Hoher Anstieg: 1,2 Mio. Menschen in Österreich sind fettleibig

Adipositas fördert unter anderem Diabetes
Zum Weltgesundheitstag: Höchster Anteil der Fettleibigen bei den 65- bis 74-Jährigen - Seit 2014 steigt diese Zahl stark an.
Die österreichische Bevölkerung hat ein Problem mit dem Übergewicht. Anlässlich des diesjährigen Weltgesundheitstages am 7. April hat das Institut für höhere Studien (IHS) Ergebnisse zu Adipositas und Übergewicht in Österreich basierend auf dem Austrian Health Interview Survey (ATHIS) präsentiert.
 
Da zeigten sich gravierende Auswirkungen der Erkrankung auf Gesellschaft und Wirtschaft. 1,2 Millionen Menschen in Österreich über 15 Jahre sind adipös, 16,6 Prozent der Population.

Über EU-Schnitt

Diese Zahl liegt zwar nur leicht über dem EU-Schnitt von 16 Prozent, stieg jedoch seit 2014 stark an. Rund 2,5 Millionen Menschen in Österreich sind übergewichtig. "Die Auswertung zeigt, dass rund die Hälfte der Menschen in Österreich gegenwärtig übergewichtig bzw. adipös ist. Das ist ein enormes Problem für unser Gesundheitssystem", sagte Thomas Czypionka, Leiter der IHS-Forschungsgruppe für Gesundheitsökonomik und -politik.

Bei der Geschlechterverteilung im adipösen Bereich zeigt sich mit 53,3 Prozent ein leichter Überhang in der männlichen Bevölkerung. Der höchste Anteil an adipösen Personen liegt im Alter zwischen 65 und 74 Jahren (23,9 Prozent).

Über die Hälfte (53,2 Prozent) der fettleibigen Menschen berichteten, an - auch längerfristigen - Gesundheitsproblemen zu leiden, bei den Normalgewichtigen trifft das nur auf 31,0 Prozent zu. 47,2 Prozent der Personen mit einem Body Mass Index (BMI) über 30 sind durch ihren Gesundheitszustand im Alltag eingeschränkt. Dies betrifft nur 24,4 Prozent der normalgewichtigen Bevölkerung über 15 Jahre.

Diabetes, Depression als Begleiterkrankungen

"Als Begleiterkrankungen von Adipositas zeigen sich deutlich Diabetes, Depression und kardiovaskuläre Erkrankungen", so Czypionka. "Blickt man auf die Zahlen im Detail, sind weiter steigende Kosten im Bereich der Gesundheitsversorgung vorprogrammiert."

Während in den vergangenen zwölf Monaten 2,4 Prozent der Normalgewichtigen mit einer Diabeteserkrankung konfrontiert waren, betraf das 14,8 Prozent der adipösen Menschen. Besonderes Augenmerk unter den Menschen mit einem BMI über 30 ist auf den Prozentsatz derjenigen zu legen, die in den vergangenen zwölf Monaten eine Depression hatten: 11,7 Prozent, verglichen mit 7,0 Prozent in der normalgewichtigen Bevölkerung.

Die Untersuchung von über 15.000 Menschen brachte besonders signifikante Ergebnisse bei der Fragestellung, ob adipöse Personen in den vergangenen zwölf Monaten an einer der folgenden kardiovaskulären Begleiterkrankungen litten: Herzinfarkt, koronare Herzkrankheit, hoher Blutdruck, Schlaganfall, hohe Blutfettwerte. 56,3 Prozent bejahten, im Vergleich zu 21,3 Prozent im Normalgewichtsbereich.

Viele Fehltage

Erwerbstätige Menschen ab einem BMI von mehr als 27 weisen im Median deutlich mehr Krankenstandstage auf als Normalgewichtige. Ab einem BMI von über 40 steigt dieser Wert extrem: Bereits knapp dreimal so viele Fehltage auf Grund von gesundheitlichen Problemen (20 Tage) im Vergleich zu Erwerbstätigen mit Normalgewicht.

Das wirkt sich sowohl auf Kosten im Sozialsystem als auch auf die individuelle Lebenssituation aus. 57,2 Prozent der Personen mit einem über BMI 30 müssen mit einem Netto-Haushaltseinkommen von unter 1.600 Euro auskommen, 6,6 Prozent mehr als in der Bevölkerung mit Normalgewicht.

"Wir sehen in den Ergebnissen dieser Datenauswertung eine große und steigende Belastung der Bevölkerungsgesundheit und des Gesundheitssystems, die verhinderbar wäre", warnt Czypionka. Um die Kosten für die Gesellschaft im Detail aufzeigen zu können, wird derzeit ein von der Österreichischen Nationalbank gefördertes Projekt vom IHS durchgeführt. Im Herbst 2022 sind Ergebnisse dieser Untersuchung zu erwarten.

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