Alzheimer: Grazer Gehirntraining-App am Weg zum Medizinprodukt
Bewegungs- und Wahrnehmungsübungen, Rätsellösen, Wissensfragen und Singen - viele Trainings können den Krankheitsverlauf bei Alzheimer-Demenz positiv beeinflussen. In der Steiermark wird ein Gehirntraining am Tablet-Computer entwickelt, das im häuslichen Umfeld eingesetzt werden kann. Aktuelle Studienergebnisse zur App "Brainmee" stimmen zuversichtlich, teilte die Forschungsgesellschaft Joanneum Research am Mittwoch mit.
130.000 Personen österreichweit betroffen
Alzheimer-Demenz gilt aktuell noch als unheilbar. 130.000 Personen sind österreichweit davon betroffen, bis 2050 dürfte sich der Anteil aufgrund des kontinuierlichen Altersanstiegs der Bevölkerung verdoppeln.
Die Kombination von kognitiver, physischer und sozialer Aktivierung durch spielerische Ansätze scheinen erfolgversprechend und sind ein Hoffnungsträger um das Fortschreiten der Erkrankung einzubremsen.
Hier setzt die Arbeit der Forschungsgruppe von Silvia Russegger am Institut DIGITAL des Joanneum Research in Graz an. Sie engagiert sich in der Forschung im Bereich Active and Assisted Living (AAL) und Digitalisierung in der Pflege bei neurodegenerativen Erkrankungen und hat über die Jahre Kompetenzen in den Bereichen "Serious Games" für Menschen mit Demenz aufgebaut.
Tabletgestütztes Training
Jüngst wurde die von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) geförderte Studie "multimodAAL" abgeschlossen, welche die Wirkung eines abwechslungsreichen, tabletgestützten Trainings zur geistigen und körperlichen Aktivierung für Menschen mit Alzheimer untersucht hat.
In der Studie wurde die Trainings-App, die auf körperliche Aktivierung, Gehirnaktivierung, Wahrnehmung, Kreativität und Spiele abzielt mit mehreren begleitenden medizinischen und pflegewissenschaftlichen Untersuchungen zusammengeführt.
Gedächtnisleistung gefördert
"Bewegungs- und Wahrnehmungsübungen zum Aufwärmen werden gefolgt von Wissensfragen, Rechenaufgaben, Lückenwörtern und -texten, Puzzles, Bildpaaren, Fehlersuchbildern, Audiorätseln und mehr - so sollen unterschiedliche Gehirnregionen aktiviert werden", schilderte Russegger gegenüber der APA. Die wissenschaftliche Basis der App bilden mehrere Forschungsprojekte der Joanneum Research, der Medizinischen Universität Graz und zahlreichen weiteren Partnern, die bereits in zahlreiche Publikationen mündeten.
Die Probanden nutzten unter Anleitung von Mitarbeitern des Roten Kreuzes über sechs Monate das abwechslungsreiche tabletgestützte Training zur körperlichen und geistigen Aktivierung. Mithilfe der neurologischen Magnetresonanztomografie und pflegewissenschaftlichen Erhebungen wurden die Auswirkungen dieser Intervention im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne Training untersucht. Es habe sich deutlich gezeigt, dass die Aktivierungstrainings mittels digitaler Anwendungen die Gedächtnisleistung im Alter fördern und den Krankheitsverlauf von Demenz verzögert, fasste Russegger zusammen.
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