Wenn Hitze lebensgefährlich wird: Auf diese Anzeichen müssen Sie besonders achten

Trinkwasserspender in Wien: Bereits bei den ersten Durstgefühlen sollte man Flüssigkeit zuführen.
Angesichts der ersten Hitzewelle dieses Sommers warnen jetzt Intensivmediziner und Notärzte vor einer steigenden Zahl hitzebedingter Notfälle und lebensgefährlicher Situationen. "Viele Menschen ignorieren die Vorzeichen", sagt Prim. Michael Zink, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) und Vorstand der Abteilungen für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt sowie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in St. Veit an der Glan in Kärnten.
Zwei Effekte kommen bei großer Hitze zusammen: „Durch den Wasserverlust beim Schwitzen sinkt das Blutvolumen, gleichzeitig erweitern sich die Gefäße“, sagt Zink zum KURIER.
Zu wenig Volumen im Gefäßsystem lässt einerseits den Blutdruck abfallen. „Gleichzeitig steigt die Herzschlagrate – einerseits, weil bei höheren Temperaturen das Herz generell schneller schlägt. Aber zusätzlich erhöht das Herz durch schnelleres Schlagen seine Pumpleistung, um die Versorgung des Körpers mit Blut trotz der reduzierten Menge sicherzustellen.
Risiko für Gerinnsel
Eine schlechtere Durchblutung ist auch ein Risikofaktor für gravierende gesundheitliche Folgen wie etwa einen Herzinfarkt. „Wenn dem Blut Wasser entzogen wird, dann wird das Blut zu dick, lässt sich schlechter pumpen und und bildet leichter Gerinnsel.“

Intensivmediziner Michael Zink: "Menschen mit Vorerkrankungen sollten besonders vorsichtig sein."
Deshalb unterstreicht der Notarzt: „Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen und Herzrasen sind einige der Alarmzeichen. Werden diese Symptome ignoriert, kann das rasch in einen Kreislaufzusammenbruch oder sogar einen Herzinfarkt übergehen.“
Menschen mit Vorerkrankungen (z. B. Herzproblemen, Diabetes, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen sollten besonders vorsichtig sein. „Bei Bluthochdruckpatienten, die mit ihren Medikamenten gut eingestellt sind, kann ein Blutdruckabfall durch Hitze und Flüssigkeitsmangel besondere Probleme verursachen.“ Auch Raucher und Menschen, die körperlich wenig aktiv sind, gehören zu den Risikogruppen.
„Es ist wirklich wichtig ausreichend zu trinken“, betont Zink. „Auf jeden Fall 1,5 bis 3 Liter an heißen Tagen.“ Am Besten Leitungswasser oder
Mineralwasser, Früchte- oder Kräutertees ohne Zucker sowie stark mit Wasser verdünnte Fruchtsäfte.
Und Intensivmediziner Zink gibt einen einfachen Tipp, wie man für sich selbst überprüfen kann, ob die Trinkmenge ausreichend ist: „Wenn Sie einen ganzen Tag lang nicht auf der Toilette waren, um Wasser zu lassen oder der Harn konzentriert und ganz dunkelbraun ist, wie ein altes, abgestandenes Bier, dann trinken Sie eindeutig zu wenig.“
Besonders betroffen davon sind ältere Menschen, deren Durstempfinden oft stark reduziert ist. „Gleichzeitig sind im Alter die Blutgefäße steifer und können schlechter darauf reagieren, wenn das Blutvolumen sinkt. “
"Bei Temperaturen von 30 Grad im Schatten steigt die Gefahr für Kreislaufprobleme deutlich an", betont Zink. Diese entstehen oft, wenn die Körpertemperatur 37 Grad übersteigt - dann kann es zu einem Hitzestau kommen.
Treten Symptome wie Übelkeit, Benommenheit, Schwindel, Kopfschmerzen oder Kreislaufprobleme auf, den Betroffenen sofort etwas zum Trinken geben, den Kopf mit feuchten Tüchern abkühlen und die Beine hochlagern. "Dadurch wird das Herz besser mit Blut versorgt."
Wenn Hitze zur Lebensgefahr wird
"Bei plötzlicher Überhitzung steigt das Risiko für Herzrhythmusstörungen, diabetische Notfälle oder Kreislaufzusammenbrüche. Diese lebensbedrohlichen Situationen treten häufig unerwartet auf, weil die Symptome zunächst unspezifisch sind oder leicht übersehen werden."
Wie wichtig es ist, genügend zu trinken, betont auch Heinz Fuchsig, Umweltreferent der Österreichischen Ärztekammer. Sinnvoll seien vor allem die Besuchsdienste bei Senioren, bei denen morgens und abends eine Gewichtskontrolle erfolgt. „Ist am Abend ein Kilo weniger auf der Waage als in der Früh, dann ist das ein Zeichen für zu geringen Wasserkonsum." Groß am Plan steht auch Nachbarschaftshilfe. Anklopfen und nachfragen, ob alles in Ordnung ist, sei schnell gemacht und könne viel bewirken.
