Spontane Gesichtsausdrücke dürften angeboren sein
Angst, Freude oder Wut lassen sich meist im Gesicht ablesen. Diese spontane Mimik als Gefühlsausdruck scheint angeboren zu sein, berichten Forscher der Uni Genf. Sie hatten zahlreiche Studien über die Gesichtsausdrücke blind geborener Menschen ausgewertet.
Imitieren Neugeborene die Gesichtsausdrücke, die sie sehen, und erlernen sie, oder ist emotionale Mimik angeboren? Diese Frage beschäftigt die Wissenschaft seit langem. Wichtige Hinweise dazu liefern Beobachtungen an Menschen, die blind geboren wurden.
Angeboren und universell
Ein Forscherteam um Edouard Gentaz von der Universität Genf hat 21 Studien über die Mimik von Blinden aus den Jahren 1932 bis 2015 ausgewertet. In ihrer Übersichtsarbeit im Fachblatt „Psychonomic Bulletin & Review“ halten sie fest: Es spricht vieles dafür, dass spontane Mimik tatsächlich angeboren und universell ist. Sie aktiviert nämlich die gleichen Gesichtsmuskeln bei Blinden und Sehenden.
Eine der untersuchten Studien verglich beispielsweise freudige und enttäuschte Gesichtsausdrücke von sehenden und nichtsehenden Athleten bei den Paralympischen Spielen 2004. Andererseits spielt das Lernen durch Beobachtung dennoch eine wichtige Rolle, wie andere Studienresultate zeigten: Wenn Blinde absichtlich eine bestimmte Emotion ausdrücken sollen, fällt das Resultat anders aus als erwartet.
Nachahmung und soziales Lernen dennoch wichtig
„Die Tatsache, dass die gleichen Muskeln arbeiten, wenn Emotionen spontan ausgedrückt werden, könnte Beweis dafür sein, dass dies angeboren und universell ist und nicht nur von sozialem Lernen durch Nachahmung abhängt“, sagte Gentaz gemäß einer Mitteilung der Uni Genf vom Dienstag. Andererseits zeigten die Resultate beim absichtlichen Aufsetzen eines bestimmten Gesichtsausdrucks, wie wichtig soziale Konventionen beim Erlernen der Ausdrucksstärke seien.
Sehende Kinder könnten beispielsweise vor dem Spiegel üben und ihre Mimik verfeinern. Eine Übungsmöglichkeit, die blinde Kinder in dieser Form nicht hätten, schrieb die Uni Genf - was das richtige Proportionieren der ausgedrückten Emotionen erschwere. Die Forschenden untersuchen daher auch Möglichkeiten, diesen Lernprozess auf Basis der anderen Sinne zu erleichtern, beispielsweise durch Ertasten.
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