Fast jeder Vierte versteht Arzt nicht

Fast jeder Vierte versteht Arzt nicht
Wenn es um ihre Gesundheit geht, sind die Österreicher unsicher. Laut Studie kann jeder Vierte den Ausführungen des Arztes nicht folgen.

Um die Gesundheitskompetenz der Österreicher ist es nicht gerade gut bestellt: Jeder Zweite ist sich unsicher dabei, die Vor- und Nachteile von verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu beurteilen. Jeder Dritte weiß nicht, wo er Informationen über Therapien für Krankheiten findet.

All das sind Ergebnisse einer EU-Studie, die in Österreich vom Fonds Gesundes Österreich finanziert und unter der Leitung von Prof. Jürgen Pelikan vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Gesundheitsförderungs-Forschung durchgeführt wurde. Erhoben wurde, wie kompetent sich die Befragten in den Bereichen Krankheitsbewältigung, Prävention und Gesundheitsförderung einschätzen.

„Die Ergebnisse zeigen, die Mehrheit der Österreicher (rund 56 Prozent, Anm.) hat eine begrenzte Gesundheitskompetenz", erklärt Pelikan. An der Studie durften übrigens keine Migranten, sondern nur Bürger mit EU-Status teilnehmen. Die Bedeutung der Gesundheitskompetenz streicht die international renommierte Expertin Ilona Kickbusch heraus: „Gesundheitsentscheidungen sind Alltagsentscheidungen: Wie viel bewege ich mich, welches Brot kaufe ich, zu welchem Arzt gehe ich? All diese Entscheidungen brauchen Kompetenz." Einerseits gehe es darum, die Fähigkeiten der Menschen zu fördern, solche Entscheidungen zu treffen – andererseits brauche es dafür auch die richtige Unterstützung.

Niederlande top

Fast jeder Vierte versteht Arzt nicht

Die Österreicher lagen leider bei allen abgefragten Punkten unter dem EU-Schnitt: Gruppen, wie Menschen mit einem Alter über 76, chronisch Kranke oder jene mit einem sozial niedrigen Status schnitten erwartungsgemäß noch schlechter ab. „Je höher die Gesundheitskompetenz, desto besser wurde die eigene Gesundheit eingeschätzt. Diese Menschen machen auch häufiger Sport, haben weniger Übergewicht, aber es gibt keinen Unterschied beim Rauchen und beim Alkoholkonsum", erklärt Pelikan. Wie so oft sind die Niederlande bei der Studie auf Platz eins. Woran das liegt, müsse erst untersucht werden.

Innerhalb Österreichs sei das Ost-West-Gefälle nicht so stark wie erwartet: Vorarlberg und das Burgenland schnitten etwa deutlich besser ab als die Steiermark, Niederösterreich und Wien. „Auch die Jugendlichen unterscheiden sich nicht so sehr von den Erwachsenen, wie wir gehofft hätten", sagt Pelikan.

Auftrag

Um diese Situation zu verbessern, seien Maßnahmen auf zwei Ebenen notwendig. Zum einen müsse das System verständlicher werden, zum anderen die Bevölkerung darin geschult werden, mit den Informationen umzugehen. Pamela Rendi-Wagner vom Gesundheitsministerium sieht die Studienergebnisse als Auftrag und als Chance für die Politik.

Die erhöhte Komplexität, die mit der Spitzenmedizin in Österreich einhergeht, nütze dem Einzelnen nichts, wenn er die Angebote nicht adäquat nutzen kann. Sie verweist außerdem auf die zehn Gesundheitsziele für Österreich, die aktuell im Ministerrat beschlossen wurden und auch Punkte wie die Stärkung der Gesundheitskompetenz und die Steigerung der Transparenz enthalten. In den kommenden Monaten soll ein verbindlicher Umsetzungsplan folgen.

Nur fraglich, wie viele Österreicher davon etwas mitbekommen. Denn die Studie ergab auch: Fast sechs von zehn Österreichern finden es schwierig, etwas über politische Veränderungen herauszufinden, die Auswirkungen auf die Gesundheit haben könnten.

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