"Abtreibungspille" nun auch durch Gynäkologen verschreibbar

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Die Zulassung für das Medikament "Mifegyne" wurde geändert. Bisher war der medikamentöse Abbruch nur in Kliniken möglich.

Seit 2000 ist es möglich, mit dem Medikament "Mifegyne" eine ungewollte Schwangerschaft in einem frühen Stadium zu beenden. Dieser medikamentöse Abbruch war aber bisher nur in Kliniken und Ambulatorien, die Schwangerschaftsabbrüche im Rahmen der Fristenlösung durchführen, erlaubt. Nun bestätigte das Gesundheitsministerium dem KURIER, dass "ab sofort" auch niedergelassene Gynäkologen und Gynäkologinnen die Tablette für den medikamentösen Schwangerschaftsabbruch verschreiben dürfen. 

Der Entscheidung war ein Antrag der Herstellerfirma auf Änderung des Zulassungsbescheids (nur für Kliniken) vorausgegangen, den das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) genehmigte aufgrund einer "medizinisch-fachlichen" Entscheidung. Eine Sprecherin von Gesundheitsminister Rudolf Anschoben begründete dies so: "Das Medikament Mifegyne ist die Alternative zum chirurgischen Schwangerschaftsabbruch und gilt als eine der sichersten Methoden. Damit kann eine, für die betroffenen Frauen, deutlich schonendere Form des Schwangerschaftsabbruchs nicht nur in Krankenanstalten und Kliniken durchgeführt werden, wie das in vielen europäischen Ländern bereits der Fall ist."

Änderung "zeitgemäß"

Die Änderung und erweiterte Zulassung wurde etwa von der Frauensprecherin der Grünen, Meri Disoski, und SPÖ-Nationalratsabgeordneter Petra Bayr begrüßt. "Bisher war es so, dass die Mifegyne ausschließlich in Krankenanstalten und in Ambulatorien, die zur Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen berechtigt sind, abgegeben werden durfte. Das widerspricht der medizinischen Praxis in vielen Ländern und bedeutet zudem für Frauen, die im ländlichen Raum leben, eine mühsame lange Anfahrt in einer ohnehin belastenden Situation", wurde Meri Disoski in einer Aussendung zitiert. "Die Verschreibungsmöglichkeit ist auf Gynäkologen und Gynäkologinnen beschränkt", erklärte sie gegenüber der APA.

"Endlich ist es möglich, dass Frauen eine ungewollte Schwangerschaft innerhalb der ersten neuen Wochen niederschwellig durch einen medikamentösen Abbruch beenden. Lange hat es gedauert, die Erleichterung ist groß", gegrüßte Petra Bayr die erweiterte Zulassung.

1999 zum ersten Mal verwendet

Bei Mifegyne handelt es sich um ein Medikament, das ehemals unter dem Namen RU-486 bekannt geworden und viele Jahre lang als mögliches Mittel für Schwangerschaftsabbrüche vor allem ideologischen und weltanschaulichen Diskussionen ausgesetzt war.

Die Erstanwendung im Jahr 1999 am Krankenhaus Korneuburg in Niederösterreich hatte dort zu Demonstrationen von Abtreibungsgegnern geführt. Die Wirksubstanz selbst - Mifepriston - war bereits 1980 vom damaligen franzögischen Pharmakonzern Roussel-Uclaf entdeckt worden. Es ist ein Progesteron- und Glukokortikoid-Rezeptorantagonist.

Gynäkologe Christian Fiala warnt vor Risiko ohne Beratung

Der Wiener Gynäkologe und Leiter von Ambulanzen für Schwangerschaftsabbrüche, Christian Fiala, begrüßte am Donnerstag die erweiterte Zulassung bzw. Verschreibbarkeit des Medikaments ebenfalls, "weil sie grundsätzlich den Zugang zum Schwangerschaftsabbruch niederschwelliger macht und auch Frauen in den Bundesländern eine wohnortnahe Versorgung ermöglicht", wie es in einer Aussendung hieß.

Allerdings warnte Fiala davor, dass die Abgabe an ungewollt Schwangere damit auch ohne Qualitätssicherung sowie ohne Beratung und Nachkontrolle erfolgen könnte. "Das könnte ein Risiko für Frauen bedeuten", so der Arzt. Fiala war 1999 einer der Ärzte am Krankenhaus Korneuburg, welche RU 486 anwendeten.

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