Diabetes: Alle 50 Minuten stirbt in Österreich ein Mensch an den Folgen

Bei Diabetes mellitus ist der Blutzuckerspiegel erhöht.
Rund 1,15 Millionen Diabetes-Kranke gibt es in Österreich - Tendenz steigend.

Mehr als 1,15 Millionen Menschen leiden in Österreich an Diabetes oder Prädiabetes. Diese Zahl steigt seit Jahrzehnten kontinuierlich an. Am Donnerstag kamen daher medizinische Expertinnen und Experten der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft (ÖGD) und Betroffene anlässlich des Weltdiabetestags am 14. November in Wien zusammen, um die Vermeidbarkeit von Diabetes Typ zwei und neue Möglichkeiten zur Steigerung der Lebensqualität von Diabetes Typ eins-Patienten aufzuzeigen.

90 Prozent haben Typ-2-Diabetes

Es gibt verschiedene Formen der Diabetes-Erkrankung. Bei Diabetes Typ zwei, wovon rund 90 Prozent der Patientinnen und Patienten in Österreich betroffen sind, liegt eine verminderte Insulinwirkung vor. Dadurch können vielfältige Folgeprobleme wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nerven-, Nieren-, oder Augenschädigungen sowie Lebererkrankungen verursacht werden. Diese Variante tritt hauptsächlich bei Personen über 45 auf. Alle 50 Minuten stirbt in Österreich ein Mensch an den Folgen einer Diabeteserkrankung, auch schwere Covid-19-Krankheitsverläufe sind bei Diabeteskranken deutlich häufiger.

Gesunder Lebensstil kann vorbeugen

Etwa 350.000 Menschen leiden in Österreich zudem an Prädiabetes, einer Vorstufe von Diabetes Typ zwei. Auch diese kann gefährlich sein, besonders in Kombination mit anderen Erkrankungen, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Dabei kann Diabetes Typ zwei trotz einer stark ausgeprägten erblichen Veranlagung durch einen gesunden Lebensstil effektiv vorgebeugt werden - gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, ein normales Körpergewicht und der Verzicht auf nikotinhaltige Genussmittel reduzieren das Erkrankungsrisiko deutlich.

Im Falle einer Erkrankung sei eine frühe Diagnose und rechtzeitige Therapie essenziell, erläuterte Martin Clodi vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz, denn jede einzelne Überzuckerung erhöhe das Risiko auf Folgeerkrankungen.

150 Minuten Bewegung pro Woche

Michael Resl, ebenfalls von Barmherzigen Brüdern in Linz unterstrich des Weiteren die hohe Effektivität der Lebensstiltherapie bei Diabetes Typ zwei. So kann durch nur 150 Minuten Bewegung pro Woche und einen Gewichtsverlust von sieben Prozent das Auftreten von Diabetes über einen Zeitraum von 15 Jahren um 27 Prozent gesenkt werden. Außerdem sei bei rechtzeitiger Therapie noch Jahrzehnte später ein deutlicher Legacy-Effekt zu beobachten, also ein erkennbarer Unterschied zu Patienten, die nicht oder erst später therapiert worden waren.

Diabetes Typ eins hingegen lässt sich nicht vermeiden. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die in erster Linie bereits im Kindesalter oder der frühen Jugend diagnostiziert wird. Hierbei zerstört das Immunsystem jene Zellen im Körper, die für die Insulinproduktion verantwortlich sind. Patienten müssen regelmäßig ihre Blutzucker-, Kohlehydrat- und Insulinwerte überprüfen, und gegebenenfalls regulieren.

Test für Diabetesrisiko

Speziell bei Kleinkindern war die Substitution lange Zeit sehr schwierig, nicht nur weil die Werte auch mitten in der Nacht aus dem Optimalbereich fallen. Maria Fritsch von der Medizinischen Universität Graz stellte ein hochmodernes System vor, welches mithilfe eines Sensors, einer Pumpe und einer Smartphone-App für die erwünschten Blutwerte sorgt.

Abschließend rieten die Experten allen Menschen über 45, bei ihrem Hausarzt mit einem HbA1c-Test ihr Diabetesrisiko ermitteln zu lassen. Auch jüngeren Personen wurde dieser Test nahegelegt, besonders wenn sie an Symptomen wie übermäßigem Durst, Energielosigkeit, Gewichtsverlust oder Bluthochdruck leiden.

Ab dem 45. Lebensjahr empfiehlt die ÖDG allen Menschen ihr Diabetes-Risiko anhand des HbA1c-Werts oder eines oralen Glukosetoleranztests bestimmen zu lassen. Bereits vor dem 45. Lebensjahr sollte bei Vorliegen folgender Risikokonstellationen eine Untersuchung mittels HbA1c erfolgen:

  • wenn erstgradig Verwandte (Eltern, Geschwister) an Diabetes erkrankt sind
  • bei Übergewicht
  • körperliche Inaktivität
  • bei kardiovaskulärer Vorerkrankung
  • bei Vorliegen eines metabolischen Syndroms
  • bei Bluthochdruck
  • bei Fettstoffwechselstörungen, vor allem bei einem niedrigen HDL-Wert
  • wenn eine Fettlebererkrankung diagnostiziert wurde
  • wenn Frauen bereits einen Schwangerschaftsdiabetes hatten
  • bei Vorliegen eines polyzystischen Ovarialsyndroms
  • chronischer Tabakkonsum

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