Tipps von der Psychologin: Adventrituale gegen Weihnachtsstress

Ein Kind bastelt am Tisch mit buntem Papier und Stiften, im Hintergrund steht ein leuchtender Weihnachtsbaum.
In der oft hektischen Vorweihnachtszeit können kleine, liebevoll gepflegte Rituale für Familien zu wertvollen Ankerpunkten werden.

Sie geben Sicherheit und Orientierung, vermitteln ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, Verlässlichkeit und Struktur im Alltag: "Rituale sind für Kinder und ihre Entwicklung enorm wichtig", weiß Andrea Mohapp. "In der Vorweihnachtszeit können sie zudem zur Entschleunigung beitragen", sagt die Psychologin und Psychotherapeutin. 

Kekse backen, gemeinsam singen, weihnachtliche Basteleien oder Weihnachtspost anfertigen, Kerzen anzünden, einen Brief oder eine Zeichnung ans Christkind schicken, oder Orangen als Deko mit Nelken bestücken: Der Advent eignet sich besonders gut, um Erlebnisse zu planen, die alle Sinne ansprechen. 

"Im Kern geht es darum, sich bewusste Zeit zu nehmen, ein gemeinsames Erlebnis fernab des Vorweihnachtstrubels zu planen."

Genussmomente im Hier und Jetzt

Auch Weihnachtsgeschichten eignen sich gut, um gedanklich in magische Welten einzutauchen. "Wenn die Fantasie von Klein und Groß angeregt wird, hat das immer etwas Heilsames", sagt die Psychologin. 

Insbesondere das Verzieren und Dekorieren des Wohnraums könne ein schönes Familienevent sein: "Dazu kann man selbstgemachten Kinderpunsch trinken."

Der Brief ans Christkind darf neben materiellen Herzenswünschen auch gute Gedanken für nahe und ferne Mitmenschen beinhalten. 

Auch die Natur darf in die Planung einbezogen werden. Ein Spaziergang durch den winterlichen Wald, bei dem man Tannenzapfen, Zweige oder schöne Steine sammelt, lädt dazu ein, kleine Naturdekorationen für zu Hause zu basteln. Auch das Gestalten einer Futterstelle für Vögel – etwa mit selbstgemachten Meisenknödeln – vermittelt den Kindern Wertschätzung für Tiere und Umwelt. Am Abend kann man zusammen ein kleines Lichtritual gestalten: Kerzen oder Laternen werden entzündet und auf einen Spaziergang mitgenommen. 

Die Welt über die Sinne zu erleben und sich bewusst kleinen Genussmomenten im Hier und Jetzt zu widmen, kann auch Erwachsenen helfen, mehr bei sich anzukommen. "In den letzten Wochen des Jahres gibt es oft noch viel zu erledigen. Statt Besinnlichkeit nimmt der Stress Überhand – das spüren auch Kinder, die feine Antennen für elterliche Gefühlszustände haben", weiß Mohapp.

Vergangenes in Erinnerung rufen, Wünsche fürs Neue Jahr fassen

Zum Jahreswechsel hin können Eltern mit ihren Kindern zusammen auf das vergangene Jahr zurückblicken. "Man kann zum Beispiel mit Wolle einen Pfad am Boden auslegen und dann mit Blättern oder Symbolen jene Momente markieren, die bedeutsam waren", schlägt Mohapp vor. 

Wichtig sei, auch schwierige Situationen Revue passieren zu lassen. "Den Abschluss sollte aber der Fokus auf das Gelungene bilden." In einer kleinen Schatzkiste oder einem großen Einmachglas können Wünsche für das neue Jahr auf kleinen Notizzetteln oder in Form von Bastelwerken Platz finden.

Mehr Harmonie am 24. Dezember

Die Adventszeit stückweise zu zelebrieren, ist auch im Hinblick auf das große Fest am 24. Dezember hilfreich. "Es nimmt den Druck heraus, dass alles perfekt und harmonisch sein muss, weil man davor schon schöne gemeinsame Momente geteilt hat", erläutert Mohapp. 

Erwartungen an das Weihnachtsfest seien ohnehin oft unrealistisch. "Von diesen Idealen dürfen wir uns gerne verabschieden und stattdessen verinnerlichen, dass es nicht viel mehr braucht als das Miteinander und den Genuss."

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