Freiwilligenarbeit auf der Kinder-Krebsstation: "Sind da, um eine gute Zeit zu bescheren"

Eine lächelnde Frau in weißem Poloshirt hält Uno-Junior-Karten in einem bunt eingerichteten Kinderzimmer.
Freiwilligenarbeit, die Nähe schafft: Ein Klinikaufenthalt ist für Kinder und ihre Familien eine Ausnahmesituation, doch Christiane schenkt am St. Anna Kinderspital Zeit und unbeschwerte Momente.

"Manchmal komme ich mit den rollbaren Infusionsständern kaum hinterher", erzählt Christiane und schmunzelt. Seit drei Jahren begleitet die 35-Jährige am St. Anna Kinderspital als Freiwillige erkrankte Kinder. "Auf der onkologischen Station haben wir jede Menge Bobby Cars. Da geht es ganz schön lebhaft zu, wenn die Kleinen ihre Runden auf den Gängen flitzen", beschreibt die Niederösterreicherin.

Das Wiener St. Anna Kinderspital ist eine der größten kinderonkologischen Kliniken Europas. Das Spital beheimatet unter anderem auch die größte Kindernotfallambulanz in Wien und eine Säuglingsstation. Derzeit verrichtet dort ein Team von 30 Freiwilligen ehrenamtliche Besuchsdienste. Organisiert wird die Freiwilligenarbeit vom Roten Kreuz.

Im Kleinen Gutes tun

Christiane stieß online auf die Freiwilligenarbeit im St. Anna Kinderspital: "Ich wollte mich ehrenamtlich sozial engagieren, nicht groß die Welt verbessern, aber etwas Sinnvolles beitragen im Kleinen. Weil ich Kinder gerne mag, habe ich mich im Internet auf die Suche nach Freiwilligentätigkeiten in diesem Bereich gemacht – und bin im St. Anna fündig geworden."

Rund zwei bis drei Mal im Monat kommt Christiane, die eigentlich in der Wirtschaftsbranche tätig ist, nachmittags für einige Stunden an die Klinik. Momentan ist sie auf zwei Stationen im Einsatz. Auf der Onkologie, wo krebskranke Kinder betreut werden, und auf der Neugeborenen-Infektionsstation, wo Babys mit Atemwegserkrankungen behandelt werden.

Auf der Onkologie besteht ihre Hauptaufgabe darin, sich mit den stationär aufgenommenen Kindern spielerisch die Zeit zu vertreiben. "So viele Partien UNO wie in den vergangenen drei Jahren habe ich in meinem ganzen Leben nicht gespielt", verrät sie. 

Viel Zeit verbringt Christiane im hauseigenen Spielzimmer. "Da gibt es alles, was das Kinderherz begehrt: Vom Sensorikwürfel über Bücher und Brettspiele bis hin zu Bastelmaterial. Letztens habe ich mit einem Mädchen ganz toll mit Schmelzperlen gearbeitet."

Trübe Stimmung und Stille sucht man auf den Stationen vergebens. "Es herrscht eine wahnsinnig positive Atmosphäre, und wir Freiwillige werden vom Team mit Wertschätzung aufgenommen." 

Wie die Kinder auf das spielerische Angebot reagieren, sei ganz unterschiedlich. "Beim ersten Kennenlernen reagieren manche zurückhaltend, andere plaudern gleich drauf los. Bei späteren Kontakten hängt es davon ab, wie es dem Kind gerade geht. Nicht jeder Tag ist gleich, manchmal sind die Kinder erschöpft von der Behandlung, haben Schmerzen oder wenig geschlafen." 

Christiane erinnert sich an einen Buben: "Man hat gemerkt, dass er Schmerzen hatte. Er konnte deswegen auch nicht so gut mit mir sprechen. Aber UNO wollte er unbedingt spielen – und hat dabei sogar ein paar Mal lachen können."

Etwas ruhiger läuft es auf der Säuglingsstation ab. "Hier bin ich in erster Linie als Unterstützung für die Eltern da", sagt Christiane. "Ich bleibe beim Baby, um Eltern, die ja meist rund um die Uhr anwesend sind, zu entlasten. Dann lese ich ein Buch vor, schaukle das Kind."

Inspirierende Aufgabe

Nicht selten haben auch die Eltern Redebedarf. "Da entsteht oft ein schöner Austausch." Ob Christiane etwas über die Krankheitsgeschichte erfährt, entscheiden die Familien selbst. "Ich weiß grundsätzlich nicht, was den Kindern fehlt. Wir sind einfach da, um eine gute Zeit zu bescheren. Wenn Familien länger da sind, lernt man sie natürlich besser kennen." 

Im St. Anna werden teils schwerkranke Kinder betreut. Mit belastenden Eindrücken werden die Freiwilligen nicht allein gelassen. Das Rote Kreuz bietet Supervision zur Reflexion und Verarbeitung an.

Ob Neugeborenes, Kleinkind oder Teenager: Den Kontakt mit den Kindern empfindet Christiane stets als inspirierend. "Kinder sehen immer das Positive, etwas, dass wir Erwachsene ein Stück verlernt haben."

Manchmal erreichen Zeichnungen oder Briefe genesener Kinder die Klinik. Nicht immer erfährt Christiane, wie es mit den Kindern nach ihrer Entlassung aus der Klinik weitergeht. "Ich male mir aber aus Prinzip immer das Beste für jedes Kind aus."

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