Diskussion um Zuckergehalt: Experten sehen Verbesserungsbedarf

Diskussion um Zuckergehalt: Experten sehen Verbesserungsbedarf
In Österreich ist keine Zuckersteuer geplant. Frankreich und Großbritannien gelten auf diesem Gebiet als Vorreiter.

Nachdem Frankreich und Großbritannien eine Steuer auf Zucker eingeführt haben, wird das Thema wieder diskutiert. Ein hoher Zuckerkonsum fördert Übergewicht und Diabetes. Die Einführung einer solchen Steuer ist in Österreich allerdings nicht angedacht, doch gibt es im Gesundheitsministerium bereits Gespräche über den Zuckerverbrauch hierzulande, hieß es am Donnerstag auf Anfrage.

Laut dem aktuellen Ernährungsbericht konsumieren Männer etwa 38 bis 51 Gramm Zucker pro Tag, Frauen liegen mit 37 bis 41 Gramm pro Tag in einer ähnlichen Größenordnung - viel zu viel laut der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation. Die WHO rät zu nicht mehr als sechs Teelöffel Zucker am Tag, das sind 25 Gramm. Vor allem versteckter Zucker - etwa in Fertigprodukten - lässt den Konsum höher schnellen, besonders bei Kindern und Jugendlichen.

Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen

Deshalb äußerte der steirische Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) auch für Österreich - angelehnt an Modelle in Frankreich und Großbritannien - den Wunsch nach einem "gesundem Steuersystem". Als Vater von drei Kindern meinte er: "Wir sehen, dass Übergewicht und sogar Adipositas besonders bei Kindern und Jugendlichen stark im Zunehmen ist. Das ist ein enormes gesellschaftliches Problem. Unsere Kinder haben nicht nur vermehrt gesundheitliche Beeinträchtigungen, sondern das Übergewicht zehrt oft auch am Selbstwertgefühl unserer Jüngsten." Das müsse man ändern. Daher forderte er die Bundesregierung und insbesondere die Gesundheitsministerin auf, Zucker und Fett stärker zu besteuern und gesunde Lebensmittel aus regionaler Produktion zu entlasten.

Höher als empfohlen ist in Österreich auch der Konsum von zuckerhältigen Limonaden. Frauen trinken täglich zwischen 84 und 141 Gramm Saft, wobei der Konsum mit höherem Alter abnimmt. Auch bei Männern ist ein geringerer Konsum mit steigendem Alter feststellbar, ihr Konsum geht von 238 Gramm auf 167 Gramm zurück. Dennoch sind bei beiden Geschlechtern die Mengen an Limonaden deutlich höher als angeraten, besonders hoch ist der Konsum bei jungen Männern.

Zuckergehalt gesunken

Seit 2010 erstellt das vorsorgemedizinische Institut SIPCAN jährlich eine wissenschaftlich fundierte Getränkeliste, in der der Zuckergehalt der im österreichischen Handel erhältlichen Getränke für die Konsumenten sichtbar gemacht wird. Dabei zeigte sich, dass bis heute der durchschnittliche Zuckergehalt um 13,5 Prozent gesunken ist. Für SIPCAN, die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) und die Österreichische Adipositas Gesellschaft (ÖAG) erfreulich, doch sehen die Experten weiteren Verbesserungsbedarf.

"Die ÖDG fordert seit vielen Jahren eine Reduktion von Zucker und Fett in Lebensmitteln und tritt dafür ein, dass gesunde Lebensmittel auch zu einem leistbaren Preis verfügbar gemacht werden", sagte die Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft, Alexandra Kautzky-Willer. "Wir wissen aus Mexiko, dem Land, das sich bisher am meisten für die Reduzierung von Zucker in Softdrinks stark gemacht hat, wie deutlich sich dieser Einsatz direkt auf den Rückgang von Adipositas- und Diabetes-Neuerkrankungen auswirkt." Die ÖDG steht einer Besteuerung von Zucker positiv gegenüber: "Wenn eine Zuckersteuer so rasch, bereits durch die Ankündigung, den Zuckergehalt real senkt, kann auch dieses gesundheitspolitische Steuerungselement gerne angewendet werden", sagte Kautzky-Willer.

"In Österreich können wir bereits Erfolge belegen", meinte Friedrich Hoppichler, SIPCAN-Vorstand und ÖAG-Präsident. "Durch den breiten Einsatz der Getränkeliste vor allem im schulischen Bereich gelingt es ebenfalls, einen positiven Anreiz zur Zuckerreduktion für die Getränkeproduzenten zu schaffen, das bezeichnen wir als den österreichischen Weg zu einem gesünderen Trinkverhalten." Er warnte allerdings: "In Großbritannien führt die Politik über Steuern zu einem vermehrten Einsatz von Süßstoffen und nicht zu einer Reduktion der generellen Süße."

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