Migräne: Schlafmangel verstärkt Symptome

Ein Wirkstoff aus der Diabetes-Therapie lindert in einer Studie Migräne bei adipösen Patienten – offenbar durch einen bisher unbekannten Mechanismus.
Zusammenfassung
- Norwegische Studie zeigt: Gehirne von Migränepatienten verarbeiten Schmerz nach Schlafmangel anders als bei gesunden Personen.
- Schlafmangel kann natürliche schmerzlindernde Mechanismen bei Migränebetroffenen beeinträchtigen und Attacken auslösen.
- Studie stützt die Hypothese, dass besserer Schlaf zur Schmerzkontrolle und gezielteren Therapien bei Migräne führen könnte.
Was passiert im Gehirn von Migränepatienten, wenn sie zu wenig schlafen? Ein norwegisches Forschungsteam hat das nun erstmals systematisch untersucht – und liefert neue Erkenntnisse über die schmerzhafte Volkskrankheit.
Migräne gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen weltweit. Ewa 15 Prozent der Weltbevölkerung sind betroffen. Die Anfälle äußern sich in pulsierenden Kopfschmerzen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit sowie Übelkeit. „Viele Betroffene sind immer wieder arbeitsunfähig. Um bessere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln, müssen wir verstehen, was im Gehirn bei Migräne passiert“, wird Studienleiter Petter Moe Omland von der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens (NTNU) in einer Aussendung zitiert.
Untersuchung unter Extrembedingungen
In zwei groß angelegten Studien unterzogen sich 140 Freiwillige – mit und ohne Migräne – intensiven Untersuchungen. Sie verzichteten gezielt auf Schlaf, führten Schlaftagebücher und trugen EEG-Messhauben, während sie kontrollierten Schmerzreizen ausgesetzt wurden.
Das Ergebnis: Die Großhirnrinde von Migränepatienten reagiert auf Schmerzsignale nach Schlafmangel deutlich anders als bei gesunden Personen. Bei ihnen scheinen die natürlichen schmerzlindernden Mechanismen weniger effektiv zu arbeiten.
„Unsere Daten zeigen, dass das Gehirn von Migränepatienten unter Schlafmangel Schmerz und Sinneseindrücke anders verarbeitet. Das kann erklären, warum Schlafmangel so häufig Migräneattacken auslöst“, so Omland.
Schlaf als Schlüssel zur Schmerzkontrolle
Schlaf gilt seit Langem als wichtiger Faktor im Umgang mit Migräne. Viele Betroffene berichten, dass Anfälle häufig nach gestörtem Schlaf auftreten – oder, dass Schlaf die einzige wirksame „Behandlung“ während eines Anfalls sei. Die aktuelle Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Cephalalgia, liefert nun erstmals neurologische Belege für diesen Zusammenhang. Omland berichtet, dass ihn die Forschung auch persönlich betrifft: „Während meiner Zeit als junger Arzt mit kleinen Kindern und wenig Schlaf bekam ich selbst Migräne. Das hat mir eindrücklich gezeigt, wie sehr Schlafentzug das Gehirn belasten kann – und mich zusätzlich motiviert, die Krankheit besser zu verstehen.“
Die Ergebnisse geben Betroffenen Hoffnung: Ein besseres Verständnis der Zusammenhänge zwischen Schlaf und Schmerzverarbeitung könnte künftig zu gezielteren Therapien führen – und damit die Lebensqualität von Millionen Menschen weltweit verbessern.
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