Rapper Haftbefehl nur noch mit Maske: Was Kokain mit der Nase macht
Rapper Haftbefehl bei seinem Auftritt in Gießen.
Die ersten Auftritte des deutschen Rappers Haftbefehl nach Ausstrahlung der Doku rund um seine Person ließen viele Fans ratlos zurück. Die Konzerte, eines in Osnabrück, eines in Gießen, dauerten nur 30 Minuten bzw. gerade einmal 15 Minuten. Zudem blieb sein Gesicht großteils hinter einem Tuch versteckt, vor allem Mund und Nase bedeckte der Rapper, der auch zur Premiere der Doku Anfang November mit einer Sturmhaube erschien. Spekuliert wird, dass er damit seine geschädigte Nase verbergen möchte, deren Veränderung bereits im Lauf des Films zu beobachten ist.
In „Babo – Die Haftbefehl-Story“ gewährt der 39jährige offen Einblick in seine Kokain-Sucht, erzählt etwa, dass er bereits seit er 13 ist, Kokain konsumiert. Und er verschweigt auch nicht, welche körperlichen Folgen die Droge für ihn hat: „Ein Gramm links, ein Gramm rechts, alle 20 Minuten. Meine Nase blutet, aus meinen Augen kommen Tränen, weil es die Nase so geätzt hat“, erzählt er da etwa. Gegen Ende des Films wirkt die Nase flacher und eingefallen – etwas, das umgangssprachlich als „Koksnase“ bekannt ist. Der Begriff wird nicht nur für Personen genutzt, die koksen, sondern auch, wenn jemand eine eingefallene Nase hat, was durch häufigen Kokainkonsum auftreten kann.
Loch in der Schleimhaut
„Kokain führt zu einer massiven Gefäßverengung, insbesondere, wenn man es öfters über die Nase schnupft. Die Verengung der Gefäße führt zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff, wodurch die an sich sehr sensible Nasenschleimhaut zugrunde gehen kann“, sagt Christian A. Müller, Leiter der Allgemeinen Ambulanz und der Ambulanz für Riech- und Schmeckstörungen an der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten an der MedUni Wien. Kokainkonsum kann zu chronischer Reizung und häufigem Nasenbluten führen, bis hin zu zerstörten Schleimhäuten und in extremen Fällen zum Zerfall von Knorpel und Knochen führen.
Die Nasenscheidewand ist ein Knorpel, der selbst zwar keine Gefäße aufweist, aber über die Knorpelhaut versorgt wird. „Wird die Knorpelhaut verletzt oder nicht mehr durchblutet, wird auch der Knorpel nicht mehr versorgt und es kann ein Loch in der Schleimhaut entstehen. Im schlimmsten Fall, wenn der Knorpel ganz in der vorderen Nasenscheidewand fehlt, sinkt die Nase ein“, erklärt Müller. In der Medizin spricht man auch von einer Sattelnase, einer besonderen Form der Nasendeformation, bei der der Nasenrücken eingesunken wirkt – ähnlich wie der tiefere Bereich eines Sattels. Von der Seite sieht die Nase „durchhängend“ aus.
Auch Paris Jackson, die Tochter des verstorbenen Popstars Michael Jackson, zeigte vor wenigen Tagen in einem TikTok-Video, wie ihr früherer Drogenmissbrauch ein Loch in ihrer Nasenscheidewand hinterließ. Rein äußerlich wirkt ihre Nase zwar nicht verändert, es ist allerdings ein deutliches Loch zu erkennen, durch das die 27jährige mit ihrer Handytaschenlampe leuchtet.
Reparieren oft nicht mehr möglich
Eine derartig starke Schädigung der Nasenscheidewand wird verstärkt, wenn zusätzlich Infektionen auftreten. „Kommt es zu einem Loch in der Nasenscheidewand, entstehen Verkrustungen, durch die der Abtransport des Schleims nicht funktioniert. Viele Patienten kratzen sich dann die Verkrustungen weg, wodurch es zu einer chronischen Wunde sowie chronischen Entzündungen kommt“, so Müller. Weitere Risikofaktoren sind Diabetes und Rauchen. Auch der chronische Gebrauch von Nasenspray kann zu Schäden an der Nasenscheidewand führen.
Eine kanadische Studie zeigte, dass etwa jeder Dritte mit typischen Nasenschäden Kokain konsumierte. Eine höhere Dunkelziffer wird vermutet, da viele Patienten den Drogengebrauch nicht zugeben und Kokain nur relativ kurze Zeit in Blut und Harn nachweisbar ist.
Ein „Reparieren“ der kaputten Nasenscheidewand ist laut Müller oft kompliziert und manchmal nicht mehr möglich. „Das ist ein funktionell ästhetischer Eingriff, der zwei bis drei Stunden dauert und nur möglich ist, wenn die Wunde vollständig abgeheilt ist.“ Dies gelingt über lokale Pflege mit Nasensalben und befeuchtenden Nasensprays sowie Nasenspülungen. Jeglicher Kontakt mit der Wunde oder Störungen, etwa durch weiteren Drogenkonsum, müssen vermieden werden. Wenn der Kokainkonsum fortgesetzt wird, schreitet die Schädigung des Gewebes zunehmend voran.
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