Die Macht der Nähe: Warum wir einander brauchen
Zusammenfassung
- Einsamkeit ist ein biologisches Alarmsignal, das Stresssysteme, Gesundheit und Gehirn beeinflusst und mit chronischen Krankheiten vergleichbar ist.
- Soziale Nähe und stabile Beziehungen wirken wie eine Schutzimpfung gegen Stress, fördern Wohlbefinden und können die Lebensdauer deutlich erhöhen.
- Digitale Kontakte können Einsamkeit teilweise abfedern, echte Verbundenheit und gesellschaftliches Engagement bleiben jedoch entscheidend für das Wohlbefinden.
Es gibt Momente im Leben, in denen man mitten unter Menschen sitzt und sich dennoch wie abgeschnitten fühlt. Stimmen, Lachen, kurze Gespräche – und trotzdem ist da ein leiser Schmerz im Inneren, als würde etwas Grundlegendes fehlen. Was wir „Einsamkeit“ nennen, ist nicht nur ein Gefühl, sondern ein biologisches Signal. Ein Alarmsystem, das unser Überleben einst sicherte – und heute oft unbeachtet in uns weiterarbeitet, bis Körper und Gehirn beginnen, darunter zu leiden. Umgekehrt kann Nähe – echte, erlebte, spürbare Verbindung – Prozesse anstoßen, die genauso tiefgreifend sind. Doch wie genau wirkt Nähe? Und warum frisst sich Einsamkeit manchmal so in uns hinein, bis sie körperlich spürbar wird?
„Einsamkeit ist ein innerer Mangelzustand“, sagt der Psychotherapeut Philipp Lioznov. „Es geht um das Gefühl, dass etwas im sozialen Miteinander fehlt – oft ohne, dass man es sofort benennen kann.“ Der entscheidende Unterschied zur sozialen Isolation: Isolation lässt sich messen – wie viele Menschen sehe ich, mit wem spreche ich? Einsamkeit entsteht im Inneren. Man kann mitten in einer Partnerschaft, im Großraumbüro oder Familienkreis einsam sein – und allein lebend gleichzeitig gut eingebunden. Die Wiener Psychiaterin Karin Gutiérrez-Lobos, Initiatorin der „Plattform gegen Einsamkeit“, differenziert noch genauer: „Einsamkeit ist die subjektive, schmerzhafte, unangenehme Diskrepanz zwischen den bestehenden und den gewünschten Beziehungen.“ Wenn dieses Gefühl zu intensiv oder gar chronisch wird, beginnt es, den Körper und das Gehirn messbar zu verändern.
Dr. Livia Tomova, Psychologin, spezialisiert auf kognitive Neurowissenschaft, Cardiff University.
Ein Gefühl wie „Hunger“
Dr. Livia Tomova, Psychologin und Forscherin im Bereich der kognitiven und sozialen Neurowissenschaften an der Cardiff University, beleuchtet diese Veränderungen. In einer ihrer Studien ließ sie Menschen entweder zehn Stunden allein oder zehn Stunden fasten. Danach wurden ihnen im Scanner entweder Bilder mit sozialen Szenen gezeigt oder Essensbilder. „Was wir uns angeschaut haben, war ein Gehirnareal, das Motivation und Belohnung steuert“, erklärt sie. „Das liegt nahe beim Hirnstamm, und steuert unsere Grundbedürfnisse.“ Das Ergebnis: „Die Signale in diesem Areal waren sehr ähnlich. Es hat gefeuert, wenn Leute einsam waren und soziale Stimuli gesehen haben – und genauso, wenn sie hungrig waren und Essensbilder gesehen haben.“ Spannend: Die Stärke der Aktivierung korrelierte mit dem subjektiven Bedürfnis – nach Nähe in der Einsamkeitsbedingung, nach Essen in der Hungerbedingung. „Wir würden sagen: Das Gehirn stellt Einsamkeit als Zustand der Deprivation dar – als Mangelzustand“, so Tomova.
