Doppeltes Risiko: Wenn Krebs auf Corona trifft

Im Tierversuch konnte die Entstehung von Krebszellen beobachtet werden.
Krebsärzte plädieren in Zeiten der Pandemie für eine Abwägung von Nutzen und Risiko bei Therapien und geben Leitlinie für die Krebsbehandlung heraus.

Die Zahl der in Österreich an dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 infizierten Menschen steigt. Vor diesem Hintergrund sind Krebserkrankte besonders verunsichert. Die deutsche Fachgesellschaft (DGHO) hat in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO) neue Empfehlungen für Ärzte und Patienten herausgegeben.

„Kernpunkt ist die individuelle Abwägung des Risikos durch die Krebserkrankung gegenüber dem Risiko einer Infektion mit SARS-CoV-2“, hieß es am Dienstag in einer Aussendung.„Besonders gefährdet sind Patienten mit einem geschwächten Immunsystem durch Leukämien. Aber auch Betroffene mit Lymphomen bei aktiver Erkrankung, einer niedrigen Zahl weißer Blutkörperchen, niedrigen Immunglobulinwerte oder langdauernder Unterdrückung des Immunsystems, z. B. durch Kortison oder allogene Stammzelltransplantation und andere zelluläre Therapien zählen zur Hochrisikogruppe“, erklärte Wolfgang Hilbe, Präsident der (OeGHO).

Besonders achtsam

„Demgegenüber haben viele andere Krebspatienten mit chronischer und gut beherrschter Erkrankung oder nach einer erfolgreichen Erstbehandlung kein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bei Ansteckung mit SARS-CoV-2.“ Trotzdem sollten Krebspatienten besonders achtsam sein, was die Schutzmaßnahmen betrifft.

Die Entscheidung über Verzögerungen oder Änderungen einer Krebstherapie müssten individuell getroffen werden. Hilbe:: „Die Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus darf die Bekämpfung einer bereits existierenden, lebensgefährlichen Blut- oder Krebserkrankung nicht beeinträchtigen. Wir werden alles daransetzen, dass Patientinnen und Patienten mit einer akuten Leukämie oder einer anderen, lebensbedrohlichen Krebskrankheit auch weiterhin die bestmögliche Behandlung bekommen.“

Jeder Fall individuell bewertet

Bei der Entscheidung, ob Krebstherapien verschoben werden sollten, müsse der Nutzen der Behandlung gegen den möglichen Schaden, d. h. Nebenwirkungen, abgewogen werden. Dabei sei das individuelle Erkrankungsrisiko unterschiedlich, unter anderem abhängig von den Lebensumständen und den persönlichen Kontakten. Bei den meisten akut an Krebs erkrankten Patienten stehe der Nutzen einer sinnvollen und geplanten Krebstherapie über dem Risiko einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus (www.oegho.at).

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