Diese Pflanzen bringen das Gehirn auf Touren
Kommt ein Patient zum Arzt: „Herr Doktor, ich habe ein riesiges Problem: Ich bin sooo vergesslich!“ Sagt der Arzt: „Na, dann schau’n wir halt mal nach.“ Darauf der Patient: „Wo nach …?“
Witze über Vergesslichkeit gibt es zuhauf und so sehr man über den einen oder anderen auch schmunzeln mag, das Thema an sich ist brisant – im Kleinen, wenn es um alltägliche Erinnerungslücken wie verlegte Schlüssel, Brillen oder PIN-Codes und Namen geht, die einem partout nicht einfallen. Im Großen, wenn man an jene 130.000 Österreicher denkt, die demenzkrank sind – schlechte Prognose inklusive. Denn in den nächsten Jahren wird diese Zahl weiter massiv steigen. Bis 2050 sind 270.000 prognostiziert. Umso wichtiger ist es, „dass man“, frei nach dem legendären Selbsthilfe-Papst „Joki“ Kirschner, „rechtzeitig d’rauf schaut, dass man’s hat, wenn man’s braucht.“ Das Gedächtnis nämlich. Und das kann man, wie alle anderen Körpermuskeln auch, fit halten, trainieren und unterstützen. Mit Bewegung, viel frischer Luft und Flüssigkeit, mit gesunder Ernährung, auch neuen Herausforderungen, denen man sich stellt „und mit bestimmten Arzneipflanzen, deren Inhaltsstoffe nachweislich die Merkfähigkeit und die Konzentration fördern“, sagt die Wiener Apothekerin Ilona Leitner. Als Pflanzenexpertin und Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Phytotherapie (Ögphyt) beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit jenen pflanzlichen Bodyguards, die unsere geistigen Fähigkeiten auf Trab halten. „Die absoluten Stars zur Unterstützung der Gedächtnisleistung sind allen voran Ginkgo und Ginseng. Ersterer ist wegen seiner Blätter interessant, zweiterer ob seiner Wurzeln. Für beide Pflanzen gilt: Es gibt sie seit Menschengedenken, sie sind also uralt, sie stammen aus dem asiatischen Raum und ihre Wirkung ist unbestritten“, erläutert Ilona Leitner.
Urwüchsig
Vieles von dem, was heute durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt ist, wusste man aus Erfahrung schon vor Jahrhunderten. Beispielsweise zeigen historische Bildquellen aus China Mönche, wie sie Ginkgoblätter kauen. Sie taten dies, um Alterserscheinungen vorzubeugen. Nicht ohne Grund gelten Ginkgobäume in Asien bis heute als Symbole für ein langes Leben und geistige Gesundheit. Die dafür verantwortlichen Inhaltsstoffe sind dank moderner Forschungsmethoden längst identifiziert. Es sind Wirkstoffe wie Flavonoide, Ginkgolide, Ginkg-Heteroside oder Terpenlaktone, die dem Gehirn auf die Sprünge helfen. Was passiert konkret? „Der aus den Blättern gewonnene Extrakt erweitert die kleinen Blutgefäße und verbessert die Fließeigenschaften des Blutes. Das führt allgemein zu einer besseren Durchblutung des Gehirns und auch der Extremitäten, weshalb Ginkgo selbst bei arteriosklerotischen Erscheinungen eingesetzt wird“, sagt die Apothekerin. Neueste Untersuchungen zeigen zudem, dass Gingko auch schützende Effekte auf die Gehirnzellen entfaltet. Ilona Leitner: „Der Extrakt ist auch ein sehr guter Radikalfänger, der zellschädigende Substanzen einfängt und unschädlich macht.“ Möglicherweise kann Ginkgo sogar die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, vermindern. An diesem wissenschaftlichen Nachweis wird allerdings noch geforscht.
Um fortschreitende geistige Leistungsstörungen tatsächlich zu verhindern, braucht es jedenfalls regelmäßig eine ausreichend hohe Tagesdosis eines standardisierten Extraktes und die sollte zwischen 120 und 240 Milligramm liegen. Mit hochwertigen Apotheken-Produkten kann man das heute sehr leicht bewerkstelligen.
Lebenswurzel
Der zweite Superstar unter den „Memory-Pflanzen“ ist Panax Ginseng, die Ginsengwurzel. Auch sie wird in Asien seit Jahrhunderten als wichtiges Stärkungsmittel für Körper und Geist eingesetzt. In China kennt man Ginseng seit 3000 Jahren, in Korea ist sie als „Wurzel des Lebens“ hochgepriesen. Die relevanten Substanzen sind Saponine, sogenannte Ginsenoside – wahre Powerstoffe, die gegen Infektionskrankheiten und stressbedingte Erschöpfungszustände wirksam sind. „Zudem steigert Ginseng die Konzentrationsfähigkeit, das Reaktionsvermögen und die geistige Leistungsfähigkeit. Und auch hier wurden zellschützende Effekte auf die Gehirnzellen nachgewiesen“, sagt Leitner und präsentiert sowohl weißen als auch roten Ginseng. Die Pflanze ist dieselbe, der Unterschied liegt lediglich im Trocknungsprozess. Für eine optimale Wirkung wird eine Tagesdosis von 200 und 400 Milligramm empfohlen.
Die beiden Asiaten – Ginkgo und Ginseng – sind nicht die einzigen Fitnesstrainer für das Gehirn. Sibirische Taigawurzel, Brahmi, Kurkuma, Guaraná steigern ebenfalls die Geisteskraft. Und auch in europäischen Gefilden gibt es die eine oder andere Pflanze, die unsere grauen Zellen aktiviert. Griechisches Eisenkraut, Rosmarin, Rosenwurz zählen dazu. Details in unseren Pflanzenporträts zum Nachlesen. In diesem Sinn: Feed your brain!
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