Erkältung: Welche Hausmittel helfen wirklich schnell?
Niesanfälle, Halsweh, eine rinnende Nase: So kündigt sich eine Erkältung meist an.
Die Nase rinnt, der Hals kratzt, im Körper macht sich eine Schwere, im Kopf ein Druckgefühl breit – oft begleitet von Hustenreiz oder leichtem Fieber: "Erwachsene treffen grippale Infekte im Schnitt zwei- bis viermal pro Jahr, Kinder deutlich häufiger", weiß Stefan Edlinger, Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten im Wiener Medizinzentrum "Medizin am Markt".
Ursache sind meist Viren, allen voran sogenannte Rhinoviren, die sich rasch über Tröpfchen oder Hände verbreiten. "Harmlos, aber lästig – und für manche eine echte Geduldsprobe", sagt der Experte.
Laboriert man an einer Erkältung, ist guter Rat also teuer. Doch welche Tipps sind wirklich hilfreich – welche Empfehlungen reine Mythen? Der KURIER hat Antworten auf die wichtigsten Fragen zusammengetragen.
Wie lange dauert eine Erkältung?
Ein grippaler Infekt zieht sich meist über eine gute Woche, erklärt HNO-Arzt Edlinger. "Nach ein bis zwei Tagen beginnt das Kratzen im Hals, am dritten Tag ist der Höhepunkt erreicht. Danach bessert sich der Zustand allmählich." Wer nach zwei Wochen immer noch Beschwerden hat, sollte ärztlich abklären, ob sich eine bakterielle Entzündung entwickelt hat.
Viele greifen in der Erkältungssaison zu Nahrungsergänzungsmitteln, um das Immunsystem zu stärken. Ist das sinnvoll?
"Die wissenschaftliche Beweislage zu Nahrungsergänzungsmitteln als Erkältungsprophylaxe ist überschaubar", sagt Edlinger. Zink kann – frühzeitig eingenommen – laut neuen Studien die Dauer einer Erkältung leicht verkürzen. Langfristig und hoch dosiert eingenommen kann Zink allerdings Magenprobleme und Kupfermangel begünstigen. Vitamin C wirkt vor allem bei körperlich stark beanspruchten Menschen leicht vorbeugend. Edlinger: "Für alle anderen gilt: Eine abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkorn ist die beste Abwehr."
Darf man mit einer Erkältung zur Entspannung in die Badewanne oder Sauna?
Ein warmes Bad oder eine Infrarotkabine entspannt die Muskeln und fördert die Durchblutung. Wer jedoch Fieber oder Kreislaufprobleme hat, sollte auf Hitzeeinwirkung verzichten, warnt Edlinger: "Sie belastet den Körper zusätzlich, da er sich kühlen muss und dabei Energie verbraucht." Immunstärkende Saunabesuche wirken eher vorbeugend, während einer akuten Erkältung sind sie nicht empfehlenswert.
Welche Medikamente lindern Symptome?
Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol lindern Kopf- und Gliederschmerzen und senken das Fieber. "Ibuprofen hilft bei Erkältung gegen das Gefühl, krank zu sein – nicht gegen das Kranksein selbst. Es lindert Symptome, aber beschleunigt nicht die Heilung", präzisiert Edlinger.
Immer wieder wird über den Nutzen von Nasenduschen berichtet. Gibt es Risiken?
"Eine Spülung mit isotoner Kochsalzlösung kann Schleim, Staub und Krankheitserreger aus der Nase spülen", bestätigt Edlinger. Im Internet wird oft zu Nasenduschen mit abgekochtem Wasser geraten, um das Risiko von durch Keimen im Wasser ausgelösten Hirnentzündungen zu umgehen. "In Österreich ist das Leitungswasser so sauber, dass abgekochtes Wasser nicht nötig ist – die Nase selbst enthält weit mehr Keime als das Trinkwasser", beruhigt Edlinger. Wichtig sei, Nasenduschen regelmäßig zu reinigen, um Ablagerungen und Biofilme zu vermeiden.
Sollte man zum Inhalieren Kochsalzlösung verwenden, oder sind Pflanzenextrakte oder ätherische Öle ratsam?
"Heißer Dampf befeuchtet zwar kurzfristig die Schleimhäute, zwingt sie aber in der Folge, sich aktiv abzukühlen – das kostet Energie und kann kontraproduktiv sein", erklärt Edlinger. Schonender sei es, körperwarme Salzlösung zu inhalieren. "Kamille oder ätherische Öle sind besonders bei Kindern oder empfindlichen Schleimhäuten mit Vorsicht zu genießen. Eine raschere Heilung versprechen auch sie nicht."
Bei Erkältungen wird geraten, viel zu trinken. Gibt es Teesorten, die besonders gut geeignet sind?
