„Oft üben Eltern auch Druck gegenüber Volksschullehrkräften aus, dass die Kinder möglichst lauter Einser bekommen. Das ist keine schöne Entwicklung und man tut seinem Kind nichts Gutes, wenn man versucht, alle Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, statt es zu stärken, und es vielleicht in eine Schule drängt, wo es sich später plagt“, sagt Österreichs AHS-Direktorensprecherin Isabella Zins.
Eigenes Kind realistisch einschätzen
Neben den Noten geben Lesescreenings sowie IKM Plus Testungen, bei denen individuelle Kompetenzen erhoben werden, Aufschluss über den Lernstatus eines Kindes. Es sei zudem wichtig, darauf zu schauen, wie selbstständig das Kind ist und wie gerne es lernt. „Ich empfehle Eltern, auch mit der Lehrkraft in der Volksschule darüber zu sprechen, wie sie das Kind einschätzt. Manche Kinder brauchen einfach ein bisschen länger – viele Schüler aus der Mittelschule schaffen später trotzdem gut die Matura, weil sie von mehr Zeit zum Üben und kleineren Lernsettings profitieren“, betont Zins, die das BORG Mistelbach leitet.
Dass es Unterschiede zwischen Mittelschulen am Land und in der Stadt gibt, lasse sich laut Zins aber nicht leugnen. Einige Mittelschulen in Städten seien im „Brennpunkt-Eck“, sagt auch Doris Pfingstner, Direktorin der Mittelschule Aspern. Viele Eltern hätten Vorurteile. „Sie glauben etwa, dass nur bildungsferne Schichten oder Kinder mit Migrationshintergrund in Mittelschulen gehen – das muss aber nicht so sein und Schulen können sehr viel tun, um bildungsaffine Eltern zu überzeugen, etwa durch ein attraktives Freizeitangebot“, so Pfingstner. Tage der offenen Tür, die viele schon besuchen, wenn ihr Kind noch in der dritten Klasse Volksschule ist, helfen, sich einen Eindruck zu verschaffen, auch die Kinder sollten Gelegenheit haben, Schulen kennenzulernen.
Empfehlungen anderer Eltern
„Gerade bei Eltern, denen die Bildung ihrer Kinder wichtig ist, haben Empfehlungen einen hohen Stellenwert. Sie tauschen sich in Elternforen oder mit Eltern in der Nachbarschaft über den Ruf der Schule aus“, meint Pfingstner. Während in der AHS die Noten, die Wohnortnähe und ob bereits ein Geschwisterkind in die Schule geht, die ausschlaggebenden Kriterien für eine Aufnahme sind, wird in der Mittelschule viel Wert auf den persönlichen Eindruck gelegt, den das Kind macht. „Auch viele Gymnasiumsdirektoren wollen das Kind kurz kennenlernen, in vielen Mittelschulen zählt der soziale Eindruck aber etwas mehr.“
Pfingstner fragt dann etwa nach Freizeitbeschäftigungen oder dem Lieblingsgegenstand. AHS-Direktorensprecherin Zins betont, dass die Schule gut erreichbar sein sollte. Was die Volksschulfreunde machen, sei weniger wichtig – alle Schulen fördern das Knüpfen neuer Kontakte, etwa über Kennenlerntage. „Es kann helfen, wenn ein Kind bereits einen Freund zu Beginn hat, oft ändern sich die Freundschaften aber kurz nach Schulstart. Wichtiger ist, die Schulwahl auf die Interessen des Kindes abzustimmen, etwa sportliche oder musikalische Talente“, so Zins.
Zusätzlich sollte man sich Alternativen parat halten: Erhält man den Wunschplatz nicht, heißt es bei der Restplatzsuche Ende März nämlich schnell sein. Es gilt: „first come, first served“.
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