Studie: Diabetes-Medikament halbiert Migräne-Tage

Ein in der Diabetesbehandlung eingesetzter Wirkstoff hat in einer Studie Migränebeschwerden bei adipösen Personen gelindert – möglicherweise über einen bislang unbekannten Wirkmechanismus.
Von Elaine Poet
Wer an chronischer Migräne leidet, hat häufig mehr als 15 Kopfschmerztage im Monat. Eine neue Studie aus Italien macht nun Hoffnung: Forschende des Kopfschmerzzentrums der Universität Neapel "Federico II" behandelten 26 Erwachsene mit Adipositas und chronischer Migräne drei Monate lang mit dem GLP-1-Rezeptoragonisten Liraglutid.
Das Ergebnis: Die Teilnehmenden berichteten von durchschnittlich elf weniger Kopfschmerztagen pro Monat. Auch die Lebensqualität verbesserte sich deutlich – und das, obwohl der Gewichtsverlust während der Studie gering ausfiel.
Medikament zur Behandlung von Typ-2-Diabetes
Liraglutid ist eigentlich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen, da es den Blutzuckerspiegel senkt, den Appetit zügelt und die Energieaufnahme reduziert.
In der aktuellen Studie sank der Body-Mass-Index der Teilnehmenden jedoch nur minimal. Die beobachtete Besserung trat also unabhängig vom Gewichtsverlust ein – ein Hinweis darauf, dass Liraglutid die Migräne über einen anderen Wirkmechanismus positiv beeinflussen könnte.
Hirndruck als möglicher Auslöser
Die Forschenden vermuten, dass das Medikament den Druck der Gehirnflüssigkeit senkt. Das könnte bei Migräne entscheidend sein. Schon länger gibt es Hinweise darauf, dass ein leicht erhöhter Hirndruck bei Migräne eine Rolle spielt.
Liraglutid wirkt möglicherweise auf die Liquorsekretion (Bildung von Gehirnflüssigkeit, Anm.) und damit direkt auf den Ursprung der Migräne. Die Wirkung setzte bei vielen Teilenehmenden bereits innerhalb von zwei Wochen ein und blieb für die gesamte Studiendauer erhalten.
Kaum Nebenwirkungen
Die Teilnehmenden berichteten nur von leichten Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Verstopfung. Für die Forschenden ist klar: Das Medikament könnte ein völlig neuer Weg in der Migränebehandlung sein – besonders für jene, denen bisher keine Therapie geholfen hat.
Eine Folgestudie mit direkter Messung des Hirndrucks ist bereits geplant. Auch die Wirkung anderer GLP-1-Medikamente wird nun untersucht.
Weltweit leidet etwa jede siebte Person an Migräne. Die vielversprechenden Ergebnisse dieser Studie wurden nun auf dem Kongress der European Academy of Neurology (EAN) 2025 vorgestellt.
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