Experten an der neurologischen Universitätsklinik in Wien (MedUni/AKH) bei 156 Patienten mit Post-Covid-Problemen festgestellt. Birgit Ludwig von der Wiener Klinik: "Die überwiegende Mehrheit (92 Prozent; Anm.) hatte keine neuen neurologischen Symptome." 84 Prozent berichteten von leichten Beschwerden. Nur ein Detail: Bei Verlust bzw. Beeinträchtigung von Geruch- und/oder Geschmackssinn nach Covid-19 zahlt sich laut der Expertin ein Training mit definierten Riechstoffbatterien etc. wirklich aus.
Zahlen der betroffenen Kinder schwanken
Bei Kindern können nach Covid-19 ganz ähnliche Symptome wie bei Erwachsenen bestehen bleiben. Die Häufigkeit wird laut Beate Biesenbach von der Kinder-Reha-Einrichtung in Rohrbach/Berg in Oberösterreich sehr unterschiedlich angegeben. In Großbritannien hätte man einen Anteil von 13 Prozent bei Kindern nach zwölf Wochen festgestellt, andere Untersuchungen sprächen von vier bis fünf Prozent vier Wochen nach der Infektion. Im Zeitraum von acht bis zwölf Wochen seien es dann nur noch 0,8 bis zwei Prozent.
Bisher wurde noch keine medikamentöse Therapie für Post-Covid Syndrom-Beschwerden identifiziert.
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