Doch das Belohnungssystem ist nur ein Teil der Geschichte. „Vieles, was wir aus Tiermodellen und Studien mit Menschen wissen, zeigt: Es sind auch Areale betroffen, die Angst und Bedrohung verarbeiten – vor allem die Amygdala“, sagt Tomova. „Und höhere Areale wie der Präfrontalkortex, der unser Entscheidungsverhalten steuert.“ Heißt: Chronisch einsame Menschen haben nicht nur mehr „Hunger“ nach Nähe – ihr Gehirn ist auch stärker auf mögliche Gefahren eingestellt. Das bestätigt die klinische Erfahrung. Lioznov: „Wer sich lange allein fühlt, beginnt irgendwann zu glauben: „Ich bin nicht liebenswert, ich bin nicht gemeint.“ Einsamkeit frisst sich langsam ins Selbstbild. Vertrauen wird brüchig, soziale Situationen werden als riskant erlebt. Gutiérrez-Lobos beschreibt es so: „Einsame Menschen werden oft misstrauischer anderen gegenüber, sie beurteilen soziale Situationen negativer, ihr Selbstwertgefühl sinkt. Sie fühlen sich unsicher in Gesellschaft. Das macht es noch schwerer, wieder in Kontakt zu kommen.“ Ein Teufelskreis, der nicht mehr „nur“ psychisch bleibt.
Chronischer Stress
Einsamkeit selbst ist keine Erkrankung. Aber sie löst chronischen Stress aus – und der ist schädlich. Physiologisch läuft dabei ein bekanntes Programm ab: Das autonome Nervensystem, insbesondere der Sympathikus, wird dauerhaft aktiviert. Die HPA-Achse (Hypothalamus–Hypophyse–Nebennierenrinde) schüttet mehr Stresshormone aus, vor allem Cortisol. Dieser Überschuss verschiebt zahlreiche Regelkreise im Körper. „Dadurch wird zum Beispiel die Immunabwehr reduziert“, erklärt Gutiérrez-Lobos. „Entzündungsparameter verändern sich – mit großer Bedeutung für kardiovaskuläre Erkrankungen. Wir wissen aus robusten Studien, dass das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall bei Menschen mit chronischer Einsamkeit um bis zu 30 Prozent erhöht sein kann.“ Auch Diabetes Typ 2 tritt häufiger auf – wiederum eine Folge der Stressdysregulation. Impfungen sprechen schlechter an, banale Infekte dauern länger und häufen sich.
Lioznov verweist auf die Bewertung durch internationale Organisationen: „Die WHO vergleicht die gesundheitlichen Folgen von anhaltender Einsamkeit inzwischen mit denen von Rauchen oder Übergewicht.“ Populärwissenschaftlich formuliert: Einsamkeit ist das neue Rauchen. Dabei geht es nicht nur um die biologischen Prozesse, sondern auch um das Verhalten: „Menschen, die sich chronisch einsam fühlen, bewegen sich weniger“, so Gutiérrez-Lobos. „Sie sitzen mehr zu Hause, essen ungesünder, konsumieren mehr Alkohol, mehr Nikotin, vielleicht andere Substanzen. Auch das wirkt auf die körperliche Gesundheit.“ Einsamkeit ist also kein rein psychisches Problem, sondern ein komplexer körperlicher Stresszustand – mit messbaren Spuren.
Besonders deutlich zeigen sich Effekte von Isolation im Jugendalter – einer Phase, in der das Gehirn ohnehin im Umbau ist. „In dieser Zeit passieren noch sehr viele wichtige Entwicklungsschritte“, sagt Tomova. „Es gibt einen Prozess, den man „Pruning“ nennt – Verbindungen im Gehirn, die nicht verwendet werden, werden eliminiert. Das ist normal. In Tierstudien hat man aber gesehen: Wenn junge Tiere zwar Kontakt zu Erwachsenen, aber keinen zu Gleichaltrigen haben, ist dieses Pruning im präfrontalen Cortex stark verändert.“ Übertragen auf Menschen heißt das: Interaktionen mit Gleichaltrigen sind für Jugendliche nicht nur „nice to have“, sondern ein Entwicklungsfutter – wichtig für soziale Fähigkeiten und die Herausbildung eines stabilen Selbst.
Univ.-Prof. Karin Gutiérrez-LobosFachärztin für Psychiatrie und Neurologie, Mitbegründerin der „Plattform gegen Einsamkeit“.
