Fluglärm macht depressiv

Subjektiv fühlten sich die Menschen rund um alle untersuchten Flughäfen stark belästigt.
Krach wirkt sich zwar nicht auf den Blutdruck aus, er erhöht jedoch das Risiko für Depressionen und Herzschwäche.

Chronischer Verkehrslärm erhöht das Risiko für Depressionen und Herzschwäche, wirkt sich aber nicht auf den Blutdruck aus. Das ist das Fazit der Studie "Noise-Related Annoyance, Cognition and Health" (NORAH).

Blutdruck

Wissenschaftler hatten dafür fünf Jahre lang die gesundheitlichen Folgen von Flug-, Straßen- und Schienenlärm in den Regionen Rhein-Main, Köln-Bonn und Stuttgart untersucht. Ein erhöhtes Risiko, an Depressionen zu erkranken, habe sich vor allem bei Menschen gezeigt, die dauerhaft Fluglärm ausgesetzt sind. Diese psychischen Folgen seien bisher kaum beachtet worden, berichteten die Autoren verschiedener Disziplinen.

In Teilstudien hatten sich die Forscher mit der Lebensqualität, dem Schlafverlauf, der Häufigkeit von Krankheiten im Rhein-Main-Gebiet und der Veränderung des Blutdrucks in Lärm-Gebieten beschäftigt. Subjektiv fühlten sich die Menschen rund um alle untersuchten Flughäfen stark belästigt. Diese Beeinträchtigung der Lebensqualität sei bei gleichbleibendem Dauerschallpegel in den vergangenen Jahren gestiegen. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen habe die NORAH-Studie aber keinen Effekt auf den Blutdruck nachweisen können.

Nachtruhe

Positive Wirkung bescheinigen die Wissenschaftler dem Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen: Seit 2011 eine sechsstündige Ruhezeit in der Nacht eingeführt wurde, schlafen die Anrainer nach den Ergebnissen besser. Die Einstellung zum Flugverkehr spielt laut Studie anscheinend eine Rolle: Menschen, die der Fliegerei positiv gegenüberstehen, schlafen demnach besser als Flugverkehr-Kritiker.

Für die Studie wurde die Belastung durch Flug-, Straßen- und Schienenlärm im Raum Frankfurt für 900.000 Gebäude berechnet. Zusätzlich wurden Lärmdaten von je 2500 Anwohnern der Flughäfen Köln-Bonn und Stuttgart erhoben. Zur Belästigung wurden 29.000 Flughafen-Anwohner befragt, für die Krankheitsrisiken wurden Krankenkassendaten von rund einer Million Menschen im Rhein-Main-Gebiet ausgewertet, an der Schlafstudie nahmen rund 200 Menschen teil, an der Blutdruckstudie 844 Menschen.

Lernen

Das Ergebnis der Teilstudie zur Entwicklung von Kindern ergab, dass Volksschulkinder bei ständigem Fluglärm langsamer Lesen lernen. Mindestens einen Monat länger als andere brauchen Zweitklässler dafür in Volksschulen rund um den Frankfurter Flughafen. Dieses Ergebnis wurde bereits vor einem Jahr veröffentlicht.

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