Gesundheitsstudie: Stress und Sorgen nehmen zu
Etwas mehr als jeder Zweite fühlt sich sowohl körperlich als auch mental gesund, aber rund 10 Prozent beschreiben ihren Gesundheitszustand als „schlecht“ bis „sehr schlecht“. Das geht aus der diesjährigen Gesundheitsstudie der Wiener Städtischen Versicherung hervor. Wie in den Vorjahren überwiegt der Anteil der Verschlechterungen im Vergleich zu den Verbesserungen. Etwas mehr als jede fünfte Person gibt an, dass sich ihre mentale Gesundheit verschlechtert hat. Fast die Hälfte der Befragten nimmt verschreibungspflichte Medikamente, in der Altersgruppe ab Mitte 50 sind es über 70 Prozent.
Stress und Sorgen nehmen zu
In der repräsentativen Umfrage des Gallup Instituts wurden 1.000 Personen im Alter von 16 bis 70 Jahren Anfang August befragt, unter anderem zu ihrem Stresslevel und ihren Sorgen. Rund 30 Prozent fühlen sich sehr gestresst oder gestresst, wobei Frauen von einem höheren Stresslevel berichten als Männer (33 vs. 24 Prozent). Auch hat bei 31 Prozent der Frauen das Stressempfinden im vergangenen Jahr zugenommen, im Vergleich zu 22 Prozent bei den Männern.
Vier von fünf Menschen in Österreich machen sich laut der Erhebung regelmäßig Sorgen. Insbesondere unter jungen Menschen im Alter von 16 bis 35 Jahren stieg das Sorgenausmaß, 36 Prozent haben mehr Sorgen als vor einem Jahr. „Wir sehen in den Ergebnissen vor allem drei Hauptbereiche, die Sorgen verursachen: Die eigene Gesundheit und die von Familienmitgliedern, die finanzielle Situation und die Zukunft“, sagte Sonja Brandtmayer, Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen Versicherung bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Weitere Auslöser von Sorgen sind die politische Lage, Beruf und Ausbildung, Beziehung, Kriminalität und Klimawandel.
In puncto Erholung und Schlaf zeigt die Studie, dass die Mehrheit (61 Prozent) der befragten Personen zwischen 5 und 7 Stunden schläft und sich beim Aufwachen nur mittelmäßig bis gar nicht erholt fühlt. Aus der Schlafforschung ist bekannt, dass 7 bis 9 Stunden Schlaf notwendig sind, um sich ausreichend zu erholen. Doch lediglich 32 Prozent der Befragten gaben an, zwischen 7,5 und 9 Stunden zu schlafen.
Ein Teil bleibt skeptisch bei Impfungen
Eine deutliche Mehrheit der Umfrage-Teilnehmer hält Impfungen für sicher, jede zehnte Person bezeichnet sie hingegen als sehr unsicher. Bezogen auf die Impfbereitschaft bei einer künftigen Pandemie sagte die Hälfte, sie würde sich wieder impfen lassen. Fast 30 Prozent würden dies hingegen nicht wieder tun. „In Österreich haben wir es bis zu einem gewissen Grad mit Wissenschaftsskepsis zu tun. Wir wissen, dass rund ein Viertel der Bevölkerung wenig Vertrauen in die Wissenschaft zeigt“, sagte Studienleiterin Gabriele Reithner vom Gallup Institut.
Die Einstellung zu Impfungen hänge auch stark mit dem Bildungsniveau zusammen, „bei einem Bildungsniveau von mindestens Matura sprechen wir schon von einem Anteil von 80 Prozent, die Vertrauen zeigen“, ergänzte Reithner. In Bezug auf das Impfen der eigenen Kinder zeigt die Studie, dass drei Viertel der Eltern alle standardmäßig empfohlenen Impfungen bei ihren Kindern durchführen lassen, ein knappes Fünftel lässt seine Kinder aber nur teilweise impfen. Sechs Prozent lassen keine Impfungen vornehmen. „Hier sprechen wir meist von der Gruppe der Impfgegner. Bedenken bezüglich der Inhaltsstoffe, ein Misstrauen gegenüber der Pharmaindustrie oder Angst vor Langzeitwirkungen halten die Menschen von Impfungen ab“, sagte Reithner.
Gemischtes Zeugnis für das Gesundheitssystem
Was das öffentliche Gesundheitssystem anbelangt, zeigt sich die Hälfte der Befragten sehr zufrieden oder zufrieden. Ein knappes Fünftel ist jedoch sehr unzufrieden, „auch im Jahresvergleich ist die Zufriedenheit in den letzten Jahren deutlich gesunken“, kommentierte Reithner. 41 Prozent nehmen eine Verschlechterung des Gesundheitssystems wahr. Lange Wartezeiten und Überlastungen werden als kritische Punkte genannt.
Auf einen Termin bei einem Kassenarzt für Allgemeinmedizin warten 60 Prozent der Befragten in der Regel nur wenige Tage, bei Fachärzten sind die Wartezeiten deutlich länger: 55 Prozent der Umfrage-Teilnehmer berichten von Wartezeiten von mindestens einem Monat. Das hat Auswirkungen auf die private Gesundheitsvorsorge. Die Mehrheit (72 Prozent) sagt, dass man bis 30 eine private Gesundheitsvorsorge abschließen sollte. Ein Viertel der Befragten hat bereits eine private Krankenversicherung, bei den unter 35-Jährigen sind es 30 Prozent.
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