Geburt: Schmerzmittel selbst pumpen

Die Psyche beeinflusst die Schmerzempfindung: Je besser eine Frau über die Geburt und die möglichen Schmerztherapien informiert ist, desto besser kann sie damit umgehen.
Mit der "PIEB" haben Gebärende die Kontrolle über die Schmerzmittel.

Nach acht Stunden Wehen hielt Lisa die Schmerzen nicht mehr aus – sie ließ sich einen Kreuzstich geben (PDA, Peridurale Analgesie). Allerdings in der neuen Version als Pumpe, die sie selbst per Knopfdruck bedienen konnte. "Ich hatte noch Schmerzen, aber nur noch wie Regelschmerzen und nicht mehr so stechend ins Mark gehend. Die Pumpe hat mir ein Stück Kontrolle zurückgegeben und ich habe die weiteren acht Stunden bis zur Geburt gar nicht mehr gedrückt."

Die PIEB (Programmed Intermittent Epidural Bolus) ist die neueste Methode zur Bewältigung von Geburtsschmerzen. Statt wie bisher bei der PDA eine Dosis bis zu zwölf Milliliter Schmerzmittel zu verabreichen, bekommt die Gebärende in einer Stunde zwei Mal fünf Milliliter – und kann sich bei Bedarf per Knopfdruck zusätzlich selbst Schmerzmittel geben. Das passiert unter ärztlicher Aufsicht, die zuvor auch eine Maximaldosis festgelegt hat.

Im Gegensatz zur bisher angewandten PDA kann die Frau sich frei bewegen, bei Bedarf pressen oder ihre Position wechseln. Nebenwirkungen wie Taubheit in den Beinen bleiben aus. Daher spricht man auch von walking epidural. Durch diese Art der Verabreichung "verteilt sich das Mittel besser, wir erreichen eine bessere Schmerzreduktion und es sind weniger Schmerzmittel nötig", erklärt der Anästhesist Priv.-Doz. Stefan Jochberger von der Uni-Klinik Innsbruck.

Selbstbestimmt Schmerzen unter Kontrolle

"In keinem anderen Bereich der Medizin wird so ein großer Schmerzgrad akzeptiert", sagt die Münchner Anästhesiologin Priv.-Doz. Heidrun Lewald. Hierbei spiele aber die Psyche eine besonders große Rolle. Je besser die Frauen wissen, was auf sie zukommt, desto besser können sie sich darauf vorbereiten und die Situation steuern. "Im Vordergrund steht, dass die Frau die Bestimmerin ihrer Schmerzen ist."

Zu Beginn einer Geburt arbeiten Hebammen etwa gerne mit krampflösenden Mitteln aus der Homöopathie, mit Aromapflege oder mit geburtsvorbereitender Akupunktur. Bei Bedarf wird die Schmerztherapie dann stufenweise eingeleitet. "Die Frau muss sich aussuchen können, wie weit sie gehen möchte", betont Lewald. "Oft kann schon durch einen Positionswechsel Entspannung erreicht werden." Die Schmerzen dürfen nur nicht so groß werden, dass die Frau verkrampft, denn das würde die Geburt nur noch mehr verzögern.

Entscheidet sich eine Gebärende für eine Schmerztherapie, wird zunächst mit Paracetamol behandelt, unterstützend helfen Massagen. Im nächsten Schritt können Opioide verabreicht werden – hier kommen meist Pethidin und Meptazinol zum Einsatz, die ohne einen Anästhesisten verabreicht werden können.

Schließlich kann der Kreuzstich (PDA) Abhilfe verschaffen – dabei wird zwischen den Wirbeln unterhalb des Rückenmarks ein lokales Betäubungsmittel eingespritzt. In der modernen Pumpen-Version PIEB (siehe Hauptbericht) sind die Maximaldosis und ein Minimum-Intervall für die Verabreichung festgelegt.

Derzeit erlebt auch das Lachgas eine Renaissance in der Therapie – in Ländern wie England, Finnland oder Australien wird es häufig angewandt. Es wird über eine Maske eingeatmet, entspannt schnell und wird auch rasch wieder ausgeschieden. Allerdings gibt es ein geringes Risiko für Missbildungen beim Neugeborenen und für Herz-Kreislauf-Probleme.

Neu ist der Einsatz des Opioids Remifentanil – es ist 200-mal so stark wie Morphium. Es wirkt sehr schnell und die Wirkung hört auf, sobald die Zufuhr gestoppt wird. Hier ist strenge Überwachung nötig, da es bei einer Überdosierung zu Atemlähmung oder Herz-Kreislauf-Stillstand kommen kann.

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