Anfällig für Glücksspiel und Drogen
Wenn diese Kontakte fehlen, bleibt es nicht bei kurzfristiger Traurigkeit. „Wir haben auch gesehen, dass die Sensitivität auf Belohnungen bei Jugendlichen erhöht ist, wenn sie im Experiment Einsamkeit erlebt haben – im direkten Vergleich zu Situationen, in denen die gleichen Jugendlichen soziale Interaktionen hatten“, so Tomova. „Das kann positiv sein – es motiviert, wieder soziale Kontakte zu suchen.
Gleichzeitig ist das Belohnungssystem nicht sehr spezifisch. „Wir haben uns das im Experiment zwar nur im Zusammenhang mit Geld angesehen“, sagt Tomova, „aber die Ergebnisse decken sich mit Tierstudien, in denen Isolation die Sensitivität auch für Essen und Substanzen erhöht.“ Das legt nahe, dass einsame Jugendliche eher zu anderen Formen der Belohnungssuche greifen – etwa Glücksspiel, exzessive Smartphone-Nutzung, Alkohol oder Drogen. Also alles, was das Dopaminsystem rasch stimuliert.
Wenn Einsamkeit ein biologischer Stressor ist – was passiert im Gegensatz – also, wenn wir uns verbunden fühlen und Nähe erleben? „Es gibt Hinweise, dass das Gehirn auch eigene Signale für soziale Sättigung hat“, erzählt Tomova. In Tiermodellen wurden Neuronen im Hypothalamus gefunden, die nach sozialer Interaktion aktiv werden. Die Forschenden nennen das „social satiety“ – eine Art Sättigungsgefühl auf sozialer Ebene. „Das sind ebenfalls sehr basale Areale, die auch Schlaf und Hunger steuern“, sagt Tomova. „Es scheint also, dass Nähe nicht nur subjektiv wohltuend ist, sondern auch neurobiologisch verankert: Das Gehirn weiß, wann unser Bedürfnis nach Verbindung vorübergehend gedeckt ist.“
Was Berührung bewirkt
Auf hormoneller Ebene kommt ein weiterer Player ins Spiel: Oxytocin, das „Bindungshormon“. Gutiérrez-Lobos: „Es wird freigesetzt, wenn wir einander berühren und wir einen vertrauensvollen Kontakt haben. Und es trägt dazu bei, Stressreaktionen zu dämpfen und das Wohlbefinden zu erhöhen.“ Dazu kommen Neurotransmitter wie Serotonin und Dopamin, die bei angenehmen sozialen Kontakten aktiv sind – beim Gespräch mit einer Freundin, beim gemeinsamen Lachen, beim Zusammensitzen in vertrauter Runde. In Langzeitstudien zeigt sich dieser Effekt deutlich: Menschen mit stabilen sozialen Beziehungen und guter sozialer Unterstützung sind nicht nur zufriedener – sie leben im Schnitt auch länger. „Es gibt Studien, die zeigen, dass Verbundenheit die Überlebensdauer um bis zu 50 Prozent erhöhen kann“, so Gutiérrez-Lobos. Man kann sagen: Gute soziale Verbindungen wirken wie eine Schutzimpfung gegen Stress und Krankheit.
Digitale Nähe – reicht das?
In einer Welt aus Messenger-Chats, Likes und Video-Calls stellt sich die Frage: Wie viel Nähe können wir virtuell herstellen? „Die Forschung ist da noch uneinheitlich“, sagt Tomova. „Es gibt Studien, die zeigen, dass sehr viel Zeit in sozialen Medien mit mehr Einsamkeit zusammenhängt. Andere finden, dass digitale Kontakte gerade für Jugendliche hilfreich sein können – etwa für junge Menschen am Land oder aus Gruppen, die ausgeschlossen werden.“ In einer eigenen Studie wurde untersucht, was passiert, wenn Jugendliche nach einer Phase der Isolation entweder ganz allein sind oder über Handy und Laptop Kontakt zu anderen haben. „Es hat sich gezeigt, dass virtuelle Interaktion einige Effekte von Isolation vermindert“, sagt Tomova. „Aber andere Effekte – etwa die erhöhte Sensitivität auf Bedrohungen – blieben gleich. Auf dieser Ebene schien es egal zu sein, ob sie über soziale Medien Kontakt hatten oder nicht.“
Auch Karin Gutiérrez-Lobos sieht die digitalen Möglichkeiten ambivalent: „Wir hatten in der Pandemie das Glück, dass es soziale Medien gibt. Therapien konnten online stattfinden, ältere Menschen haben gelernt zu videotelefonieren und auf diese Weise mit ihren Familien in Kontakt zu bleiben. Die Frage ist nur: Wofür nutzen wir das? Benutzen wir sie, um echte Kontakte zu pflegen – oder um sie zu vermeiden?“ Kurz gesagt: Ein Video-Call kann Nähe stützen, aber keinen Menschen ersetzen, der neben uns sitzt. Ein Chat kann Verbundenheit halten – oder zur Ersatzhandlung werden, die den eigentlichen Mangel verdeckt.
