Neue Kollagen-Drinks aus dem Supermarkt: Schönheit zum Trinken?

Mit zunehmendem Alter lässt die Kollagenproduktion nach, wodurch Faltenbildung gefördert wird.
„Das Plus für Wohlbefinden und Ausstrahlung“ – mit diesem Slogan bewirbt NÖM neue „Collagen Shots“, die seit kurzem in Supermärkten erhältlich sind. Sie sollen die Dichte sowie die Elastizität der Haut verbessern. Ein Fläschchen des Joghurtdrinks enthält 2,5 Gramm Kollagen, dazu Milchsäurebakterien, Vitamine und Zink. „Wir greifen Funktionalität und Genuss auf und zeigen, dass Wohlbefinden und Schönheit von innen unterstützt werden können und zudem gut schmecken“, heißt es von NÖM. Empfohlen wird ein Fläschchen pro Tag.
Die kleinen Drinks sollen die Haut stärken und den Alterungsprozess verlangsamen. Denn: Im Alter verändert sich die Kollagenproduktion deutlich. „Unsere Zellen produzieren weniger neues Kollagen, gleichzeitig entstehen mehr Enzyme, die das vorhandene Kollagen abbauen“, erklärt Florian Gruber, Molekularbiologe an der MedUni Wien. Hinzu kommen chemische Veränderungen, die das Kollagen verkleben und funktionsunfähig machen. Die Haut verliert an Spannkraft, wird dünner – Falten entstehen.
Doch lässt sich durch Kollagen in Lebensmitteln tatsächlich etwas bewirken? „Es gibt Laborstudien, die zeigen, dass derartige Kollagenbestandteile aufgenommen werden können. Allerdings beträgt die Halbwertszeit von Hautkollagen 15 Jahre. Das heißt: Veränderungen passieren sehr langsam“, so Gruber. Zwar zeigen einzelne, ältere Studien, dass Kollagenpeptide im Körper nachweisbar sind – ob sich damit eine echte Hautverjüngung erzielen lässt, bleibt aber fraglich.
Oxidativer Stress ist Haupttreiber für Hautalterung
In Kombination mit anderen Substanzen wie Antioxidantien und Vitaminen, die vor oxidativem Stress schützen – einem der Haupttreiber der Hautalterung –, wäre ein Effekt laut Gruber aber denkbar. „Stressoren für die Haut sind etwa UV-Strahlung, insbesondere UVB-Strahlung, Umweltgifte und Rauchen – sie beschleunigen die Hautalterung“, betont der Experte.
In seinem neu erschienenen Buch „Die Anti-Aging-Ernährung für die Haut“ empfiehlt Gruber sich konsequent vor solchen Einflüssen zu schützen. Nicht nur mit Sonnencremes, sondern durch bewusstes Vermeiden der Sonne. „Sonnenstrahlung und Rauchen sind die beiden stärksten Quellen für eine beschleunigte Hautalterung. Vorbeugender Schutz hilft mehr als später zu versuchen, die Haut zu reparieren“, sagt Gruber.

Florian Gruber: „Die Anti-Aging Ernährung für die Haut“. 25,50 Euro. Trias Verlag. 120 Seiten.
24,70 Euro
Kollagen
Kollagen ist ein körpereigenes Eiweiß und der wichtigste Strukturbaustein für Haut, Knochen, Sehnen, Knorpel und Bindegewebe. Kollagen ist auch an der Regeneration von Gewebe beteiligt. Es gibt verschiedene Typen, die häufigsten sind: Typ I, der am häufigsten in Haut, Sehnen und Knochen vorkommt, Typ II im Knorpelgewebe und Typ III in Blutgefäßen, inneren Organen und Haut.
Bildung
Körpereigenes Kollagen wird in spezialisierten Zellen (Fibroblasten) gebildet. Kollagen in Nahrungsergänzung stammt meist aus tierischen Quellen (Rinder, Schweine, Fische) und wird in Form von Hydrolysat („Kollagenpeptiden“) angeboten, die leichter verdaulich sind.
Neben Lebens- und Nahrungsmitteln ist Kollagen auch ein beliebter Inhaltsstoff in Kosmetika wie Gesichtscremes oder Kollagen-Injektionen.
Lebensmittel gegen die Zellalterung
Darüber hinaus gibt es Lebensmittel, die wissenschaftlich belegt gegen die Zellalterung wirken. Besonders wertvoll ist ein hoher Gehalt an Folsäure oder Vitamin B12, um Entzündungsreaktionen im Körper einzudämmen. „Für Karotten, Spargel oder grünes Gemüse wie Brokkoli konnte gezeigt werden, dass der DNA-Schutz verbessert werden kann. Alkoholkonsum wiederum kann Schäden durch UV-Strahlung und die nachfolgenden Entzündungsreaktionen verstärken.“
Auch der übermäßige Konsum von Zucker, Kohlenhydraten oder bestimmten Fetten kann sich negativ auf die Haut auswirken. Ungesättigte Fettsäuren – etwa aus Olivenöl – führten in Studien im Gegensatz zu tierischen Fetten zu einer deutlich geringeren Bildung von Altersflecken. „Man kann nicht sagen, dass eine vegetarische Ernährung generell besser für die Haut ist, aber es gibt viele sehr gute pflanzliche Quellen, die positiv wirken, etwa rote Beeren, Tomaten, Kirschen, Buchweizen, Spinat oder grüner Tee. Allgemein empfiehlt sich eine mediterrane Kost mit wenig Fleisch und viel Fisch, um entzündungshemmende Effekte zu fördern“, sagt Gruber.
Fisch essen
Fisch sollte regelmäßig auf dem Speiseplan stehen – auch, weil sich viele Arten von Spirulina ernähren, einer Mikroalge, die auch als Nahrungsergänzungsmittel angeboten wird. Sie enthält langkettige Fettsäuren, die die Haut laut Studien unterstützen.
Darüber hinaus können Senolytika – natürliche Wirkstoffe, die dem Körper helfen, gealterte Zellen zu entfernen – dem Alterungsprozess entgegenwirken. Dazu gehören Quercetin aus Weinblättern, Phloretin aus Äpfeln oder Kurkumin, der Hauptwirkstoff von Kurkuma. Sie bekämpfen „Zombiezellen“. Diese Zelltypen teilen sich nicht mehr, werden aber auch nicht abgebaut. Sie verbleiben in einem stoffwechselaktiven, aber funktionslosen Zustand. Zombiezellen entstehen als Reaktion auf Zellschäden, etwa durch oxidativen Stress, Umweltgifte oder Strahlung. Sie sammeln sich im Körper an und gelten als Mitverursacher vieler altersbedingter Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Alzheimer.
Ein weiterer natürlicher Wirkstoff mit Anti-Aging-Potenzial ist Spermidin – enthalten etwa in Weizenkeimen oder Erbsen. „Spermidin kann die Autophagie aktivieren – also den zellulären Selbstreinigungsprozess, der mit dem Altern nachlässt“, erklärt Gruber. Das diene nicht nur der Haut, sondern kommt dem gesamten Organismus zugute.
Oft unterschätzt wird die ausreichende Flüssigkeitszufuhr. „Alle biochemischen Prozesse im Körper laufen im Wasser ab. Genügend Wasser zu trinken ist essenziell“, betont Gruber. Wie stark die Haut altert, ist letztlich das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels vieler Faktoren. Ernährung, Sonne, Stress, Bewegung und Schlaf spielen dabei ebenso eine Rolle wie genetische Voraussetzungen. „Und es wird immer welche geben, die durch gute Gene bevorteilt sind“, sagt Gruber.
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