Seine größte Niederlage hat der Teamarzt des Österreichischen Skiverbands 2018 im olympischen Dorf in Pyeongchang in Südkorea einstecken müssen – Tür an Tür mit den weltbesten Skispringern und Nordischen Kombinierern.
„Ich war damals zum vierten Mal bei Winterspielen dabei“, erzählt Stefan Hainzl bei einem Treffen mit dem KURIER in der Wiener Hauptallee. „Sie werden mir auch mein ganzes Leben lang in Erinnerung bleiben.“
In böser Erinnerung: Zehn Jahre lang hatte er einigermaßen mit den Entzündungen in seinem Nervensystem leben gelernt. Es gab nur leichte Schübe, die der Leichtathlet dank seiner Physis gut wegstecken konnte. Doch bald nach dem Entzünden des olympischen Feuers begann es auch in seinem Hirn zu brennen.
„Es war die Hölle für mich“, sagt einer, der es als Mediziner gewohnt ist, anderen Menschen zu helfen. Auch wollte er selbst auf keinen Fall Aufsehen erregen, um nicht mit seinem Problem die Konzentration der rot-weiß-roten Medaillenhoffnungen zu stören.
Vier Jahre später wurde nun in Peking wieder ein olympisches Feuer entzündet. Die Position von Stefan Hainzl hat ein Kollege von ihm eingenommen. Doch das ist keine schlechte Nachricht. Es hat viel mehr damit zu tun, dass parallel zu den Wettkämpfen in China heute eine Autobiografie in den Buchhandel kommt, die vom sensationellen Comeback eines Mediziners erzählt, der mit Multipler Sklerose leben lernte.
„Das Buch ist auf keinen Fall ein Ratgeberbuch“, betont der 47-jährige Doktor. „Es geht viel um meinen persönlichen Weg.“
Damals in Pyeongchang vor vier Jahren sah er sich schon im Rollstuhl sitzen. So hatte er es ja auch im Studium gelernt. Doch bei einem viertägigen Aufenthalt in einem orthopädischen Spital nutzte er die Zeit für Recherchen in medizinischen Foren. „Dabei stieß ich auch auf die von Ärzten streng überwachte Therapie mit hoch dosiertem Vitamin D.“
Im März 2018, wenige Wochen nach den Olympischen Spielen, entschied sich der Mediziner zu einer Therapie, von der gar nicht wenige Neurologen abraten. Doch der Patient Hainzl konnte innerhalb von nur zwei Wochen eindeutige Wirkungen an sich selbst feststellen: „Der Schwindel und auch das Fatigue-Syndrom, meine unsagbare Erschöpfung, waren so gut wie weg.“
Dringend verweist der Arzt Hainzl darauf, dass man diese Therapie nicht alleine, sondern nur unter medizinischer Aufsicht durchführen soll. Er selbst nimmt Vitamin D bis heute. Zudem hat er seine Ernährung und seinen Lebensstil komplett umgestellt. Das bedeutet: „Kein tierisches Eiweiß, kein Alkohol und auch kein Sport gegen den ausdrücklichen Willen des eigenen Körpers.“
Um sein Frühstück (Gemüse und Säfte) zuzubereiten, steht er in der Früh mindestens eine Stunde vor seiner Frau und den gemeinsamen drei Töchtern auf. Der hohe Grad an Selbstdisziplin ist Garant für seinen Siegeslauf.
In wenigen Stunden gehen seine Athleten, die ihm über all die Jahre ans Herz gewachsen sind, in Peking an den Start. Und Stefan Hainzl betont: „Ich werde mir alle Rennen von ihnen im Fernsehen anschauen, natürlich werde ich sie alle voll anfeuern.“ Danach will er sich um einen anderen Athleten kümmern. Der hat noch ein weiteres Ziel: „Wenn ich stressfrei unter drei Stunden bleiben kann, möchte ich noch einmal einen Marathon laufen.“
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