Lange Zeit wurde Einsamkeit in der Psychotherapie eher als „Begleiterscheinung“ gesehen – von Depressionen, Angststörungen, Abhängigkeitserkrankungen. „Erst durch die Arbeit von John Cacioppo wurde Einsamkeit als eigenständiges Forschungsfeld etabliert“, sagt Lioznov. „Seither verstehen wir sie als eigenständiges Phänomen – mit eigenen Ursachen, Dynamiken und Lösungswegen.“ In seiner Praxis beobachtet er seit einigen Jahren einen deutlichen Anstieg von Menschen, die einsam sind – verstärkt seit der Pandemie. „Unsere Gesellschaft fördert Individualismus, Mobilität, Leistungsdenken“, so Lioznov. „Das erzeugt häufig Vereinzelung. Viele Menschen haben das diffuse Gefühl, nicht wirklich dazuzugehören – ein Dauerschmerz, der oft lange nicht so genannt wird.“
Kein Phänomen des Alters
Dabei betrifft Einsamkeit ganz unterschiedliche Gruppen: Jugendliche in der Identitätsfindung, Alleinerziehende im Dauerorganisationsmodus, Menschen mit Behinderung, die strukturell ausgeschlossen werden, Menschen mit Migrationsbiografie, deren Netzwerke brüchig sind, Ältere, deren Freundeskreise sich durch Krankheit und Tod ausdünnen. „Einsamkeit ist kein Phänomen des Alters allein“, betont Lioznov. „Was sich verändert, ist der Auslöser. Das Gefühl bleibt vergleichbar.“ Einsamkeit wird dann gefährlich, wenn sie anhält – und man keinen Weg findet, sie zu regulieren. Die Folgen: depressive Verstimmung, Antriebslosigkeit, Grübelkreisläufe, sozialer Rückzug. Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, diffuse Schmerzen. „In der Therapie ist es wichtig, das Thema überhaupt auszusprechen“, sagt Lioznov. „Viele empfinden Scham, wenn sie über Einsamkeit reden. Sie glauben, es läge an ihnen – als wären sie zu empfindlich oder hätten etwas falsch gemacht.“ Lioznov arbeitet unter anderem mit achtsamkeitsbasierten Methoden, EMDR bei belastenden Einsamkeitserinnerungen und biografischer Integration. „Die therapeutische Beziehung selbst ist ein Übungsfeld“, sagt er. „Ein Resonanzraum, in dem sich Verbindung wieder erleben lässt.“
Ehrenamt, Social Prescribing & Co.
Eine wirkungsvolle Möglichkeit, Einsamkeit zu begegnen, ist prosoziales Verhalten – also sich für andere zu engagieren. „In vielen Projekten sehen wir, dass Menschen, die zunächst als Betroffene zu Angeboten kommen, später selbst als Ehrenamtliche weitermachen. Das ist großartig, weil sie zu Experten werden. Sie können anderen sagen: ,Mir ist es auch so gegangen’. Das hat eine enorme Wirkung“, so Gutiérrez-Lobos.