Viel Flüssigkeit hilft, den Schleim zu verflüssigen und die Schleimhäute feucht zu halten. "Bei Fieber darf es gern ein Liter mehr pro Tag sein. Ideal sind warme Kräutertees mit Thymian, Lindenblüte, Holunder oder Salbei", erläutert Edlinger. Zu heiße Getränke oder Alkohol belasten den Kreislauf, koffeinhaltige Getränke können entwässernd wirken.
Viele Menschen schwören auf Rotlichtlampen. Was bringt die Anwendung?
"Eine gesicherte Heilwirkung von Rotlichtlampen gibt es nicht, viele empfinden die sanfte Wärme aber als angenehm", sagt Edlinger. Rotlichtlampen können ein Gefühl von Wärme und Erleichterung geben, vor allem bei Druckgefühl im Stirn- oder Nasenbereich. Wichtig sei laut Edlinger, die Augen bei der Anwendung geschlossen zu halten und Abstand zu wahren. Wichtig: Bei Fieber, starkem Druckgefühl oder Hauterkrankungen sollte auf die Anwendung verzichtet werden.
Können Nasensprays eine Erkältung verkürzen?
Die konsequente Anwendung salzhaltiger Nasensprays kann den Erkältungsverlauf bei Kindern positiv beeinflussen sowie Ansteckungen in der Familie reduzieren, zeigte eine Studie vom vergangenen Jahr.
Edlinger sieht die Erkenntnisse kritisch. Befeuchtende Pflegepräparate seien Nasensprays mit abschwellenden Wirkstoffen wie Xylometazolin oder Oxymetazolin aber jedenfalls vorzuziehen. "Sie sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße in der Nasenschleimhaut zusammenziehen. Dadurch schwillt die Nase ab, man kann wieder frei durchatmen – das fühlt sich angenehm an, verkürzt die Erkältung aber nicht und nimmt der geschädigten Nasenschleimhaut auch temporär die Durchblutung weg. Diese Mittel sollten nicht länger als eine Woche und in passender Dosierung eingesetzt werden."
Was sagt die Farbe des Nasensekrets über den Infekt aus?
Klares, wässriges Sekret spricht für den Beginn einer Virusinfektion oder eine Allergie. "Wird der Schleim gelblich oder grün, ist das ein Zeichen für die aktive Abwehrreaktion des Immunsystems – kein Grund zur Sorge", erklärt Edlinger. Wird das Sekret dick, übelriechend oder eitrig und kommen Druck oder Schmerzen hinzu, kann eine bakterielle Superinfektion vorliegen.
Wann sind frische Luft und Bewegung unterstützend im Heilungsprozess und wann ist Bettruhe angesagt?
Edlinger: "Bei leichtem Schnupfen und ohne Fieber tut frische Luft gut – sie befeuchtet die Schleimhäute und kann die Erholung fördern. Bei Fieber oder starkem Krankheitsgefühl ist aber Bettruhe angesagt." Nach der Akutphase unterstützt leichte Bewegung im Freien den Kreislauf und hilft beim Wieder-in-Schwung-Kommen.
Sollte man bei Infekten ohne Fieber zu nährenden Speisen greifen und bei Fieber eher fasten, damit sich der Körper auf die Bekämpfung der Infektion anstatt auf die Verdauung konzentrieren kann?
Füttere eine Erkältung, hungere ein Fieber aus, lautet eine alte Weisheit. "Inzwischen gilt sie nicht mehr", sagt Edlinger. "Der Körper braucht in beiden Fällen Energie und Flüssigkeit, um die Abwehr am Laufen zu halten. Leichte, warme Speisen wie Gemüse- oder Hühnersuppe liefern Elektrolyte und Kraft, ohne zu belasten."
Hilft es, auf schleimbildenende Milchprodukte zu verzichten?
Viele glauben, Milch fördere die Schleimbildung – wissenschaftlich lässt sich das aber nicht belegen. Studien zeigen, dass Milch kein zusätzliches Sekret in den Atemwegen erzeugt. "Manche empfinden nach Milchgenuss ein verschleimtes Gefühl im Mund – das liegt an der Textur, nicht an mehr Schleim." Wer jedoch unter Laktoseintoleranz, Kuhmilchproteinallergie oder chronisch entzündeten Schleimhäuten leidet, kann versuchen, Milchprodukte zeitweise zu reduzieren und beobachten, ob sich die Symptome bessern. "Für die meisten Menschen gilt: Milch ist kein Problem – und liefert wertvolle Nährstoffe."
Während einer Erkältung leidet auch die Psyche. Was tut der Seele gut?
Eine Erkältung bremst nicht nur den Körper, sondern auch die Stimmung. "Wärme, Schlaf, Ruhe und kleine Momente der Selbstfürsorge – ein Film, Musik, Tee oder einfach ein Nachmittag auf der Couch – helfen der Psyche, sich zu entspannen", sagt Edlinger. Und: "Wer seinem Körper Ruhe gönnt, wird meist schneller wieder gesund, das gilt für die Schleimhäute genauso wie für die Seele."
Kommentare