Baba, Body Mass Index: Hat der BMI ausgedient?

Waage mit Maßband
Der Index gerät zunehmend in die Kritik – neue Messmethoden wie der Bauchumfang und der Body Roundness Index könnten eine präzisere Einschätzung des Gesundheitsrisikos bieten.

Körpergewicht dividiert durch die Körpergröße zum Quadrat – nach dieser Formel wird der BMI, kurz für Body Mass Index, berechnet. Heraus kommt eine Zahl, die angibt, ob man unter-, normal-, übergewichtig oder fettleibig ist. Die schnelle, einfache und kostenlose Methode, die jeder kennt und die als internationales medizinisches Screening-Instrument von der WHO anerkannt ist, hilft, das Körpergewicht einzuordnen. 

Allerdings hat der Richtwert einige Schwächen, die seit Jahrzehnten in der Medizin diskutiert werden. "Das Problem ist, dass der BMI keine Rückschlüsse auf die Qualität der Körperzusammensetzung zulässt, wie hoch also etwa der Muskel- und der Körperfettanteil einer Person ist. Sportler mit einem geringen Fettanteil haben oft trotzdem einen BMI, der Übergewicht anzeigt, sind aber keineswegs übergewichtig", erklärt Johanna Brix, Leiterin der Adipositasambulanz der Klinik Landstraße. Bekanntes Beispiel ist Arnold Schwarzenegger: In seinen besten Zeiten als Bodybuilder hatte er einen BMI von 30 und erfüllte damit das Kriterium für Fettleibigkeit - trotz äußerst geringem Fettanteil. 

Anpassung der Grenzwerte notwendig

Der BMI wurde vor fast 200 Jahren entwickelt, basierend auf Daten von überwiegend weißen Männern. Faktoren wie Geschlecht, Alter und ethnische Herkunft finden keine Berücksichtigung. Darauf wies zuletzt die American Medical Association, die größte Ärztevereinigung der USA, hin. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO adaptierte die 1993 definierten Grenzwerte inzwischen hinsichtlich ethnischer Unterschiede und empfiehlt etwa eigene Grenzwerte für Südostasiaten. Sie zeigen genetisch bedingt auch bei einem niedrigeren BMI ein höheres Risiko für Herzerkrankungen. 

Dabei ist genau dies das Ziel des BMI: Hinweise auf Gesundheitsrisiken wie Herzinfarkte oder Diabetes zu geben. Doch hier stößt der Index an seine Grenzen. Werden die Verteilung und der Anteil des Körperfetts nicht einbezogen, lassen sich keine Aussagen über den Gesundheitszustand einer Person treffen. Studien zeigen, dass der BMI oft schlecht mit tatsächlichen Gesundheitswerten wie Blutdruck oder Cholesterinspiegel übereinstimmt. So ergab eine im International Journal of Obesity veröffentlichte Studie, dass fast die Hälfte der als "übergewichtig" eingestuften Personen in Wirklichkeit eine gute Stoffwechselgesundheit hatte. Umgekehrt hatten 30 Prozent der als "normalgewichtig" Eingestuften eine schlechte Stoffwechselgesundheit.

Bauchumfang als Alternative?

Doch was könnte den BMI ersetzen? Ein immer wichtigerer Faktor ist der Bauchumfang, der das gesundheitlich bedenkliche viszerale Fett misst. "Das Verhältnis von Körpergröße zu Bauchumfang (Taille-zu-Größe-Verhältnis, Anm.) ist ein zunehmend relevanter Parameter", sagt Internistin Brix. Es sei entscheidend, ob eine Person mit einem großen Bauchumfang 1,60 m oder 1,80 m groß ist. Ein größerer Bauchumfang deutet auf eine vermehrte Ansammlung von Fett im Bauchraum hin – dem sogenannten Apfeltyp, der mit einem höheren Gesundheitsrisiko verbunden ist. Der Birnentyp hingegen, mit Fettansammlungen an Hüften und Oberschenkeln, gilt als weniger risikobehaftet.

Das viszerale Fett umgibt die inneren Organe und wirkt hormonell aktiv, was das Risiko für Erkrankungen wie Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall sowie Diabetes erhöht. Frauen mit einem Bauchumfang von mehr als 80 cm und Männer mit einem Umfang von mehr als 94 cm gelten als gefährdet. Ab einem Umfang von 88 cm bei Frauen bzw. 102 cm bei Männern steigt das Risiko stark an. Bei Männern tritt dieses Risiko häufiger und früher auf, da sie im Gegensatz zu Frauen bis zur Menopause eher das Apfelmuster aufweisen.

Körperrundung: der Body Roundness Index (BRI)

In den USA etabliert sich immer mehr der sogenannte Body Roundness Index (BRI), der auf der Messung der Körperrundung basiert. In die Formel fließen Größe und Taillenumfang, nicht aber das Gewicht ein. Eine aktuelle Studie zeigte, dass der BRI das Sterblichkeitsrisiko besser vorhersagen kann als der BMI. Personen mit hohen BRI-Werten hatten ein um 50 Prozent erhöhtes Risiko. Bei jenen mit mittleren BRI-Werten war das Risiko immer noch um 25 Prozent erhöht. 

Dennoch werde der BMI trotz aller Kritik wohl nicht so schnell aus den Leitlinien verschwinden, meint Johanna Brix. "Der BMI ist für jeden leicht ausrechenbar und ein einfaches Screening-Instrument. Wichtig ist jedoch, ergänzend auch den Bauchumfang zu messen, um ein klareres Bild zu bekommen", betont Brix. In der Praxis werden zudem zusätzliche Messungen vorgenommen wie Körperfettanalysen und Blutwerte, bevor Diagnosen gestellt werden. 

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