Diphtherie: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Das Dipttherie-Bakterium wird durch Kontakt mit Infizierten und infizierte Gegenstände übertragen.
Die Erkrankung wird durch ein Bakterium ausgelöst, das einen Giftstoff produziert, der sich bei schweren Fällen im ganzen Körper ausbreiten und Organe schädigen kann.

Diphtherie ist dank des Kinderimpfprogramms zu einer Seltenheit in Österreich geworden. Umso mehr sorgen jetzt zwei Fälle für Aufsehen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu der Erkrankung.

Was ist Diphtherie genau?

Diphtherie ist eine durch ein Bakterium (Corynebacterium diphtheriae) ausgelöste, schwere Infektionskrankheit mit fest haftenden Belägen auf den Mandeln (Tonsillen), der Rachen-, Kehlkopf- und Halsschleimhaut. "Die Bakterien befallen die Schleimhäute von Mund, Rachen und Kehlkopf und produzieren ein Gift, das Diphtherietoxin", heißt es auf dem öffentlichen Gesundheitsportal gesundheit.gv.at. "Es wird über die Blutbahn im ganzen Körper verteilt und schädigt auch andere Organe."

Die Infektion tritt vorwiegend in den Wintermonaten auf. In Westeuropa ist die Krankheit dank der Kinderimpfungen im ersten Lebensjahr selten geworden. 

Wie infiziert man sich?

Durch Kontakt mit infizierten Personen oder Gegenständen. Infektiös sind Sekrete von Nase, Rachen, Haut, Augen und Wunden. Die Übertragung erfolgt durch eine Tröpfcheninfektion beispielsweise beim Niesen und Husten. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis fünf Tage.

Gibt es unterschiedliche Verlaufsformen?

  • Die lokal beschränkte Form bleibt auf Nase, Rachen, Kehlkopf oder (selten) Wunden begrenzt. Sie kann sich durch Schnupfen, Fieber, Erbrechen, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, grau-weiße Beläge in der Mandelregion sowie Lymphdrüsenschwellung äußern. Die Wunddiphtherie (Hautdiphtherie) tritt v.a. in tropischen und subtropischen Gebieten auf und führt zu schweren Hautentzündungen.
  • Bei der fortschreitenden Diphtherie kommt es gleichzeitig zu einer Entzündung der oberen Atemwege und der Bronchien.
  • Die toxische Diphtherie als schwerste Form verursacht zusätzlich Kreislaufprobleme, Blutungsneigung sowie Schädigung von Leber, Nieren, Herzmuskel und Nerven. Im schlimmsten Fall führt sie durch Herzversagen oder Atemlähmung zum Tod. Ein bis zwei von zehn Diphtherie-Erkrankungen enden tödlich. Schwere Verlaufsformen können bleibende Organschäden nach sich ziehen.

Wie äußert sich die Diphtherie im Rachen?

Auf der Homepage www.sozialministerium.at werden die Symptome dieser "klassischen Diphtherieform" detailliert beschrieben:

Rachendiphtherie beginnt mit Halsschmerzen, hohem Fieber, Schluckbeschwerden mit darauffolgender Heiserkeit, pfeifendem Geräusch beim Einatmen und Schwellungen der Halslymphknoten. Innerhalb von zwei bis drei Tagen kommt es in der Regel zu einer Angina tonsillaris (Mandelentzündung) mit weißlich-gräulichen oder bräunlichen Schleimhautbelägen, die sich häufig über die Rachenmandeln weiter auf den Gaumen und das Zäpfchen ausbreiten und sich bis zum Kehlkopf (Kehlkopfdiphtherie) ausdehnen können. Die Beläge sind meist blutig verfärbt, haften fest an und können beim Versuch, sie zu entfernen, zu Blutungen führen.

Verursacht werden die Beschwerden dadurch, dass sich die Bakterien im Rachen ansiedeln, auf der Schleimhaut vermehren und dort ihren Giftstoff, das Toxin, bilden.

