13 Prozent weniger Mammographien und Koloskopien im Vorjahr

Der Kontakt zwischen Ärztin und Patientin blieben im vergangenen Jahr auf der Strecke.
Allgemeine Vorsorgeuntersuchungen gingen im Vergleich zu 2019 um elf Prozent zurück.

Die Zahl der Mammographien und Koloskopien ist im Vorjahr jeweils um rund 13 Prozent zu 2019 zurückgegangen. Vor den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Brust- und Darmkrebsvorsorge warnten Gewerkschaftsbund (ÖGB), Gesundheitskasse (ÖGK) und Ärztekammer am Donnerstag bei einem Medientermin. "Die Folgeerkrankungen werden erst auftauchen", sagte Andreas Huss, ÖGK-Vizeobmann. "Und sie werden schwerer auftauchen, als sie mit guter Vorsorge gewesen wären."

Daten zu den Auswirkungen gibt es auch laut Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres noch nicht. Einzelfälle seien aber bereits zu beobachten. "Patienten sind mit fortgeschritteneren Erkrankungen ins Spital gekommen, als das vorher der Fall war. Wenn ich einen Tumor nicht rechtzeitig erkenne, dann kann es sein, dass ich ihn nicht mehr wirkungsvoll behandeln kann."

Allein im zweiten Quartal 2020 führten die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus dazu, dass die Vorsorgeuntersuchungen um fast 40 Prozent zurückgingen, berichtete Huss. Im ganzen Jahr 2020 wurde das allgemeine Untersuchungsprogramm, die sogenannte Gesundenuntersuchung, um elf Prozent weniger in Anspruch genommen als im Jahr davor. Hier drohe "sicher Schlimmes für einen Teil dieser Menschen".

Weniger Krebsabstriche, Kuren und Rehas

Auch die gynäkologischen Untersuchungen gingen 2020 zurück, acht Prozent betrug das Minus bei den PAP-Abstrichen. Hörgeräte wurden 12,5 Prozent weniger ausgegeben. Bei den Vergleichszahlen von 2020 zu 2019 handelt es sich laut Huss um Hochrechnungen, da die Daten aus dem vierten Quartal noch fehlten und geschätzt werden mussten. Auch bei Rehabilitationen und Kuraufenthalten gab es Rückgänge.

"Wir müssen die Nebenwirkungen der Pandemie genau so bekämpfen wie das Coronavirus", forderte die leitende ÖGB-Sekretärin Ingrid Reischl. Frühe Prognosen, dass der Rückgang bei den Vorsorgeuntersuchungen im zweiten Halbjahr 2020 aufgeholt werde, seien nicht eingetreten. Reischl rief vor allem jene Frauen auf, die Einladungen zu Mammographien erhalten, diese "unbedingt zu machen". "Corona ist zwar eine schwere Krankheit, aber nicht die einzige Krankheit, an der die Menschen leiden", sagte auch Szekeres. "Bitte gehen Sie zu Kontrolluntersuchungen!"

Auswirkungen auf Zahngesundheit

Von weltweiten Auswirkungen der Pandemie auf die Zahngesundheit berichtete am Donnerstag auch die FDI World Dental Federation. Zahlreiche Menschen würden Routineuntersuchungen meiden und erst dann zum Zahnarzt gehen, wenn sie starke Schmerzen haben. Durch die veränderten Tagesabläufe würden viele Menschen mehr zwischen den Mahlzeiten zu Hause naschen und das zweimalige Zähneputzen pro Tag vernachlässigen.

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