Derzeit keine ECDC-Empfehlung für dritte Kinderimpfung
Es kam für viele überraschend, dass das Nationale Impfgremium (NIG) am Montag eine dritte Impfung für Kinder zwischen fünf und elf Jahren empfahl. Derzeit sind rund 158.000 Kinder dieser Altersgruppe in Österreich teilgeimpft, rund 147.000 haben zwei Impfungen.
Das NIG empfiehlt nun sechs Monate nach der zweiten Impfung eine dritte Impfung für Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Bei vielen dieser Altersgruppe ist die Frist von sechs Monaten nach der Zweitimpfung bereits erreicht oder bald erreicht - die Impfungen in dieser Altersgruppe starteten im November 2021. Für die ab Zwölfjährigen gibt es die Empfehlung zum dritten Stich bereits, ebenso eine Zulassung.
Eine Zulassung für Fünf- bis Elfjährige gibt es derzeit allerdings noch nicht – die Impfung erfolge laut Gesundheitsministerium Off-Label, "aber auf Empfehlung des NIG". Die Impfstoffhersteller Biontech/Pfizer gaben bereits bekannt, dass sie möglichst rasch die Zulassung einreichen möchten – sowohl bei der europäischen EMA als auch der amerikanischen FDA.
Österreich erstes EU-Land
Laut europäischer Gesundheitsbehörde ECDC ist Österreich damit das erste EU-Land, das eine Auffrischungsimpfung in dieser Altersgruppe empfiehlt. Die Behörde spricht eine derartige Empfehlung derzeit nicht aus, betont aber, dass jedes Land individuell abwiegen solle – auch abhängig von aktuellen Fallzahlen sowie dem Fortschritt der Impfrate. Derzeit sei nicht bekannt, dass weitere Länder Ähnliches planen, es bestehe aber ein ständiger Austausch mit den Mitgliedsstaaten, teilte die ECDC bei einer Pressekonferenz am Dienstag mit.
Betont wurde allerdings, dass die Impfung für Kinder und Jugendliche wichtig sei, auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs bei ihnen geringer ist als in anderen Altersgruppen. "Das Risiko existiert dennoch. Infektionen in dieser Altersgruppe tragen indirekt zum Infektionsgeschehen der Gesamtbevölkerung teil – sie können das Virus auf vulnerable Gruppen übertragen, weshalb auch bei ihnen hohe Immunisierungsraten wichtig sind", sagte Lucia Pastore-Celentano von der ECDC.
Vierte Impfung für über 80-Jährige
Empfohlen wurde von der europäischen Behörde allerdings eine vierte Impfung für über 80-Jährige. Diese Bevölkerungsgruppe sei sehr vulnerabel und habe ein erhöhtes Risiko für Hospitalisierungen und Todesfälle aufgrund einer Covid-Infektion. Sie profitiere von einer zweiten Booster-Dosis am meisten, hieß es bei der Pressekonferenz der ECDC.
Für den Effekt der zweiten Auffrischungsimpfung in anderen Altersgruppen gebe es bisher wenige Studien. Empfohlen wird die vierte Impfung von der ECDC aber auch für all jene, die ein geschwächtes Immunsystem aufweisen, etwa durch Erkrankungen.
In allen EU-Ländern – außer Frankreich und Spanien – sei derzeit ein Trend sinkender Zahlen zu beobachten, auch die Sterberate aufgrund von Covid-19 sinke. Trotz Nachlassen der Infektionsfälle sei die Pandemie aber noch nicht vorbei, "das Virus ist immer noch da", so Pastore-Celentano.
BA.2 dominante Variante
Nahezu alle Sequenzierungen innerhalb der EU zeigen mittlerweile eine Dominanz der BA.2-Untervariante von Omikron. „Dabei handelt es sich um eine sehr ansteckende Variante. Eine Überwachung des Infektionsgeschehens ist immer noch notwendig. Auch die globale Übertragung besteht immer noch“, so Pastore-Celentano. Neue Virusmutationen seien jederzeit möglich.
Auch die Impfung sei weiterhin wichtig, allerdings stagnieren in fast allen Ländern Europas die Impfraten, vor allem junge Menschen seien zu wenige geimpft. „Insbesondere jene, die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf habne, müssen geschützt werden. Wir beobachten aber eine Pandemie-Müdigkeit und auch eine Impf-Müdigkeit“, betonte Pastore-Celentano. Die Gesundheitsbehörden der einzelnen Ländern müssten erkennen, weshalb Menschen sich nicht impfen lassen und sie besser erreichen.
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