Die Bakterien bleiben zwar im Rachen, aber das Toxin kann sich über die Blutbahn im ganzen Körper verbreiten. Organschäden werden dann durch dieses Toxin verursacht.

Kann man an Rachendiphtherie erkranken, wenn man geimpft ist?

Ausreichend geimpfte Personen können das Diphtherie-Bakterium im Nase-Rachenraum tragen und dieses übertragen, ohne selbst zu erkranken, selten kann es zu sehr milden Verlaufsformen kommen, die Symptome ähneln dann einer bakteriellen Angina bzw. Kehlkopfentzündung.

Wie häufig ist die Erkrankung in Österreich?

Nach 20 diphtheriefreien Jahren wurden seit 2014 einzelne Fälle von Schleimhaut-Diphtherie oder Hautdiphtherie gemeldet, und jetzt eben zwei Fälle von respiratorischer Diphterie mit der Beteiligung der Atemwege.

Wie wird Diphtherie diagnostiziert?

Die Diagnose der respiratorischen Diphtherie muss in erster Linie anhand der vorliegenden Symptome gestellt werden, der labordiagnostische Nachweis bestätigt die klinische Diagnose. Der direkte Erregernachweis erfolgt aus Rachen-, Nasen- bzw. Wundabstrichen. Die Erkrankung ist in Österreich meldepflichtig.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung der Diphtherie erfolgt mit Diphtherie-Antitoxin. Das ist das Gegengift für das Gift (Toxin), das im Körper im Rahmen der Infektion bereits gebildet wurde. Zusätzlich werden Antibiotika verabreicht.

Wie lautet die Impfempfehlung?

Nach der Grundimmunisierung im Säuglingsalter (Impfung im 3., 5. und 11.-12. Lebensmonat) und Auffrischungsimpfung im Schulalter (7.-9. Lebensjahr) sollen bis zum vollendeten 60. Lebensjahr Auffrischungsimpfungen als 3- oder 4-fach-Kombinationsimpfstoff mit Tetanus, Pertussis (und ggf. Polio) regelmäßig alle zehn Jahre, ab dem vollendeten 60. Lebensjahr alle fünf Jahre erfolgen, heißt es auf der Homepage des Gesundheitsministeriums.

Wie verhält man sich nach einem Kontakt mit einer an Diphtherie erkrankten Person?

Für Personen mit engem ("face to face") Kontakt zu Erkrankten ist unabhängig vom Impfstatus eine vorbeugende antibiotische Therapie empfohlen. Wenn die letzte Impfung mehr als fünf Jahre zurückliegt, sollte zudem nach dem Kontakt eine Impfung erfolgen.

Gibt es genug Impfstoff in Österreich?

Die Diphtherie-Impfung steht als Kombinationsimpfstoff in Österreich im kostenfreien Kinderimpfprogramm bis zum vollendeten 15. Lebensjahr in ausreichender Menge zur Verfügung. Darüber hinaus steht sie als Kombinationsimpfstoff auch am Privatmarkt zur Verfügung, heißt es im Gesundheitsministerium.

Wie viel kostet die Impfung gegen Diphtherie und wo bekommt man sie?

Bis zum vollendeten 15. Lebensjahr ist die Impfung im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten und wird dabei im Rahmen der 6-fach-Impfung im 3., 5. und 11.–12. Lebensmonat geimpft.

Im Schulalter wird die Kombinationsimpfung Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Polio im 7.–9. Lebensjahr wiederholt.

Weitere Auffrischungsimpfungen müssen privat finanziert werden und stehen sowohl bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten als auch in den Impfzentren der Gesundheitsbehörden zur Verfügung. Die Kosten des 4-fach-Impfstoffs gegen Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Polio beträgt derzeit bei einem Kauf in der Apotheke etwa  40 bis 50 Euro. Zusätzlich kann der impfende Arzt bzw. die impfende Ärztin ein Impfhonorar verrechnen. Im Rahmen von Impfaktionen, beispielsweise an öffentlichen Impfstellen, können diese Preise abweichen.

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