Genetiker Elling: "Öffnungsschritte sind Konsequenz der Erschöpfung"

Ein Beispiel für die Öffnungsschritte: In Museen entfällt 2-G, die Maskenpflicht aber bleibt.
Impfungen machen Öffnungen zwar möglich, Pflegekräfte müssen aber weiter Übermenschliches leisten. Der Experte rechnet mit "mehr als einer Covid-Welle pro Jahr".

"Die beginnenden Öffnungsschritte scheinen auf den ersten Blick den Maßnahmengegnern Recht zu geben", schreibt der Genetiker Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW), der mit seinem Team Sequenzierungen (genaue genetische Analysen) von Coronavirusproben durchführt. "Das Gegenteil ist der Fall, sie sind ein Testament der stabilen Demokratie! Die vernünftige Mehrheit muss auch Irrlichter dulden, Impfung erlaubt nun ein Stück Normalität."

Die Öffnungsschritte zum jetzigen Zeitpunkt seien aber auch eine Konsequenz der Erschöpfung "und damit beginnender Gleichgültigkeit bei uns allen. Niemand hat derzeit z. B. ein realistisches und gutes Konzept für die Schulen."

Die Öffnungsschritte seien möglich, "weil die Allermeisten durch die Impfung vor schweren Verläufen geschützt sind. Den Rest erträgt unser Gesundheitssystem. Das heißt konkret, unsere Pflegekräfte leisten weiter Übermenschliches und viele OPs werden weiter verschoben."

Ob und wann eine neuerliche Impfkampagne notwendig sein wird, ist nicht mit Sicherheit vorhersehbar, schreibt Elling: "Vermutlich aber werden wir eher mehr als eine Covid-Welle pro Jahr erleben. Wissenschaftliche Entscheidungsgrundlagen sind schnelllebig wie die Pandemie selbst."

Die bedarfsangepasste komplette Durchimpfung, auch wiederholt, müsse in den nächsten Jahren möglich bleiben, dies sei der beste Schutz vor weiteren Lockdowns mit allen Kollateralschäden. "Die politische Vorlaufzeit für Gesetze ist dabei viel träger als die Inzidenzwellen."

"Solidarität nicht verhandelbar"

"Ob Impfpflicht oder nicht ist eine politische Frage", schreibt Elling: "Jedenfalls kommen die derzeit noch Ungeimpften aus ihrer Ecke ohne Gesichtsverlust nur noch raus, wenn wir die Parameter deutlich verändern. Auch zu ihrem Schutz."

Elling betont auch, dass "für die allermeisten von uns Solidarität nicht verhandelbar ist - deshalb tragen wir Maßnahmen mit und impfen uns auch, um andere und Gesundheitssystem bestmöglich zu schützen. Eine wehrhafte Demokratie muss Irrlichter ertragen, darf aber auch Solidarität einfordern."

Der Genetiker rechnet auch mit einer Pandemiepause nach "der weltweit fast synchronen Omikron-Welle. Bis zur nächsten Variante. Dann müssen wir wieder schnell re(a)gieren können!"

Für Elling bedeutet das konkret: "Testsystem reaktivieren - boostern - Gemeinschaftlich handeln. Das Virus ist der Feind."

 

 

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