Blut im Stuhl: Starker Hinweis auf Darmkrebs bei Jüngeren

Die Standard-Untersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs ist die Darmspiegelung, auch Koloskopie genannt. Dabei untersuchen Ärztinnen und Ärzte den Darm mithilfe eines schlauchförmigen Instruments. Die Untersuchung wird in einer Kurznarkose durchgeführt und ist kaum belastend.
Seit Anfang Oktober ist die kostenlose Darmkrebsvorsorge in Österreich für alle ab 45 Jahren möglich. Bisher konnte man die Darmspiegelung (Koloskopie) alle zehn Jahre sowie ein Test auf nicht sichtbares Blut im Stuhl regulär erst ab 50 kostenfrei in Anspruch nehmen.
Eine Erhebung der US-amerikanischen Universität von Louisville in Kentucky zeigt nun, dass rektale Blutungen, also Stuhlgang mit Blut, insbesondere bei Patientinnen und Patienten unter 50 ein starker Hinweis auf Darmkrebs sein können.
Blut im Stuhl unter 50: Erheblich höheres Risiko für Darmkrebs
Bei Erwachsenen unter 50 Jahren, die sich einer Koloskopie unterzogen, wurde in der Studie ein erheblich höheres Risiko für Darmkrebs festgestellt, wenn die Untersuchung aufgrund von rektalen Blutungen durchgeführt wurde. Konkret erhöhte Blut im Stuhl das Risiko einer Darmkrebsdiagnose um das 8,5-Fache.
In der retrospektiven Studie wurden Daten von 443 Patientinnen und Patienten unter 50 Jahren analysiert, die sich zwischen 2021 und 2023 im Gesundheitsnetzwerk der Universität von Louisville einer Koloskopie unterzogen hatten. Von ihnen wurden 195 (44 Prozent) mit frühzeitigem Darmkrebs diagnostiziert, während 248 (56 Prozent) unauffällige Befunde erhielten.
70 Prozent der jüngeren Betroffenen, bei denen Darmkrebs diagnostiziert wurde, hatten keine familiäre Vorbelastung für die Erkrankung. "Bei vielen früh auftretenden Darmkrebsfällen, die ich sehe, gibt es keine familiäre Vorbelastung", wird die leitende Autorin Sandra Kavalukas, Darmchirurgin an der University of Louisville, in einer Aussendung zitiert.
Rektale Blutung "auch dann ernst nehmen, wenn keine familiäre Vorbelastung vorliegt"
Dies unterstreiche die Notwendigkeit, das Symptom der rektalen Blutung "auch dann ernst zu nehmen, wenn keine familiäre Vorbelastung vorliegt und die betroffene Person möglicherweise noch nicht das für Vorsorgeuntersuchungen erforderliche Alter erreicht hat", so Kavalukas. Ihr Appell an Ärztinnen und Ärzte: "Wenn Sie eine Person unterhalb des Screeningalters mit rektalen Blutungen haben, sollten Sie ernsthaft eine Darmspiegelung in Betracht ziehen."
Der Lebensstil könnte beim frühzeitigen Auftreten von Darmkrebs eine Rolle spielen, schreiben die Forschenden mit Blick auf ein Detailergebnis: Patientinnen und Patienten mit einer frühen Darmkrebsdiagnose, waren fast doppelt so häufig ehemalige Raucher.
Die Forschungsergebnisse, die noch nicht von unabhängigen Fachkollegen begutachtet wurden, wurden auf dem Kongress des American College of Surgeons (ACS) Anfang Oktober in Chicago vorgestellt.
Früherkennung potenziert Heilungschancen
Seit 30 Jahren nimmt die Häufigkeit von Darmkrebs in den meisten europäischen Ländern, darunter Österreich, in der Generation 55 plus ab. Bei jüngeren Erwachsenen ist seit rund zwei Jahrzehnten ein gegenläufiger Trend zu beobachten.
Dass mehr Fälle in jüngeren Altersgruppen entdeckt werden, ist auf eine verbesserte Diagnostik, aber auch Lebensstilfaktoren und Umwelteinflüsse zurückzuführen. Auch das genetisch bedingte Erkrankungsrisiko spielt bei einer Diagnose in jüngeren Jahren eine Rolle. Für eine persönliche Gefährdung spricht, wenn nahe Verwandte bereits Darmkrebs hatten und die Erkrankung früh (vor dem 50. Lebensjahr) aufgetreten ist.
Jährlich gibt es hierzulande rund 5.000 Darmkrebs-Neuerkrankungen. Je früher potenzielle Veränderungen im Darm erkannt und entfernt werden, desto höher die Heilungschancen. Oft kann die Entstehung von Krebs auch gänzlich verhindert werden. Mit der eingangs erwähnten Altersabsenkung beim Vorsorgeprogramm orientiert sich Österreich an internationalen Empfehlungen. Der medizinische Nutzen der Maßnahme ist inzwischen wissenschaftlich gut belegt.
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