Jeder vierte junge Erwachsene fühlt sich einsam

Eine aktuelle Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Marketagent mit 30.674 Befragten aus 14 europäischen Ländern zeigt, dass Einsamkeit ein bedeutendes Thema bleibt. Während sich im europäischen Durchschnitt 19 Prozent der Menschen als sehr glücklich oder glücklich bezeichnen, liegt Österreich mit 21 Prozent leicht über diesem Wert, Ungarn bildet mit 15 Prozent das Schlusslicht. Fast die Hälfte der Befragten (44 %) verbringt häufig Zeit allein, wobei dies in Österreich besonders geschätzt wird: 72 Prozent genießen die Zeit für sich, europaweit sind es 66 Prozent. Gleichzeitig geben 19 Prozent an, sich oft oder fast immer einsam zu fühlen – in Österreich betrifft dies nur 13 Prozent, der niedrigste Wert aller Länder.
Einsamkeit trifft vor allem Jüngere und Alleinstehende: 26 Prozent der unter 29-Jährigen fühlen sich häufig einsam, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 20 Prozent und bei den über 50-Jährigen 15 Prozent. Besonders hoch sind die Werte in der Türkei (28,1 %) und in Frankreich (27,3 %).
Bei jedem Dritten ist die Lebensqualität durch Einsamkeit beeinträchtigt
Ein Drittel der Befragten (32 %) empfindet eine Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Einsamkeit, in Österreich sind es nur 22 Prozent, in Italien dagegen 42 Prozent. Am stärksten betroffen sind Alleinstehende: 39 Prozent der Ledigen, 37 Prozent der Verwitweten und 33 Prozent der Geschiedenen oder Getrennten leiden unter den Folgen.
Als Hauptursachen für Einsamkeit nennen die Befragten einen Mangel an Freundschaften (21 %), fehlende Partnerschaften (17 %) und zu wenig Zeit für soziale Kontakte (16 %). Mehr als die Hälfte (55 %) erlebt Einsamkeit jahreszeitlich unterschiedlich stark, besonders im Winter (36 %) steigt die Belastung. Auch die Rolle digitaler Medien ist ambivalent: Zwar nutzen 29 Prozent Social Media aktiv gegen Einsamkeit und 32 Prozent erleichtern sich dadurch den Kontakt zu Freunden, zugleich sehen 37 Prozent einen Rückgang echter Begegnungen und 45 Prozent sind überzeugt, dass digitale Interaktionen persönliche Kontakte nicht ersetzen können. Unter jungen Menschen führt dies häufig zur „FOMO“ (Fear Of Missing Out), also der Angst, etwas zu verpassen, wenn man nicht dabei ist, die 23 Prozent der unter 29-Jährigen verspüren.
„Einsamkeit ist ein wachsendes gesellschaftliches Problem, das vor allem Jüngere und Alleinstehende trifft – unabhängig davon, wie digital vernetzt wir sind. Virtuelle Kontakte können persönliche Begegnungen nicht ersetzen und tragen in manchen Fällen sogar dazu bei, das Gefühl des Abgeschnitten-Seins zu verstärken“, erklärt Marketagent-Gründer Thomas Schwabl.
Über die Landesgrenzen hinweg teilen 56 Prozent der Befragten die Einschätzung, dass Einsamkeit in der Gesellschaft zugenommen hat, in Österreich sind es 58 Prozent. Fast die Hälfte (46 %) fürchtet sich davor, im Alter einsam zu sein, hierzulande liegt dieser Wert mit 35 Prozent deutlich darunter, bleibt aber auf hohem Niveau. Die Studie verdeutlicht damit, dass Einsamkeit als wachsendes Problem wahrgenommen wird, das die Lebensqualität vieler Menschen beeinträchtigt – auch wenn Österreich im europäischen Vergleich besser abschneidet.
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