Asthma, Allergien, Neurodermitis: Die Psyche leidet mit

Körper und Psyche bilden eine Einheit und reagieren aufeinander.
Asthma, Nahrungsmittelallergien, Neurodermitis: Diese Krankheitsbilder sind nicht nur weit verbreitet, sie sind oft auch miteinander verbunden. Die Erkrankungen können bei Menschen mit entsprechender Veranlagung gleichzeitig oder nacheinander auftreten.
Unterschätzt wird nach wie vor, dass damit einhergehende Beschwerden Betroffene auch psychisch teils massiv belasten können, wie Fachleute des US-amerikanischen Berufsverbandes der Immunologen, Asthmaspezialisten und Allergologen in der neuen Ausgabe des zum Verband gehörenden Fachblatts nun betonen.
Chronische Erkrankungen mit psychischen Auswirkungen
"Bei den Krankheiten, die wir in der Allergie bzw. Immunologie behandeln, handelt es sich in erster Linie um chronische Erkrankungen, die oft auch psychische Auswirkungen auf Betroffene haben", wird Mitchell Grayson, Allergologe und Chefredakteur des Journals Annals of Allergy, Asthma and Immunology, dazu zitiert.
Nicht selten würden sich Ärztinnen und Ärzte "auf die Diagnose und die Behandlung der Krankheit konzentrieren". Das seelische Leid der Patientinnen und Patienten werde "nicht wahrgenommen". Das könne, so Grayson, langfristig den therapeutischen Erfolg beeinträchtigen.
Krankheitsbedingter Stress als Symptom-Verstärker
So seien etwa die psychosozialen Belastungen, die mit Neurodermitis einhergehen, oft beträchtlich. Starker Juckreiz, Schlafstörungen, unvorhersehbare Schübe, soziale Stigmatisierung aufgrund der Hautveränderungen, aufwendige Behandlungen und Einschränkungen in vielen Lebensbereichen – von der Kleidungswahl bis hin zu Sport – hätten einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität. "Obwohl Depressionen und Angstzustände bekannte Komorbiditäten von Neurodermitis sind, bleibt die psychische Belastung oft unbehandelt, was das Gefühl der Isolation für Patienten und Familien verstärken kann", bringen es die Forschenden auf den Punkt. Angesichts des starken Zusammenhangs zwischen dem Schweregrad der Symptome und der psychischen Belastung sei insbesondere auch die Behandlung des Juckreizes von entscheidender Bedeutung.
Asthma liegt eine chronische Entzündung der unteren Atemwege zugrunde. In der Therapie von asthmatischen Beschwerden liegt der Fokus häufig auf einer medikamentösen Behandlung mit entzündungshemmenden und bronchienerweiternden Präparaten. Obwohl Studien belegen, dass Stress oder Angstzustände bei Asthma als Symptom-Verstärker wirken können, seien daraus ableitbare, nicht medikamentöse Behandlungen in der Forschung nach wie vor unterbeleuchtet.
Bei Nahrungsmittelallergien spielen wiederum Ängste eine große Rolle im Alltag betroffener Menschen. Etwa die Angst vor der nächsten Mahlzeit oder auch vor Situationen, die potenziell mit dem Allergen in Verbindung stehen könnten, wie ein Einkauf, ein Kinobesuch oder ein Bummel über den Markt. In diesem Zusammenhang sollten psychotherapeutische Interventionen zum Angstabbau und Angstbewältigung als relevanter Hebel zur Steigerung der Lebensqualität angesehen werden, betonen die Expertinnen und Experten.
Ärztinnen und Ärzte, so fassen die Fachleute zusammen, sollten Betroffene jedenfalls verstärkt "unterstützen, indem sie zu offenen Gesprächen über die psychische Gesundheit ermutigen, gemeinsame Bereiche des krankheitsbedingten Stresses ansprechen, auf Depressionen und Angstzustände hin untersuchen und Überweisungen an Fachleute für psychische Gesundheit (…) erleichtern".
Kommentare