Spannend sind auch neue Modelle wie „Social Prescribing“. „Wir wissen, dass einsame Menschen das Gesundheitssystem häufig beanspruchen. In manchen Ländern – auch in Wien gibt es erste Projekte – werden Hausärzte oder Primärversorgungszentren mit Informationen über soziale Angebote ausgestattet. Da ist dann eine Person, oft eine Sozialarbeiterin, die mit den Menschen spricht und sie mit passenden Angeboten verbindet. Das schafft eine Brücke zwischen medizinischem und sozialem System.“ Parallel dazu versucht die „Plattform gegen Einsamkeit“, einen Überblick über Initiativen in Österreich zu bieten – von Gesprächsgruppen über Besuchsdienste bis zu Wandergruppen oder intergenerationellen Projekten.
Einsamkeit ist nicht nur eine individuelle, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung. „Die Beschäftigung damit ist eine Querschnittsmaterie“, sagt Gutiérrez-Lobos. „Es betrifft städtebauliche Aspekte – sichere Orte, gute Mobilität, Barrierefreiheit, Treffpunkte, die niederschwellig und kostengünstig oder noch besser kostenfrei sind.“ Es betrifft Bildung – Schulen, in denen soziale Kompetenzen vermittelt werden, in denen über Einsamkeit gesprochen wird, statt sie zu tabuisieren. Aber auch die Arbeitswelt ist gefragt: Unternehmen, die psychische Gesundheit ernst nehmen und echte Begegnung möglich machen. Und es betrifft die Sozialpolitik – einen Wohlfahrtsstaat, der Teilhabe ermöglicht statt sie zu erschweren.“ Zugleich gilt: Nicht jede Form von Alleinsein ist gefährlich. Tomova: „Es ist wichtig, das zu unterscheiden. Bewusstes Alleinsein kann sehr positiv sein, unfreiwillige Einsamkeit gefährlich.“ Es macht also einen Unterschied, ob jemand am Sonntag allein am See sitzt und die Stille genießt – oder ob er verzweifelt durch Kontakte scrollt, ohne sich zu trauen, jemanden anzurufen.
Spiegel unserer Zeit
Vielleicht beginnt der Weg aus der Einsamkeit mit einem kleinen inneren Perspektivwechsel: Nicht die Frage „Was stimmt nicht mit mir?“, sondern die Frage „Was braucht mein Bedürfnis nach Verbundenheit gerade – und was wäre ein allererster, kleiner Schritt?“ Ein kurzer Anruf. Ein „Magst du einen Kaffee trinken gehen?“. Ein Eintrag in einer Nachbarschaftsgruppe. Die Entscheidung, bei einem Ehrenamtsprojekt einmal vorbeizuschauen. „Einsamkeit ist kein privates Randphänomen“, sagt Philipp Lioznov. „Sie ist ein Spiegel unserer Zeit – und eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Wenn wir lernen, offen darüber zu sprechen, ohne Scham, ohne Stigma, dann können wir beginnen, sie zu überwinden.“
Oft helfen kleine Schritte aus der Einsamkeit. Und: „Wichtig ist, sich nicht selbst abzuwerten. „Einsamkeit ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Hinweis auf ein menschliches Bedürfnis“, so der Psychotherapeut Philipp Lioznov.
Was gegen Einsamkeitsgefühle helfen kann:
– Das Gefühl anerkennen, statt es wegzudrücken.
– Darüber schreiben: Tagebuch, Notizen, Briefe.
– Vertraute Menschen ansprechen, auch wenn es Überwindung kostet.
– Körper in Bewegung bringen: Spaziergänge, Sport, Natur.
– Niederschwellige Gruppenangebote nutzen: Kurse, Vereine, Nachbarschaftsinitiativen.
Wohin?
Plattform gegen Einsamkeit Bündelt Angebote rund um das Thema und informiert über Hilfs- und Begegnungsmöglichkeiten. plattform-gegen-einsamkeit.at
Plaudernetz Kostenlose Telefon-Hotline der Caritas, die Menschen verbindet, die kurz reden möchten – niederschwellig, anonym, ohne Termin. Geschulte Freiwillige nehmen Anrufe entgegen und schenken ein paar Minuten Zugehörigkeit.
plaudernetz.at, Tel.: 05 1776 100
GemEinsam Ein Diakonie-Projekt, das in ausgewählten Grätzln kostenlose Begegnungs-, Gesprächs- und Zuhörräume schafft – niederschwellig und gratis.
projekt-gemeinsam.at
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