Warum die Nilgans in Österreich nicht willkommen ist

Eine Nilgans segelt mit ausgebreiteten Flügeln über das Wasser.
Graugänse sind in Österreich die häufigste heimische Wildgansart. Doch EU-weit erregt die subtropische Nilgans Aufsehen.

Während die einen gut gemästet und gewürzt mit Rotkraut und Knödel auf dem Teller landen, tun das andere laut schnatternd im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel. Allabendlich kehren tausende Gänse in der charakteristischen V-Formation von der Futtersuche auf den Feldern zurück, um in großen Trupps sicher am Wasser zu übernachten; Einheimische, seltene Durchzügler und saisonale Gäste.

„In Österreich kommen 15 Vogelarten vor, die ,Gans‘ im Namen tragen. Es sind Echte Gänse und Halbgänse mit anderer Entwicklungsgeschichte“, sagt Bernhard Paces. Der Ornithologe bei Birdlife Österreich weiß, dass nur drei der 15 Spezies regelmäßig in Österreich brüten, was Alopochen aegyptiaca auf die EU-Liste der unerwünschten Neuankömmlinge brachte, und warum Bejagung mitunter für die falschen Vögel fatale Folgen hat.

„Die Graugans ist bei uns in allen Bundesländern verbreitet. Es gibt etwa 1.000 Paare“, verweist der Vogelkundler zunächst auf die wilden Vorfahren der heutigen Hausgänse. 

Seit den 1970er-Jahren wird das Verhalten der Einzeltiere wie des Kollektivs federführend im Almtal erforscht. Hochsozial findet sich Anser anser zu Scharen zusammen, um sich später paarweise der Fortpflanzung zu widmen. Familie geht über alles. Die Nestflüchter – ohne Flugplan in den Genen geschlüpft – lernen die Zugrouten von ihren Eltern. Schwestern halten besonders eng zusammen, auch Dreierbeziehungen und gleichgeschlechtliche Duos sind nicht unüblich.

Drei von 15 Wildgansarten brüten in Österreich

„Die Brandgans brütet in der Größenordnung von 150 Paaren vor allem am Unteren Inn und im Burgenland. Die Nilgans mit 20 bis 30 Brutpaaren ist vor allem in Oberösterreich bereits heimisch geworden“, zählt Paces weiter auf. Tatsächlich hat die ursprünglich aus Afrika stammende Spezies Hierzulande erstmals 2013 Zweige, Gräser, Blätter und Daunen für die Brut locker zusammengesteckt; sie legt ihre Eier am Boden bis baumhoch ins Habichtnest.

Jetzt steht die invasive Art unter strenger Beobachtung. (Meldungen z.B. bei Birdlife unter ornitho.at) Die EU will die Ausbreitung der Nilgans tunlichst verhindern. In Großbritannien, wo die hübschen Vögel schon im 17. Jahrhundert gute Figur machen sollten, hat sich das Parkgeflügel, einmal entkommen, rasch ausgebreitet. 

Denn Alopochen aegyptiaca ist robust, anpassungsfähig, genügsam, mitunter aggressiv-territorial und verdrängt damit heimische Verwandtschaft. Da sie mit artfremden Gänsen Nachwuchs zeugen kann, verändert sie zudem deren Genmaterial. 

Gänse richten Schaden in der Landwirtschaft an und verschmutzen Städte

In den Niederlanden wiederum, wo es ausgesetzte Individuen auf mehr als 10.000 Tiere gebracht haben, verursachen die vorwiegenden Pflanzenfresser mit den Hornzähnen am Schnabel Schäden in der Landwirtschaft; in Städten verschmutzen sie grüne Oasen mit Kot.

„Der Einfluss der Nilgans auf Ökonomie und Ökologie steht außer Frage. Doch der Mensch ist der treibende Faktor dieser Entwicklung“, betont der Naturschützer. Nicht zuletzt begünstigt der hausgemachte Klimawandel den Höhenflug des gelisteten Bioinvasors. Mit einem milden Winter, der Gewässer eisfrei hält, kommen die subtropischen Vögel gut zurecht. Nur wenn eine mehr als mäusekniehohe Schneedecke das Äsen verhindert, wird das bis zu 2,2 kg schwere Federvieh nicht satt.

EU schreibt seit 2017 Maßnahmen zur Bekämpfung der Bioinvasoren vor

Noch sind die Zahlen der Nilgänse in Österreich überschaubar. Doch die EU hat bereits 2017 allen Mitgliedsstaaten Maßnahmen vorgeschrieben, um die Populationen klein zu halten. 

So braucht es etwa ein Monitoring. Haltung, Zucht wie Einfuhr der Vögel sind untersagt. Auch Füttern ist verboten. Eine Bejagung von heimischen Wildgänsen sieht Birdlife-Experte Bernhard Paces grundsätzlich kritisch: „In der Morgendämmerung auf ausfliegende Gänse zu schießen, birgt das Risiko, Tiere anderer Gänsearten zu töten.“

Kommentare