Demnach berichten Frauen, die mit der Pille verhüten, seltener von Depressionen.
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Vergleich von Nutzerinnen und Nicht-Nutzerinnen offenbart Interessantes
Der Erkenntnis ging eine Analyse von Daten der US-Gesundheitsbehörde von über 6.000 Frauen im Alter von 18 bis 55 Jahren voraus. Bei den aktiven Pillen-Nutzerinnen traten schwere Depressionen deutlich seltener auf als bei ehemaligen Anwenderinnen. Konkret berichteten 4,6 Prozent der Anwenderinnen über schwerwiegende depressive Symptome. Bei Frauen, die die Pille früher eingenommen hatten, lag dieser Prozentsatz unterdessen bei 11,4 Prozent.
Forschenden stellen zwei Theorien auf
Damit liefert die Studie Ergebnisse, die im krassen Gegensatz zu bisherigen wissenschaftlichen Annahmen stehen. Die Forschenden haben dafür zwei Theorien parat: Zum einen könne die Pille Sorgen vor ungewollten Schwangerschaften nehmen. Davon profitiere die allgemeine psychische Verfasstheit. Zum anderen könnte auch ein Verzerrungseffekt die Ergebnisse zumindest zum Teil erklären: So sei es plausibel, dass Frauen, die während der Einnahme der Pille Depressionen erleben, das Medikament eher absetzen und damit in die Gruppe der ehemaligen Anwenderinnen fallen – und die Depressionsraten in dieser Gruppe erhöhen.
Verhütung als wichtiger Bestandteil der Gesundheitsvorsorge
Beeinflussende Effekte durch demografische Faktoren, chronische Erkrankungen und Antidepressiva wurden in der Studie ebenfalls berücksichtigt. Sowohl bei aktiven als auch bei ehemaligen Anwenderinnen berichteten verwitwete, geschiedene oder getrennt lebende Frauen wie auch übergewichtige und krebskranke Frauen häufiger von depressiven Zuständen. Bei ehemaligen Nutzerinnen scheinen vor allem gesellschaftliche Benachteiligung aufgrund der Hautfarbe, Rauchen, niedrigem Bildungsniveau und Armutsbetroffenheit das Depressionsrisiko zu erhöhen.
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"Empfängnisverhütung ist ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsvorsorge", betont Hauptautorin und Hormonspezialistin Julia Gawronska von der Anglia Ruskin University in einer Aussendung. "Die meisten Frauen vertragen die Antibabypille, ohne depressive Symptome zu entwickeln. Aber es gibt eine Untergruppe, bei der sich die Stimmung verschlechtert und sich sogar Depressionen entwickeln können – die Gründe dafür sind nicht ganz klar."
Im Gegensatz zu einigen früheren Studien habe man nun aber zeigen können, dass Frauen, die mit der Pille verhüten, "viel seltener über klinisch relevante Depressionen berichten als Frauen, die früher einmal die Pille genommen haben".
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Daraus leitet Gawronska potenziell "positive Auswirkungen der Pille auf die psychische Gesundheit von Frauen" ab: "Weil sie damit einfach die Sorge vor einer Schwangerschaft loswerden." Frauen mit bestehenden Depressionen würden die Pille wiederum eher absetzen. Mit der Gefahr, dass das Absetzen nichts an ihrem Zustand ändert, gleichzeitig aber das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft – und damit auch einer möglicherweise zusätzlichen psychischen Belastung – steigt.
Es sei daher wichtig, "dass die Frauen umfassend unterstützt und informiert werden und dass ihnen bei Bedarf alternative Verhütungsmethoden angeboten werden".
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