Ungewollt kinderlos: Dieser Einflussfaktor wird laut neuer Studie unterschätzt

In etwa jedes zehnte Paar im fortpflanzungsfähigen Alter ist ungewollt kinderlos.
In etwa jedes zehnte Paar ist Erhebungen zufolge ungewollt kinderlos. Bleibt der Wunsch nach einem Baby unerfüllt, kann das Frauen und Männer erheblich belasten. Vielfach wird nichts unversucht gelassen, um sich den Traum vom Familienglück doch noch zu erfüllen.
Daran, ihr Schlafverhalten genauer zu betrachten, denken wohl die wenigsten. Eine US-Studie liefert nun erste Hinweise, dass der Einfluss der Schlafroutine auf die Fruchtbarkeit womöglich unterschätzt wird.
Längeres Warten aufs Wunschbaby wegen unregelmäßigem Schlaf
Konkret zeigte sich, dass unregelmäßiges Schlafverhalten das Warten aufs Wunschbaby hinauszögern könnte.
Untersucht wurden rund 180 Frauen zwischen 18 und 45 Jahren mit aufrechtem Kinderwunsch. Sie hatten einen regelmäßigen Zyklus, verhüteten nicht und erklärten sich auch bereit, zwei Wochen lang einen Schlaf- und Aktivitätstracker am Körper zu tragen.
Frauen bzw. Paare, bei denen bereits ein Verdacht auf Unfruchtbarkeit im Raum stand, etwa weil sie bereits länger als ein Jahr versucht hatten, schwanger zu werden, wurden aus der Studie ausgeschlossen. Ebenso wie Frauen, die bereits in einer Fruchtbarkeitsklinik in Behandlung waren oder bei denen bestimmte sexuell übertragbare Erkrankungen vorlagen.
Im Zuge der Studie wurden die Frauen ein Jahr lang monatlich kontaktiert, um zu erfragen, ob sie schwanger geworden waren. Auch um proaktive Meldung einer eingetretenen Schwangerschaft wurde gebeten.
In Summe standen späteres Einschlafen wie auch größere Unregelmäßigkeiten bei Schlafbeginn und Schlafdauer mit einer signifikant längeren Zeit bis zum Erreichen einer Schwangerschaft in Zusammenhang.
"Die Studie konnte zeigen, dass Frauen mit unregelmäßigen Schlafmustern deutlich länger brauchten, um schwanger zu werden", fasst es Fruchtbarkeitsmediziner Michael Feichtinger, Leiter des Wunschbaby Instituts Feichtinger, zusammen. "Während Frauen mit sehr regelmäßigen Schlafmustern innerhalb eines Jahres zu etwa 70 Prozent schwanger wurden, konnten sich nur 20 Prozent der Frauen mit sehr unregelmäßigen Schlafmustern ihren Kinderwunsch erfüllen. Interessanterweise spielte die Schlafdauer selbst hierbei keine große Rolle", betont er.
Frauen, die im Laufe des Erhebungszeitraums von einem Jahr schwanger geworden waren, hatten im Vergleich zu kinderlos gebliebenen Teilnehmerinnen auch einen deutlich niedrigeren BMI, waren häufiger weiß, hatten höheren Bildungsabschlüsse, ein höheres Einkommen und waren auch meist jünger und nicht mit Suchtproblemen, etwa Rauchen, konfrontiert.
Einfluss auf Hormonsystem
Denkbar sei laut den Studienautorinnen und -autoren, dass bestimmte fruchtbarkeitsrelevante Hormone durch Schwankungen im Schlafverhalten beeinträchtigt werden. So konnte etwa in früheren Studien gezeigt werde, dass sich Schlafmangel und Schichtarbeit auf den weiblichen Zyklus auswirken können.
Diese These stützt auch Experte Feichtinger: "Es konnte bereits gezeigt werden, dass sich unregelmäßige Schlafmuster auf das Hormonsystem auswirken können, die wiederum die Fruchtbarkeit beeinflussen." Einerseits habe Melatonin, das den Schlaf-Wach-Rhythmus im menschlichen Körper steuert, eine direkte Auswirkung auf die Fruchtbarkeit. "Andererseits wirken sich Schlafmuster auf die Ausschüttung des follikelstimulierenden und des luteinisierenden Hormons, die direkt für die Bildung von Eizellen und Samenzellen verantwortlich sind", so Feichtinger. "Im Sinne unserer Fruchtbarkeit und Gesundheit im Allgemeinen sollten wir deshalb auf einen regelmäßigen Schlaf achten."
Biologisch erscheinen die Erkenntnisse plausibel, betonen auch die Studienautorinnen und -autoren. Aussagen über kausale Zusammenhänge – ob unstetes Schlafverhalten also tatsächlich Schwangerschaften verzögert eintreten lässt oder ob die Zusammenhänge anders gelagert sind – lassen sich durch die vorliegenden Daten aber nicht erklären, betonen sie.
"Wenn eine größere Studie unsere Ergebnisse bestätigt, könnten weitere Untersuchungen ergründen, ob feste Schlafenszeiten für Frauen mit Kinderwunsch dabei unterstützen könnten, schwanger zu werden", summieren sie im Fachblatt Fertility and Sterility.
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