Was unsere Autofahr-Gewohnheiten über die geistige Fitness aussagen
Die Verwendung von Fahrdaten aus Fahrzeugen könnte eine neue Möglichkeit sein, um Personen zu identifizieren, bei denen das Risiko einer kognitiven Verschlechterung besteht.
"Früh zu erkennen, ob ältere Autofahrer ein Unfallrisiko darstellen, ist eine Priorität im Bereich der öffentlichen Gesundheit", betont Ganesh M. Babulal, Neurologe und Demenz-Experte an der Washington University. Allerdings sei "das Identifizieren von Personen, die ein Sicherheitsrisiko darstellen, schwierig und zeitaufwendig".
Zusammen mit seinem Team hat Babulal nun einen neuen Forschungsansatz getestet: Man nutzte Fahrdaten aus Autos, um Personen zu identifizieren, bei denen das Risiko einer kognitiven Verschlechterung besteht.
Laut Babulal ist diese Methode vielversprechend: "Wir haben festgestellt, dass wir mithilfe eines GPS-Datenverfolgungsgeräts genauer bestimmen konnten, wer kognitive Probleme entwickelt hatte, als wenn wir ausschließlich Faktoren wie Alter, Ergebnisse kognitiver Tests und das Vorliegen eines genetischen Risikofaktors für Alzheimer berücksichtigt hätten", heißt es in einer Aussendung zur Studie aus dem Fachblatt Neurology.
Im Rahmen der Untersuchung wurden 56 Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung – einer Vorstufe der Alzheimer-Krankheit – sowie 242 kognitiv gesunde Personen mit einem Durchschnittsalter von 75 Jahren beobachtet. Alle Teilnehmenden fuhren zu Beginn der Studie mindestens einmal pro Woche mit dem Auto.
Deutliche Unterschiede bei älteren Erwachsenen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung
Die Probandinnen und Probanden erklärten sich bereit, Tests zur Überprüfung ihrer Denkfähigkeiten zu absolvieren und ein Gerät zur Datenerfassung in ihren Fahrzeugen installieren zu lassen. Anschließend wurden sie über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren begleitet.
Während die Fahrgewohnheiten der beiden Gruppen zu Studienbeginn noch ähnlich waren, zeigten sich im Verlauf deutliche Unterschiede: Bei älteren Erwachsenen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung nahm sowohl die monatliche Fahrtenzahl als auch die Häufigkeit von Nachtfahrten ab; zudem wurden die Routen insgesamt weniger abwechslungsreich.
Anhand von Kennzahlen wie der durchschnittlichen und maximalen Fahrstrecke, der Häufigkeit von Geschwindigkeitsüberschreitungen und Abweichungen von der gewohnten Routine konnten die Forschenden mit einer Genauigkeit von 82 Prozent vorhersagen, ob eine Person eine leichte kognitive Beeinträchtigung entwickelt hatte.
Wurden zusätzlich Faktoren wie Alter und weitere demografische Daten, Ergebnisse kognitiver Tests sowie das Vorhandensein eines mit Alzheimer assoziierten Gens berücksichtigt, stieg die Genauigkeit auf 87 Prozent. Zum Vergleich: Ohne die Fahrdaten lag sie lediglich bei 76 Prozent.
Autonomie und Privatsphäre respektieren
"Die Beobachtung des täglichen Fahrverhaltens von Menschen ist eine recht einfache und unaufdringliche Methode, um ihre kognitiven Fähigkeiten und ihre Funktionsfähigkeit zu überwachen", so Babulal. "Dies könnte helfen, gefährdete Fahrer frühzeitig zu identifizieren und rechtzeitig einzugreifen, bevor es zu einem Unfall oder Beinaheunfall kommt."
Zugleich müssten jedoch Autonomie und Privatsphäre respektiert und "ethische Standards gewährleistet werden".
Eine Einschränkung der Studie besteht darin, dass die meisten Teilnehmer hochgebildete Menschen mit weißer Hautfarbe waren. Die Ergebnisse sind möglicherweise nicht auf die Gesamtbevölkerung übertragbar.
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