Forscher fanden Ausbreitungs-"Hubs" für eingeschleppte Arten

Forscher fanden Ausbreitungs-"Hubs" für eingeschleppte Arten
Experte: Maßnahmen sollten in aufstrebenden Handelsmächten wie China, Brasilien oder Indien gesetzt werden.

Nach Mustern in historischen Daten zur Einschleppung und Weiterverbreitung gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten hat ein Forschungsteam in einer im Fachblatt "PNAS" veröffentlichten Studie gesucht. Einmal mehr zeigt sich, wie der globale Handel diese Entwicklung antreibt. Um den entgegenzuwirken, sollte vor allem in aufstrebenden Handelsmächten wie China, Brasilien oder Indien besser aufgepasst werden, so der an der Studie beteiligte österreichische Ökologe Franz Essl.

Dem Team um Forscher aus Portugal und Deutschland gehörte auch der am Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien tätige Wissenschafter an. Schon über die vergangenen rund zehn Jahre hinweg haben Wissenschafter eine globale Datenbank zur Verbreitung von invasiven, durch Menschen eingeschleppten Pflanzen (Neophyten) und Tieren (Neozoen) aufgebaut, erklärte Essl im Gespräch mit der APA.

Länder mit hohem Transportvolumen

Nun folgten auch noch Daten darüber, wann diese Arten jeweils in welchem Land erstmals dokumentiert wurden. Auf Basis dessen, "wollen wir besser verstehen, wie dieser globale Ausbreitungsprozess eigentlich funktioniert". Die Idee dahinter ist, herauszufinden, ob es Regionen mit besonders zentralen Rollen gibt, und wie es dazu kommt.

Tatsächlich fanden die Wissenschafter im Rahmen ihrer Netzwerkanalyse über die vergangenen rund 200 Jahre hinweg Regionen oder Länder, die historisch gesehen als dankbare Sprungbretter für invasive Arten dienten. Für Vögel, Gefäßpflanzen, Insekten und Fische zeichneten sich erstaunlich ähnliche Muster ab.

So vollzieht sich der Prozess in zwei Phasen: Zum Ankommen und in der Frühphase der Etablierung in einer neuen Region nutzten solche Arten tatsächlich "Hubs" oder "zentrale Knotenpunkte. Das sind häufig Länder, die ein hohes Transport- oder Importvolumen haben - klassischerweise Länder, wie etwa Großbritannien", erklärte Essl. Durch die frühe Industrialisierung dort und das einst große Weltreich kam dem Land lange eine zentrale Rolle beim Sprung von neuen Arten nach Europa zu.

Nach der Verwilderung ging es in der zweiten Phase vor allem an die Besiedlung der Nachbarstaaten. "Hier spielt dann eine wesentliche Rolle, ob die Nachbarländer klimatisch ähnlich oder unähnlich sind", so der Ökologe. Ersteres begünstigt eine Weiterverbreitung.

Will man nun eine weitere Eskalation der vielerorts mit großen Problemen für angestammte Tiere und Pflanzen verbundenen Ausbreitung von invasiven Arten verhindern, sollte berücksichtigt werden, dass "einzelne Länder wirklich eine überproportionale Bedeutung haben", so Essl: "Würde es gelingen an diesen Einfallstoren zu verhindern, dass gebietsfremde Arten den Sprung auf einen neuen Kontinent schaffen, wäre eine Eindämmung denkbar." Dazu bräuchte es etwa gute Importkontrollen. Laut der neuen Analyse ist Österreich zusammen mit Belgien, Kanada, der Schweiz, Deutschland Großbritannien, Neuseeland, den USA und dem von vielen eingeschleppten oder gezielt ausgesetzten Neuankömmlingen, wie Kaninchen, Kröten oder Kamelen geplagten Australien zu den Ländern zu zählen, wo solche Arten mittlerweile recht früh erkannt werden.

Neben der Erkenntnis, dass man an "Knotenpunkten" solche Entwicklungen deutlich besser einfangen kann, liege es auch an jenen Staaten, die in den vergangenen Jahrzehnten zu den zentralen Spielern in den weltweiten Lieferketten wurden, dem Einhalt zu gebieten. "Dort wären Maßnahmen sehr wichtig", so Essl, denn zuletzt kam das Gros der eingeschleppten Arten meist über China aus Ostasien in andere Kontinente.

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