Hilferuf für eine Zweijährige: "Sie weiß, dass sie Krebs hat"

Sara Ostertag küsst ihr krebskrankes Kind auf die Wange.
Mit einem kleinen Wangenabstrich kann man sich als möglicher Stammzellenspender registrieren lassen. Und vielleicht ein Leben retten - wie dieses.

Es begann vor rund zwei Monaten mit etwas Fieber, das mehrere Tage anhielt. Lukas Kirisits und Sara Ostertag brachten die ihre zweijährige Tochter zur Kinderärztin – nach einer Blutuntersuchung wurde die Familie direkt ins St. Anna Kinderspital geschickt.

Während Lukas Kirisits über die Diagnose seiner Tochter spricht, merkt man, dass er sich inzwischen alles dazu durchgelesen hat, was er finden konnte: "Sie hat Leukämie, und zwar die akute lymphatische Form, kurz ALL. Die kann innerhalb weniger Tage ausbrechen. Jährlich erkranken rund 70 Kinder in Österreich an Leukämie, wobei ein Großteil mit einer großen Chance mithilfe von Chemotherapie geheilt werden kann. Ein kleiner Teil fällt in die Hochrisikogruppe. Meine Tochter gehört dazu."

Dadurch ist sie auf eine Stammzellentransplantation angewiesen. "Viele glauben, dass das immer eine Knochenmarkstransplantation mit operativem Eingriff erfordert. Aber eigentlich ist es zu 90 Prozent so, dass der potenzielle Spender für eine ambulante Behandlung in der Früh ins Krankenhaus kommt und am Abend wieder gehen kann. Im Prinzip ist es wie eine Blutabnahme."

Ein operativer Eingriff sei nur in 10 Prozent der Fälle notwendig.

Der Test erfordert einen einfachen Wangenabstrich. Unter www.roteskreuz.at/stammzellen kann man sich einfach ein Testkit nach Hause schicken lassen. Nähere Infos zu den Bedingungen unter: www.roteskreuz.at/ich-will-helfen/faqs-stammzellspende oder unter der Telefonnummer 0800 190 190.

Das Alterslimit liegt beim Roten Kreuz bei 35 Jahren –  bei der MedUni Wien ist die Registrierung bis 45 Jahre möglich: www.meduniwien.ac.at/stammzellspende

10 Prozent der Registrierten werden irgendwann als potenzieller Stammzellspender kontaktiert. Eine Spende ist bis zum Alter von 55 Jahren möglich.

Verdrehter Alltag

Direkt nach der Diagnose musste das kleine Mädchen fünf Wochen stationär aufgenommen werden und sich einer Chemotherapie unterziehen. "Das heißt, sie ist jetzt immunsupprimiert und darf nicht mehr in den Kindergarten. Der Alltag stellt sich auf den Kopf", erzählt Lukas Kirisits weiter, der seit September in Hospizkarenz ist und Teilzeit arbeitet. Für die Mutter des Mädchens, Sara Ostertag, die als Theaterregisseurin selbstständig ist, gibt es kein Karenzmodell. "Auch das ist herausfordernd."

Wie erklärt man einer Zweijährigen die Situation? "Sie weiß, dass sie Krebs hat. Wir haben versucht ihr das mithilfe von Literatur zu vermitteln. Als die Haare begonnen haben auszufallen, haben wir – mit ihr abgesprochen – ihren Kopf abrasiert."

Das Mädchen ist jetzt wieder zu Hause, bekommt aber weiterhin Chemotherapie. "Wenn ein passender Spender gefunden wird, könnte sie im Frühjahr operiert werden. Die Wahrscheinlichkeit liegt statistisch bei 1:500.000", sagt der Vater. Umso wichtiger ist, dass sich möglichst viele registrieren lassen. In Österreich wären rund 1,5 Millionen Menschen im passenden Altersbereich, aber nur ca. 120.000 sind registriert. Dafür ist nur ein kleiner Wangenabstrich notwendig.

Im Oktober wird das Mädchen drei Jahre alt. Bleibt zu hoffen, dass sie ihren vierten Geburtstag ohne Krankenhausaufenthalte feiern kann.

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