Erster nasaler Impfstoff gegen Covid-19 bald in Indien verfügbar

Nasenspray statt Nasen-Mund-Maske.
Klinische Studien zeigen gute Wirkungen. Bestehende Impfstoffe könnten dann auch über die Nase verabreicht werden.

Derzeit werden Covid-Impfstoffe intramuskulär, also in den Muskel, verabreicht. In Indien könnte noch im August erstmals ein nasaler Impfstoff zugelassen werden, der als Spray in die Nase gesprüht wird. Weltweit forschen mehrere Unternehmen daran, einen solchen Impfstoff zu entwickeln.

Der Vorteil der Impfung über die Nase ist, dass auch an den Schleimhäuten der oberen Atemwege, an denen das Virus in den Körper gelangt, Antikörper gebildet werden. SARS-CoV-2-Viren würden also direkt im Nasen-Rachen-Raum bekämpft und könnten sich erst gar nicht festsetzen. Damit sinkt das Risiko für eine Infektion. Auch die Übertragung und damit die Verbreitung des Virus wird unwahrscheinlicher.

Kurz vor Zulassung

Bisher ist noch kein nasaler Impfstoff zugelassen. Das indische Unternehmen Bharat Biotech steht laut eigenen Angaben jedoch kurz davor eine Zulassung zu erhalten. "Viele Menschen würden lieber den nasalen Coronavirus-Impfstoff bekommen. Er kann auch schnell angepasst werden, wenn eine neue Variante kommt", sagte Geschäftsführer Krishna Ella.

Laut Ella sind klinische Studien mit etwa 4.000 Freiwilligen abgeschlossen. Bisher seien keine Nebenwirkungen gemeldet worden. Zudem wurden weitere klinische Studien in Indien bewilligt, in denen der nasale Impfstoff als Auffrischungsimpfung untersucht werden soll. Der deutsche Virologe Leif Erik Sander schrieb dazu auf Twitter: "Ich gehe davon aus, dass sich die in der EU zugelassenen adenoviralen Vektorimpfstoffe ebenfalls sehr gut als intranasale Impfstoffe eignen würden und guten Schleimhautschutz böten." Das heißt, auch die bisher eingesetzten Impfstoffe könnten bald über die Nase verabreicht werden. Das gilt auch für Auffrischungen. Die Impfung ohne Nadel wäre zudem für Kinder sowie jene, die den Pieks fürchten, sehr attraktiv.

Auch Pille wird entwickelt

Ein weiterer nasaler Impfstoffkandidat wird an der Uniklinik München entwickelt. In einer Studie mit Hamstern kam ein Forschungsteam der Freien Universität Berlin kürzlich zu dem Schluss, dass der Nasenspray-Impfstoff mit einem abgeschwächten Coronavirus sogar besser wirkt als die muskulär verabreichte mRNA-Impfung. Klinische Studien gibt es dazu allerdings noch nicht – sie sollen in einigen Monaten beginnen. In den USA wird zudem an einer Tablette geforscht, die Immunität über den Darm aufbauen soll. Eine Phase-II-Studie mit 900 Personen ist für nächstes Jahr angesetzt. Bis die Pille tatsächlich verfügbar ist, wird es also noch dauern.

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