Genesen – und jetzt? Wie man nach Omikron wieder fit wird
Von sanfter Bewegung bis zur heilsamen Ernährung: Zwei Experten geben Tipps, wie man den Körper nach einer Corona-Infektion beim Gesundwerden unterstützt.
Fast 60.000 Menschen – so viele wie nie – hielten Mitte März in Österreich täglich ein positives Corona-Testergebnis in Händen. Die meisten haben sich am vorläufigen Höhepunkt der Pandemie mit der Omikron-Variante infiziert, die im Vergleich zu ihren Vorgängern mildere Krankheitsverläufe zur Folge hat.
Dennoch: Der Weg der vollständigen Regeneration kann ein langer sein. Viele Genesene fühlen sich auch Wochen nach der Ansteckung schlapp und kämpfen mit Nachwehen wie Erschöpfung, Herzrasen oder Kurzatmigkeit. An körperliche Anstrengung ist oft wochenlang nicht zu denken.
Nur Geduld
„Omikron geht nicht mehr so stark auf die Lunge, es verursacht einen Infekt des oberen Respirationstraktes“, erklärt Claudia Radbauer, Ärztin für Allgemeinmedizin und TCM-Expertin. „Dazu gehören in erster Linie Symptome wie Schnupfen, Halsweh, Husten und Kopfschmerzen.“ Manche Patienten berichten zudem von Nebenhöhlenentzündungen, Bauch- und Ohrenschmerzen.
Beschwerden, die länger anhalten, bedeuten nicht gleich, dass man an Long Covid erkrankt ist, beruhigt Radbauer. In diesem Punkt sind die Experten einig: „Es hat keinen Sinn, sich zu früh aufzuraffen. Man braucht Geduld. Auch nach einer Grippe können monatelange Ermüdungszustände auftreten.“
Nicht nur Geduld, auch die richtige Ernährung unterstützt den Körper beim Gesundwerden. Dem KURIER erklärte die TCM-Ärztin, welche Nahrungsmittel in den Wochen nach einer Covid-Erkrankung besonders guttun und wie man schnell wieder zu Kräften kommt (siehe unten).
Alarmsignale
Auch der Sportmediziner Robert Fritz plädiert dafür, dem Körper nach einer Infektion unbedingt die nötige Ruhe zu gönnen und nur langsam wieder ins Training einzusteigen (siehe unten). Das gilt auch für jene, die nur milde oder gar keine Symptome hatten. Nach der offiziellen Genesung empfiehlt er eine Kontrolluntersuchung beim Internisten inklusive EKG, Röntgen, Lungenfunktionstest und Blutbild.
Bei anhaltender Atemnot, Herzrhythmusstörungen und Husten, der unter Belastung stärker wird, sollte man jedenfalls einen Arzt konsultieren, sagt Fritz: „Symptome, die vier Wochen andauern, sollten einem zu denken geben und von einem Experten überprüft werden.“
Ausreichend Ruhen
Viele mit Omikron Infizierte haben milde Symptome, etwa einen leichten Schnupfen, Kopfweh und Halskratzen. „Genau das ist aber das Tückische, denn das Virus ist ja trotzdem im Körper“, betont der Sportmediziner Robert Fritz. „Daher gilt für alle, die positiv getestet sind: zwei Wochen unbedingte Ruhepause, auch, wenn man sich eigentlich nicht krank fühlt.“ Heißt: keinen Sport und für weniger Trainierte auch im Alltag so wenig Anstrengung wie möglich. „Nicht der Straßenbahn hinterherlaufen, nicht in den vierten Stock hetzen“, mahnt Fritz. „Sonst kann sich unter Umständen eine Herzmuskelentzündung entwickeln. Wir wissen heute, dass diese nach einer Covid-19-Infektion um 1000-mal häufiger auftritt als nach der Impfung.“
In die Gänge kommen
Solange der Körper „Ruhe“ schreit, sollte man ihm diese gönnen. „Wer sehr rastlos ist und nur milde Symptome hat (Fieber und starker Husten zählen nicht dazu, Anm.), kann an seiner Flexibilität arbeiten. Auch entspanntes Yoga ist okay. Es soll sich jedenfalls unterfordernd anfühlen“, sagt Robert Fritz. Zwei Wochen nach der Erkrankung empfiehlt der Arzt pro Tag 30 Minuten zügiges Gehen in der frischen Luft zum Wiederaufbau. „Dann kann man die Dauer mit jedem Mal um fünf bis zehn Minuten steigern. Erst danach die Intensität der Bewegung.“ Die nach Covid-19 häufig angeschlagene Lunge braucht zur Regeneration in erster Linie viel Flüssigkeit. „Viel trinken und belüften, indem man mehrmals tief ein- und ausatmet“, rät der Sportmediziner.
Regelmäßig essen
Obwohl der Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn eher der Alpha- und Delta-Variante zuzuschreiben ist, kann sich auch nach einer Omikron-Infektion wochenlange Appetitlosigkeit einstellen. Gerade in der Regenerationsphase ist es jedoch wichtig, regelmäßig und gesund zu essen, sagt Claudia Radbauer, Ärztin für Allgemeinmedizin und Traditionelle Chinesische Medizin (TCM). „Wenn man noch müde und abgeschlagen ist, sollte man besonders darauf achten, hochwertige und unverarbeitete Nahrungsmittel sowie ausreichend Eiweiß zu sich zu nehmen – keine Fertigprodukte oder Fast Food“, betont die Ernährungsexpertin. „Denn diese enthalten eher wenig Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe, die der Körper jetzt benötigt."
Warm statt kalt
Rohkost scheint zwar auf den ersten Blick gesund, ringt dem Verdauungstrakt aber zusätzliche Energie ab. „Besser sind warme Suppen und Eintöpfe“, sagt die TCM-Ärztin. „Aus Sicht der TCM eignen sich für Covid-Genesene besonders gut chinesische Kraftsuppen: Sie stärken die Mitte und die Nieren, im Suppensud finden sich wichtige Nährstoffe“, sagt Radbauer. Dafür ein ganzes blanchiertes Huhn sowie Hühnerbrüste in einen Topf Wasser geben und mit Karotten, gelben Rüben, Sellerie, Lauch, Pfeffer, Lorbeerblättern und Wacholderbeeren zwei bis acht Stunden köcheln lassen. Danach abseihen und mit frischem Gemüse, Frühlingszwiebeln, Spinat oder Pak Choi verfeinern. Auch Dinkelnudeln eignen sich als kräftigende Suppeneinlage.
Superfoods
Auch Haarausfall zählt zu den möglichen und besonders lästigen Folgen einer Corona-Infektion. Dagegen hilft Eiweiß (Fisch, Eier, Hülsenfrüchte) sowie das Spurenelement Zink, das etwa in Hafer, Äpfeln, Birnen und Brokkoli enthalten ist. Apropos Birnen: „Diese empfiehlt die TCM, wenn die Lunge trocken ist und dadurch Husten entsteht“, erklärt Radbauer. Vitalpilze wie der Reishi- oder Shiitake-Pilz fördern die Regeneration, stärken die Darmflora und wirken gegen die postvirale Dauermüdigkeit. Als Energie-Booster zum Trinken empfiehlt die TCM-Ärztin einen Mix aus frischer Petersilie (enthält wichtiges Vitamin C), gehackten Mandeln, Datteln und Kardamom. „Die Zutaten stärken die Lunge und geben jetzt Kraft.“
Kommentare