Fuchsig weist auch auf eine jüngere gefährdete Gruppe hin. „Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren, die Sport im Freien treiben, neigen dazu, Hitze zu unterschätzen, und sind ebenso Hitzschlag-gefährdet.“
Sportliche Aktivitäten sollten auf den Vormittag verlegt werden, Sportveranstaltungen bei über 30 Grad abgesagt werden.
Mit dem heutigen Tag, 26.6., nimmt das österreichweite Hitzetelefon wieder seinen Betrieb auf. Unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 880 800 "bietet es rasch und unkompliziert Informationen und Tipps zum richtigen Verhalten bei großer Hitze - besonders für ältere Menschen, chronisch Kranke und pflegebedürftige Personen ist das ein wichtiger Service", heißt es in einer Aussendung des Gesundheitsministeriums.
Expertinnen und Experten beantworten Fragen zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze und geben auch gezielt Verhaltensempfehlungen. Gesundheitsministerin Korinna Schumann: "Die Sommer werden immer heißer, und damit steigt auch die Belastung für viele Menschen - insbesondere für ältere und gesundheitlich vorbelastete Personen. Mit dem Hitzetelefon bieten wir eine niederschwellige Anlaufstelle, um mit Beratung und Informationen gesundheitlichen Problemen frühzeitig vorzubeugen. Es ist ein wichtiger Beitrag, um gut durch den Sommer zu kommen."
Bereits ein geringer Flüssigkeitsmangel (ein bis zwei Prozent Verlust der Körpermasse) kann klinische Symptome verursachen, bei einem Mangel von zwei Prozent muss mit körperlichen Leistungseinschränkungen gerechnet werden.
Hitzestudie: Zunahme des Blutflusses in der Haut
Wissenschafter der Uni Innsbruck und des Jozef Stefan Instituts in Ljubljana in Slowenien untersuchten in einem "Hitzetage-Experiment" am Olympischen Sport Zentrum in Planica die Auswirkungen mehrerer Hitzewellentage hintereinander. Drei Tage lang wurden sieben männliche, um die 20 Jahre alte und gesunde Teilnehmer in einer Laborumgebung Temperaturen von 35 Grad ausgesetzt und waren dabei einer typischen Arbeitsbelastung eines Industriearbeiters ausgesetzt. Während der Ruhezeiten waren sie in einem Raum mit 26 Grad Celsius. Drei weitere Tage simulierten sie Arbeiten bei 25 Grad Celsius und verbrachten ihre Zeit im Pausenraum bei 22 Grad Celsius.
1. RUFEN
Kontrollieren Sie, ob die Person atmet. Wenn Sie eine reglose Person ohne oder ohne normale Atmung (Schnappatmung) vorfinden, ist rasches Handeln wichtig: Rufen Sie den Notruf 144 oder 112!
2. DRÜCKEN
Bei einer Person, die nicht oder nicht normal atmet, muss sofort mit der Herzdruckmassage begonnen werden.
- Machen Sie den Brustkorb frei
- Legen Sie eine Hand mit dem Handballen auf die Mitte des Brustkorbs.
- Legen Sie die zweite Hand darüber und strecken Sie beide Arme durch.
- Drücken Sie schnell – mindestens 100-mal pro Minute – und kräftig auf den Brustkorb.
- Drücken Sie das Brustbein 5 bis 6 Zentimeter nach unten
- Nur wenn Sie es sich zutrauen und darin trainiert sind, nach jeweils 30 Massagen 2-mal beatmen.
- Wenn nicht, führen Sie ausschließlich Herzdruckmassagen durch.
3. SCHOCKEN
Sobald ein Defibrillator vorhanden ist, schalten Sie diesen ein und befolgen Sie die Anweisungen.
"Die Ergebnisse zeigen, dass selbst relativ milde Hitzewellen einen Anstieg der Körperkern- und Hauttemperaturen sowie eine Zunahme des Blutflusses in der Haut verursachen", hieß es 2022 in einer Aussendung der Universität Innsbruck zu der Studie. "Während diese physiologischen Reaktionen den Körper in Ruhe vor Überhitzung schützen, muss der Körper im Stehen sowohl die Kerntemperatur regulieren als auch den Blutdruck aufrechterhalten, um nicht bewusstlos zu werden. Das bedeutet eine zusätzliche Belastung für das Herz-Kreislauf-System."
Viele dieser Reaktionen blieben auch nach dem Ende der Hitzewelle bestehen, was auf eine anhaltende Wirkung hindeute. "Diese Reaktionen spiegeln die Belastung des Herz-Kreislauf-Systems wider, der Industriearbeiter während einer Hitzewelle ausgesetzt sind und die bei Personen mit kardiovaskulären Grunderkrankungen zu Hitzeerkrankungen, Bewusstlosigkeit und möglicherweise sogar zum Tod durch Unfälle oder schwere medizinische Komplikationen führen kann",wird der Physiologe Justin Lawley vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck in der Aussendung zitiert.
Kommentare