Länger leben trotz Bluthochdruck? 8 Faktoren sind entscheidend

Ein Mann tippt auf ein Blutdruckmessgerät.
Menschen mit Bluthochdruck können ihr Risiko, frühzeitig zu sterben, deutlich senken – wenn sie gezielt mehrere Gesundheitsrisiken gleichzeitig in den Griff bekommen. Das zeigt eine neue, groß angelegte Langzeitstudie.
  • Eine US-Studie zeigt, dass das Risiko eines frühen Todes bei Bluthochdruck durch Kontrolle von mindestens vier von acht Gesundheitsfaktoren gesenkt werden kann.
  • Jeder zusätzlich kontrollierte Risikofaktor senkt das Sterberisiko um durchschnittlich 13 Prozent, bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 21 Prozent.
  • Nur sieben Prozent der Patienten haben sieben oder mehr Risikofaktoren im Griff, was auf erhebliches Präventionspotenzial hinweist.

Jeder Vierte in Österreich hat einen zu hohen Blutdruck (Hypertonie). Damit einher geht ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt sowie ein erhöhtes Risiko für eine frühe Sterblichkeit. Eine US-Studie mit Daten von britischen Patienten aus der UK Biobank zeigt nun, wie das Risiko für einen verfrühten Tod bei Bluthochdruck verringert  werden kann.

Untersucht wurden die Daten von mehr als 700.000 Menschen mit Bluthochdruck und von rund 224.000 Menschen ohne diese Diagnose über einen Zeitraum von knapp 14 Jahren. Die sogenannte frühe Sterblichkeit wird definiert als Tod vor dem 80. Lebensjahr. Das Ergebnis der Studie sind 8 Einflussfaktoren, die einen Effekt auf eine frühe Sterblichkeit haben. Und: Der Effekt war umso größer, je mehr der einzelnen Einflussfaktoren verbessert wurden.  Wer vier oder mehr dieser acht Werte im Griff hatte, wies kein erhöhtes Risiko für einen frühen Tod auf – trotz Bluthochdruck. 

Das sind die acht Einflussfaktoren

  • Blutdruck: Über einzelne Maßnahmen lässt sich der Blutdruck senken, etwa über die Ernährung und die Bewegung.
  • Body-Mass-Index (BMI): Der BMI ist eine Maßzahl, mit der man das Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße bewertet. Er wird oft verwendet, um das Körpergewicht in Kategorien wie Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) einzuordnen. 
  • Taillen- bzw. Bauchumfang: Über den Taillen- bzw. den Bauchumfang lässt sich indirekt das Bauchfett messen. 
  • LDL–Cholesterin: Das LDL-Cholesterin (Low-Density Lipoprotein) ist das sogenannte „schlechte“ Cholesterin, da es Gefäßverkalkung fördert. Eine fettarme, ballaststoffreiche Ernährung hilft: Weniger gesättigte Fette (z. B. aus Wurst, Käse, Butter), mehr ungesättigte Fette (z. B. Olivenöl, Nüsse) und lösliche Ballaststoffe (z. B. aus Hafer, Obst, Hülsenfrüchten) senken den LDL-Wert. Auch Omega-3-Fettsäuren aus Fisch oder Leinsamen sind hilfreich. Regelmäßige Bewegung, Gewichtsabnahme bei Übergewicht, Rauchverzicht und ein maßvoller Alkoholkonsum verbessern das Cholesterinprofil zusätzlich. Wenn das nicht reicht, können Medikamente wie Statine eingesetzt werden.
  • Blutzucker: Der Blutzucker lässt sich durch eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung, regelmäßige Bewegung und Gewichtsreduktion wirksam senken. Wichtig ist es, Zucker und schnell verdauliche Kohlenhydrate zu meiden und stattdessen Vollkorn, Gemüse und Hülsenfrüchte zu bevorzugen. Bewegung – selbst schon tägliches Gehen – verbessert die Insulinwirkung. Auch ausreichend Schlaf und Stressabbau helfen. Reichen Lebensstiländerungen nicht aus, kann eine medikamentöse Behandlung notwendig sein.
  • Nierenfunktion: Die Nieren haben eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks, da sie maßgeblich den Wasser- und Salzhaushalt sowie bestimmte hormonelle Prozesse steuern. Wenn die Nieren nicht richtig arbeiten, kann das den Blutdruck deutlich beeinflussen – meist nach oben.
  • Rauchverhalten: Rauchen erhöht den Blutdruck kurzfristig durch die Freisetzung von Stresshormonen wie Adrenalin, die Herzfrequenz und Gefäßverengung verursachen. Langfristig schädigt es die Blutgefäße, fördert Arterienverkalkung und trägt so zu dauerhaft erhöhtem Blutdruck bei.
  • Körperliche Aktivität: Regelmäßige körperliche Aktivität senkt den Blutdruck langfristig, da sie die Blutgefäße erweitert, das Herz entlastet und die Insulinempfindlichkeit verbessert. Schon moderate Bewegung wie zügiges Gehen wirkt blutdrucksenkend.

„Unsere Studie zeigt, dass die Kontrolle des Blutdrucks nicht die einzige Möglichkeit ist, Hypertoniepatienten zu behandeln, da Bluthochdruck auch andere Faktoren beeinflussen kann“, sagte Studienleiter Lu Qi von der Tulane University in New Orleans. 

Laut einer neuen Leitlinie ist erhöhter Blutdruck definiert als ein Blutdruck von 120 bis 139 mmHg (systolisch) zu 70 bis 89 mmHg (diastolisch). Bisher galten Werte von 140/90 mmHg als Bluthochdruck. 

Häufige Ursachen für einen zu hohen Blutdruck sind Übergewicht, Bewegungsmangel, chronischer Stress sowie übermäßiger Alkohol- und Salzkonsum.

Männer ab 55 Jahren und Frauen ab 65 Jahren haben ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck. Grund dafür ist, dass sich die Blutgefäße mit zunehmendem Alter verhärten. 

Jeder zusätzlich kontrollierte Faktor senkte das Sterberisiko weiter

Jeder zusätzlich kontrollierte Risikofaktor senkte das Sterberisiko im Schnitt um 13 Prozent – bei Krebs um 12 Prozent und bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sogar um 21 Prozent. Eine sogenannte „optimale Risikokontrolle“, also das Management von sieben oder mehr dieser Faktoren, war mit einem um 40 Prozent verringerten Risiko eines frühen Todes verbunden – bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sogar mit 53 Prozent.

„Unseres Wissens ist dies die erste Studie, die den Zusammenhang zwischen der Kontrolle von Gelenkrisikofaktoren und vorzeitiger Sterblichkeit bei Patienten mit Bluthochdruck untersucht“, betonte Qi. „Wichtig ist, dass wir festgestellt haben, dass jedes durch Bluthochdruck verursachte erhöhte Risiko eines frühen Todes durch die Behandlung dieser Risikofaktoren vollständig eliminiert werden könnte.“

Nur wenige haben die Risikofaktoren im Griff

Allerdings: Nur sieben Prozent der Hypertoniepatienten in der Studie hatten sieben oder mehr Risikofaktoren im Griff – ein deutliches Signal für Präventionspotenzial. Die Forschenden fordern daher ein Umdenken in der Behandlung: Statt allein auf blutdrucksenkende Medikamente zu setzen, sei ein ganzheitlicher Ansatz nötig, der auch Lebensstil, Ernährung und Bewegung berücksichtigt.

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